Bewusstsein ist alles – Rupert Spira
Rupert Spira
geboren 1960 in London, ist ein international bekannter Lehrer des Nichtdualismus, des Advaita Vedanta in der Tradition von Ramana Maharshi.
Rupert Spira lädt dazu ein, die Welt mit neuen Augen zu sehen, ganz von der eigenen Erfahrung ausgehend. Erfahrung meint er in einem radikalen Sinne, als reine Wahrnehmung ohne subjektive Wertungen, nicht verfälscht durch Interpretationen.
Mit seinen Betrachtungen macht er klar, dass wir Menschen uns weder über unseren Körper noch über unseren Verstand definieren können. Unserem Wesen nach sind wir vielmehr Bewusstsein, das jeder gerade stattfindenden Erfahrung gewahr ist. (Text auf der Rückseite des Buches)
Vorwort
„Dieses Buch beschäftigt sich nicht mit einzelnen Eigenschaften der Erfahrung, sondern mit der Erfahrung selbst. Es erforscht die grundsätzliche Natur von Erfahrung. Was ist dieses Ich?
Was ist dieses andere, diese Welt ?
Und was ist dieses Erfahren, das diese beiden Pole zu verbinden scheint?“
„Die essentielle Entwicklung aller großen spirituellen Traditionen ist die Übereinstimmung von BEWUSSTSEIN und REALITÄT. Es ist die Entdeckung, dass die grundlegende Natur eines jeden Einzelnen von uns mit der grundlegenden Natur des Universums übereinstimmt. Diese Entdeckung wurde auf vielerlei Arten zum Ausdruck gebracht: Atman ist Brahman. – Ich und der Vater sind eins. – Ich bin Das. – Alles ist Bewusstsein. – Es gibt keine zwei Dinge. – Sat Chit Ananda (Sein-Bewusstsein – Glückseligkeit)“
Jede spirituelle Tradition hat ihre eigenen Wege, zu diesem Verständnis zu gelangen. Es ist nicht nur ein intellektuelles Verständnis, sondern ein Wissen jenseits des Verstandes.
Persönliche Anmerkung
Hier macht der Autor deutlich, dass es in diesem Buch um Spiritualität in ihrer wahren Essenz geht. – Die englische Sprache hat für Geist zwei verschiedene Begriffe. Einmal entspricht das englische Wort mind dem deutschen Wort Geist, wie es zuvor erklärt wurde. Spirit wird ebenfalls mit Geist übersetzt. Um klar zu machen, dass es hier nicht um den Mind/Geist geht, wird Spirit im Deutschen mit GEIST in großen Buchstaben geschrieben.
Bewusstsein ist alles oder alles ist Bewusstsein, bedeutet, dass alles GEIST (SPIRIT) ist. Es gibt nichts, was von diesem GEIST getrennt ist. Dieser GEIST hat einen Ursprung, eine Quelle, die wir in der christlichen Sprache Gott nennen, in der indischen Brahman, in der chinesischen TAO. – Das Wort Bewusstsein, gemäß dem Titel des Buches, ist nur ein „Finger, der zum Mond scheint“, und nicht der Mond. Andere Finger könnten sein: „GEIST“ – „Reine Wahrnehmung“ oder – „Wahres SELBST“ . Der Mond kann nur erfahren und nicht benannt werden. (Wie der Autor es beschreibt: ein Wissen jenseits des Verstandes)
„Dieses Buch erforscht, was wirklich und wahrhaftig erfahren wird. Die Frage, Was ist die Natur unserer Erfahrung? jetzt in diesem Moment, wird uns wieder und wieder beschäftigen.“
Der Garten des Nichtwissens
„Die abstrakten Konzepte des Verstandes oder Geistes können Realität nicht erfassen, auch wenn sie Ausdruck von Realität sind.“
(Zur Erläuterung: Das Wort mind wird in diesem Buch in zwei Bedeutungen verwendet. Im vorausgehenden Satz gilt die erste Bedeutung, diese beinhaltet a) Denken und Vorstellen b) Spüren, bezogen auf körperliche Empfindungen und c) Wahrnehmen, also Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Berühren, mittels derer die Welt erkannt wird. In dieser Bedeutung werden der Körper und die Welt als Projektionen des Geistes angesehen. Die zweite Bedeutung bezieht sich nur auf das Denken und die Vorstellungen. Meist ist die zweite Bedeutung gemeint, aber gelegentlich wird das Wort mind in seiner weiteren Bedeutung verwendet. Rupert Spira)
(Anmerkung des Übersetzers: Das englische Wort mind hat im Deutschen keine direkte, eindeutige Entsprechung. Wir verwenden hier in der Regel das Wort Geist, der für die geistigen Prozesse steht. Diese umfassen sowohl das, was wir als Verstand bezeichnen, als auch das, was im Wahrnehmen und Empfinden geschieht. Gelegentlich verwenden wir auch den Begriff Verstand, wenn die Ausführungen sich speziell auf diesen Aspekt beziehen.)
„Dualität, die Erfahrung in Subjekt und Objekt, ist ein Bestandteil der Konzepte des Verstandes. Sprechen wir zum Beispiel vom Körper, so beziehen wir uns auf ein Objekt, das wiederum ein Subjekt impliziert. Erforschen wir dieses Objekt, so entdecken wir, dass es als solches nicht existiert und nur eine Empfindung ist“.
„Und dann entdeckt man, dass Empfinden wiederum aus Wissen oder Erkennen gemacht ist. Und wenn wir das erforschen, finden wir heraus, dass es aus Bewusstsein gemacht ist.
Wenn wir BEWUSSTSEIN untersuchen, stellen wir fest, dass es keine objektiven Qualitäten hat: Und doch ist es das, von dem wir zumindest wissen, dass wir es sind. Es ist das, was wir mit Ich bezeichnen.
Und wenn wir das Ich erforschen, finden wir heraus, dass es gemacht wird aus…..
Hier brechen die abstrakten Konzepte des Verstandes zusammen. Weiter kommen wir nicht.“
„Das-was-nicht-benannt-werden-kann und doch manchmal als ICH, BEWUSSTSEIN, SEIN, PURES WISSEN bezeichnet wird, nimmt die Form von Denken, Spüren oder Wahrnehmen an, um als ein Körper, ein Geist oder eine Welt zu erscheinen.“
Der Geist, im wahrsten Sinn des Wortes, besteht aus Konzepten und Erscheinungen. REALITÄT selbst kann er weder greifen noch begreifen.
Allerdings wird hier durch diesen Sprachgebrauch der Geist dafür verwendet, eher jene Erfahrung hervorzurufen, in der BEWUSSTSEIN sich selbst erkennt, als sie zu beschreiben.
In diesem Hervorrufen entsteht ein vorübergehender Ausdruck des Das-was-nicht- benannt-werden-kann. Wie eine Blume, die einen Moment lang blüht und den Duft im Garten des NICHTWISSENS verströmt.
Was wirklich und wahrhaftig ist
„Was wissen wir über BEWUSSTSEIN?
Wir wissen, BEWUSSTSEIN ist, und um alles wird von und mittels des Bewusstseins gewusst. Doch BEWUSSTSEIN selbst kann nicht Objekt dieses Wissens sein.
Hätte BEWUSSTSEIN irgendwelche objektiven Eigenschaften, die man erkennen könnte, so wäre Bewusstsein selbst das, was sich dieser Eigenschaften bewusst wäre, und es wäre somit unabhängig von ihnen. Daher können wir nichts Objektives über BEWUSSTSEIN wissen.
Wenn wir also nicht wissen, was BEWUSSTSEIN ist, was ich bin, aber wissen, dass es ist, und wenn alles, was wir erfahren, vom oder durch dieses BEWUSSTSEIN gewusst wird, wie können wir wissen, was irgendwas wirklich ist?
Alles, was wir über ein Objekt wissen können, ist, dass es ist, und diese Eigenschaft von Ist-heit wird hier mit SEIN oder EXISTENZ bezeichnet. Es ist jener Teil, der real ist, der Bestand hat, der keine flüchtige Erscheinung ist. Daher wird dieser Teil auch als Realität der Erfahrung bezeichnet.
„Viele unserer Ideen und Vorstellungen über uns selbst und die Welt sind so tief verwurzelt, dass wir ihrer nicht als Vorstellungen gewahr sind, sondern sie, ohne sie zu hinterfragen, als absolute Wahrheiten bezeichnen.
So nehmen wir zum Beispiel an, dass wir ein Körper seien, ein Mann oder eine Frau, und dass wir geboren seien und sterben würden. Wir denken, dass wir ein Wesen unter unzählbaren anderen Wesen seien, und dass dieses Wesen seinen Sitz irgendwo im Körper habe, meistens hinter den Augen oder im Brustbereich.
Wir denken, dass wir Subjekt unserer Erfahrung seien und alle anderen und alles andere das Objekt. Wir denken, dass wir, als dieses Subjekt, die Ausführenden unserer Handlungen, die Denker unserer Gedanken, die Fühlenden unserer Gefühle, die Entscheider bei unseren Entscheidungen seien. Wir glauben, dass dieses Wesen, als das wir uns betrachten, in manchen Bereichen der Erfahrung die freie Wahl habe und in anderen nicht.
Wir glauben, dass Raum und Zeit tatsächlich erfahren würden, dass sie vor uns existieren und weiter existieren werden, wenn wir gestorben sind.
Wir denken, dass Objekte unabhängig davon existieren, dass sie wahrgenommen werden, dass BEWUSSTSEIN etwas Persönliches und Begrenztes sei, ein Nebenprodukt des Geistes, und dass der Geist ein Nebenprodukt des Körpers sei.
Diese Vorstellungen und viele weitere werden als so offensichtlich wahr angesehen, dass es gar nicht notwendig zu sein scheint, sie zu hinterfragen. Sie alle ergeben zusammen eine Religion des Materialismus, der sich die große Mehrheit der Menschen verschreibt. Besonders überraschend ist das in den Bereichen des Lebens, die vorgeben, sich explizit mit Fragen zur Natur von REALITÄT zu beschäftigen, wie zum Beispiel Religion, Philosophie und Kunst.
„Jegliche Erfahrung findet hier und jetzt statt, also muss die Natur von REALITÄT, was immer das ist, in der Intimität und Unmittelbarkeit der momentanen Erfahrung sein.
ICH, BEWUSSTSEIN, ist gegenwärtig, was immer es auch sei – diese Worte, Verkehrsgeräusche, ein Gefühl von Traurigkeit sind ebenfalls gegenwärtig.
Alles fügt sich zusammen
ICH, dieses BEWUSSTSEIN, das diese Worte sieht und das erfährt, was auch immer in diesem Augenblick erfahren wird, ist nicht in einem Geist angesiedelt. Der Geist ist nicht in einem Körper angesiedelt und der Körper nicht in einer Welt.
Der Körper ist lediglich die Empfindung des Körpers und die Welt ist lediglich die Wahrnehmung der Welt.
Entfernen Sie Empfindung und Wahrnehmen von der Erfahrung des Körpers und der Welt. Welche ihrer objektive Eigenschaften verbleiben dann noch? Keine!
Empfindungen und Körper sind aus Geist gemacht – das bedeutet, sie sind aus Empfinden und Wahrnehmen gemacht.
„Keine weitere Substanz außer Empfinden und Wahrnehmen ist an ihnen beteiligt.“
„Der Geist, der Körper und die Welt sind im BEWUSSTSEIN angesiedelt und nur aus BEWUSSTSEIN gemacht. Das ist unsere Erfahrung.“
„Versuchen wir, das wahrnehmende BEWUSSTSEIN als Objekt wahrzunehmen, so merken wir, dass dies unmöglich ist.“
„BEWUSSTSEIN ist die Voraussetzung für jede Erfahrung und es ist daher, per Definition, unmöglich, etwas außerhalb von BEWUSSTSEIN zu erfahren. Und wenn wir ein derartiges Objekt nicht erfahren, wie können wir dann behaupten, dass irgendetwas außerhalb von BEWUSSTSEIN existiert?
„BEWUSSTSEIN ist ALLGEGENWÄRTIGKEIT, weil es nichts gibt, wo BEWUSSTSEIN nicht ist. Nicht, dass BEWUSSTSEIN überall wäre. Sondern, überall ist im BEWUSSTSEIN.
BEWUSSTSEIN ist PURES WISSEN, weil alles, was gewusst wird, durch und mittels BEWUSSTSEIN gewusst wird. Es weiß alles, was gewusst wird.“
Verweilen, wie wir sind
„Meditation besteht einfach darin, als das zu verweilen, was man ist.
Wir bleiben, wie wir sind, und erlauben dem Geist und der Welt, zu erscheinen und zu verschwinden, ohne uns dabei einzumischen.“
„Beim Meditieren erlauben wir einfach diesem Denken/Fühlen/ Wahrnehmen, von Moment zu Moment zu sein, was immer da ist.
Dieses Denken/Fühlen/Wahrnehmen bewegt und verändert sich ständig. Wir erlauben ihm einfach, durch uns hindurchzufließen, zu erscheinen, zu verweilen und zu verschwinden. Das ist sowieso alles, was geschieht.
Derjenige, in dem dieses Denken/Fühlen/Wahrnehmen erscheint, ist das, was wir Ich nennen. Es ist die bewusste, bezeugende PRÄSENZ, die erfährt, was immer von Moment zu Moment erfahren wird.“
„Stellen Sie sich ein Zimmer vor, das mit Menschen gefüllt ist, die miteinander sprechen. In dieser Metapher ist der Raum des Zimmers, also das, was von dem Zimmer umfasst wird, die bewusste bezeugende PRÄSENZ, die wir Ich nennen. Die Menschen sind Gedanken und Bilder, körperliche Erfahrungen und Wahrnehmungen der Welt.
In diesem Zimmer sind alle möglichen Menschen, große, kleine, freundliche, unfreundliche, intelligente, unintelligente, laute, leise und so weiter. Eine komplette Vielfalt von Charakteren, die sich bewegen, verändern, interagieren, erscheinen, verschwinden. Sie alle tun, was Sie tun.
Was kümmert den Raum dieses Zimmers das Verhalten dieser Menschen? Gibt es für den Raum etwas zu gewinnen oder zu verlieren, indem er versucht, irgendwelche Menschen zu verändern? Verändert sich der Raum, wenn einer der Menschen sich verändert?
Der Raum ist unabhängig von den Menschen, auch wenn die Menschen vom Raum abhängig sind. Der Raum ist schon da, bevor die Menschen ankommen, er ist da, während sie dort sind, und er ist da, wenn sie gehen. Er war sogar da, bevor das ganze Gebäude gebaut wurde und wird da sein, nachdem es abgerissen wurde. Er ist immer da.
Das gilt ebenso für das BEWUSSTSEIN. Was immer gerade erfahren wird, findet im BEWUSSTSEIN statt und BEWUSSTSEIN selbst bleibt stets so, wie es immer ist. Unverändert, unmodifiziert, unbeteiligt.
BEWUSSTSEIN ist, was wir sind, und zu sein, wie wir sind, ist die höchste Form von Meditation. Alle anderen Meditationen sind einfach eine Modulation dieser Meditation des Verweilens, wie wir sind.“
Unser Selbst – die Realität aller Dinge
„Die Tatsache, dass es Erfahrung gibt, sagt uns zweierlei.
Zum einen, dass es BEWUSSTSEIN gibt. Etwas – was immer es auch sei – was bewusst, präsent und gewahr ist, was bezeugt oder erfährt, was auch immer gerade erfahren wird.
Wir nennen dieses BEWUSSTSEIN das Ich. Es ist das subjektive Element in jeder Erfahrung. Wir wissen nicht, was dieses Bewusstsein ist, aber wir wissen, dass es ist.
Das, dessen wir bewusst sind, sagt uns nichts über die Natur des BEWUSSTSEINS, außer, dass es bewusst und präsent ist, dass es ist. Wir wissen, dass es präsent ist, dass es SEIN besitzt.
Zum zweiten sagt uns die Tatsache, dass es Erfahrung gibt, dass es etwas gibt, was erfahren wird, dass etwas gegenwärtig ist. Dieses Etwas ist das objektive Element in jeder Erfahrung. Es ist alles, was nicht Ich ist, nicht BEWUSSTSEIN ist. Wir nennen es das oder es.
Wir wissen nicht, was dieses Etwas ist, jedoch gibt es keinen Zweifel, dass etwas erfahren wird.
Es könnte eine Illusion sein, ein Traum oder eine Halluzination, und doch ist es immer noch etwas. Es hat EXISTENZ. Es hat SEIN. Es hat REALITÄT.
Das bisher Gesagte könnte man einfach so formulieren, dass ich (das Subjekt) es oder das (jenes Objekt) erlebe oder erfahre. Dies ist die gebräuchlichste Sicht auf Erfahrung.“
Friede und Glück sind dem Bewusstsein innewohnend
„Geist, Körper und Welt erscheinen im BEWUSSTSEIN, im ICH, in mir. Sie sind Objekte und BEWUSSTSEIN ist ihr Subjekt, das, wodurch sie erfahren wurden.“
„Wenn ein Objekt in dieser bewussten PRÄSENZ erscheint, so weiß die PRÄSENZ um sich selbst als Zeuge dieses Objekts“
„Bewusstsein selbst wird von den Bildern, die ihm oder die in ihm erscheinen, genau so wenig verändert, wie ein Spiegel durch die unterschiedlichen Bilder nicht verändert wird, die in ihm reflektiert werden.“
„Die meisten Handlungen werden von dem Wunsch gesteuert, glücklich zu sein. Glück ist eine nicht-objektive Erfahrung. Es ist einfach die Präsenz von BEWUSSTSEIN.
Da BEWUSSTSEIN seiner Natur gemäß bewusst ist, könnte man sagen, dass GLÜCK die Erfahrung von BEWUSSTSEIN ist, das wissentlich um sich selbst weiß.
Diese Erfahrung zeigt sich jedes Mal, wenn ein Verlangen oder ein Wunsch zu Ende gehen. Verlangen bedeutet Unruhe und Aufregung, und GLÜCK ist der allgegenwärtige Hintergrund aller Zustände, der sich zeigt, wenn Unruhe und Aufregung enden.
Natürlich ist GLÜCK auch während der Unruhe und Aufregung präsent, da es der Hintergrund aller Zustände ist, aber er wird nicht als solcher erlebt.“
Bewusstsein ist selbstleuchtend
„Der Spiegel des BEWUSSTSEINS ist der Bildschirm, auf dem alles erfahren wird, und er ist gleichzeitig das, was alles erfährt.“
„Die Metapher des Spiegels ist hilfreich, weil wir dadurch verstehen, dass BEWUSSTSEIN nicht als Objekt erfahren werden kann“.
„Ein präzisere Metapher wäre diejenige eines riesigen, grenzenlosen Raumes, von dem jeder Teil bewusst, empfindungsfähig und gewahr ist.
Die Natur dieses Raume ist es, bewusst zu sein. Er kann dieses BEWUSSTSEIN nicht ausschalten.“
„Der Raum des BEWUSSTSEINS ist ein wissender Raum. Er ist selbstleuchtend, selbstwissend, allgegenwärtig, selbstverständlich. Er kennt sich selbst in der aktuellen Erfahrung und als die aktuelle Erfahrung.“
Die Leichtigkeit des Seins
„BEWUSSTSEIN ist nicht automatisch mit dem Körper oder dem Geist identifiziert. BEWUSSTSEIN ist vor Körper, Geist und Welt.
Die natürliche Verfassung von BEWUSSTSEIN ist FREIHEIT, GLÜCK,
FRIEDE. Erscheint ein Objekt, so erscheint es als Modulation des BEWUSSTSEINS.
BEWUSSTSEIN ist Substanz und gleich Zeuge von allem, was erscheint.
BEWUSSTSEIN ist dabei weder vom Objekt getrennt noch distanziert, es nimmt das Objekt nicht aus einer Entfernung wahr. Wenn das Objekt da ist, so ist dieses Objekt eins mit dem Bewusstsein. Trennen sie sich, so verschwindet das Objekt völlig, während BEWUSSTSEIN so bleibt, wie es immer ist.
Ein Objekt ist die Gestalt, die das Bewusstsein annimmt, so, wie ein Welle die Gestalt ist, die vom Wasser angenommen ist.“
„Früher oder später, allmählich oder spontan erkennt BEWUSSTSEIN, dass es bereits genau das ist, was es sucht, und dass die Suche selbst diese Einsicht verhindert.
Diese SELBSTERKENNTNIS wird nicht durch irgendetwas verursacht, denn die SELBSTERKENNTNIS ist genau die Erkenntnis, dass BEWUSSTSEIN selbst GLÜCK, ERFÜLLUNG und FRIEDE ist. Und dass diese ERFÜLLUNG schon vor und in jeder einzelnen Erfahrung ist.“
Zeit ist eine Illusion
„Erfahrung ist das Einzige, was wir haben.
Der Geist ist einfach nur die Erfahrung des Geistes. Der Körper ist einfach nur die Erfahrung des Körpers. Die Welt ist einfach nur die Erfahrung der Welt.“
„Erfahren ist der wesentliche Bestandteil, das wesentliche Element von Geist, Körper und Welt. Und BEWUSSTSEIN ist der wesentliche Bestandteil des Erfahrens.
Wie würden Geist, Körper und Welt aussehen, wenn ihnen das Erfahren entzogen würde?
Und wie würde Erfahren aussehen, wenn ihm das BEWUSSTSEIN entzogen würde?
Jede Erfahrung, die je stattgefunden hat, findet immer im JETZT statt. Vergangenheit und Zukunft werden in Wirklichkeit nie erfahren. Gedanken oder Bilder, die auf Vergangenheit oder Zukunft bezogen sind, werden erfahren, aber dies geschieht immer im JETZT.
„Zeit wird nie erfahren. Nur JETZT wird erfahren.“
“Jegliche Erfahrung ist JETZT und JETZT ist allgegenwärtig.“
„Wird das JETZT von der falschen Assoziation einer imaginären Zeit befreit, so wird es einfach so erfahren, wie es ist, als zeitlose PRÄSENZ.
Verschwindet das Objekt, so bleibt das JETZT einfach als das zurück, was es immer ist, PRÄSENZ, BEWUSSTSEIN.“
„Erscheinungen verändern sich jeden Moment, eine nach der anderen verschwindet. In jedem Augenblick verflüchtigt sich die Erscheinung und zeigt die Kontinuität des SEINS.“
„Das SEIN, das in allen Erfahrungen erstrahlt, ist in uns selbst bekannt als die Erfahrung des Ich bin.
In der Welt ist es bekannt als Es ist.
Wir teilen die PRÄSENZ, die wir sind, mit allen Dingen.“
Wir sind, was wir suchen
„BEWUSSTSEIN ist, wenn es um Erfahrung geht, die primäre und vertrauteste Tatsache.
Jede Erfahrung, die wir machen, die wir je machen könnten oder je machen werden, wird durch das BEWUSSTSEIN erfahren.“
„Meditieren heißt einfach, wissentlich verweilen als diese PRÄSENZ des BEWUSSTSEINS.
Das ist leicht, denn wir sind dies bereits. Es wäre sogar unnötig, etwas anderes zu sein.
In der Meditation verbleiben wir einfach so wie wir sind, wie wir schon immer waren, und erlauben Geist, Körper und Welt, einfach so zu sein, wie sie sind.
Es spielt keine Rolle, ob Gedanken auftauchen, ob die Aufmerksamkeit scheinbar von Gedanken, körperlichen Erfindungen oder Ereignissen in der Welt eingefangen wird. All diese Erfahrungen sind dadurch möglich, dass das Bewusstsein gegenwärtig ist.“
Das HIER und JETZT der PRÄSENZ.
„Jegliche Erfahrung findet HIER statt.
„Dieses HIER ist kein physischer Raum. Es ist der Raum des Bewusstseins, in dem alle Erfahrungen stattfinden, auch die scheinbare Erfahrung von Raum.“
„Alle körperlichen Empfindungen finden in dem gleichen raumlosen Raum statt, und der ist HIER.“
„BEWUSSTSEIN ist nicht überall gegenwärtig. Sondern überall ist HIER gegenwärtig.“
„Wird erst einmal verstanden und gefühlt, dass alles HIER stattfindet, innen im BEWUSSTSEIN, so verschwindet die Vorstellung, dass Erfahrungen dort oder außen stattfinden.“
„Was immer wir wahrnehmen, wir, die PRÄSENZ, erfahren immer nur unser SELBST. Jegliche Erfahrung ist eins mit PRÄSENZ.“
BEWUSSTSEIN weiß nur um sich selbst.
„So, wie das Wasser des Ozeans sich in der Gestalt einer Welle hebt und senkt, eine Welle fließt und dann in den Ozean zurückfällt, ohne je auch nur für einen Augenblick anders zu sein als Wasser, so erhebt sich jedes Objekt, jede Erfahrung im BEWUSSTSEIN, nimmt eine einzigartige Gestalt an, tut, was es tut, und gibt dann seinen Namen und seine Form an den Ozean der PRÄSENZ zurück, der in sich selbst als er selbst ruht, bevor die Gestalt der nächsten Welle angenommen wird.
Die Welle verleiht dem Wasser einen Namen und eine Form. Wenn die Welle verschwindet, verschwinden nur Name und Form. Wasser verbleibt so, wie es immer ist.
Das Objekt löst sich im BEWUSSTSEIN auf. Es gibt immer nur BEWUSSTSEIN. Es gibt nichts aufzulösen.“
Offenheit, Sensibilität, Verletzlichkeit und Erreichbarkeit
„Wenn ich ehrlich bin, möchte ich meine Leiden loswerden.“
„Leiden hat seine Ursache letztlich in der Unwissenheit um unsere wahre Natur, das heißt, im Ignorieren unserer wahren Natur, im Ignorieren von BEWUSSTSEIN. (Wir meinen hier psychisches Leiden, nicht körperlichen Schmerz).
Das, was unreal ist, halten wir für normal, das, was real ist, für unreal.“
„Leiden benötigt per Definition die Gegenwart eines separaten Wesens, um existieren zu können. Dieses separate Wesen ist selbst nicht existent, es ist imaginär. Was können wir über das Leiden dieses separaten Wesens sagen? Es ist nicht realer als dieses separate Wesen, um das es sich dreht, wenn es auch eine machtvolle Illusion ist.
Gehen wir tief in die Erfahrung des Leidens hinein, während sie gerade stattfindet, so stellen wir fest, dass das Wesen, um das es ich bei dem Leiden dreht, nicht gegenwärtig ist. Es ist als Gedanke oder Empfindung gegenwärtig, aber das Wesen selbst ist nicht gegenwärtig.“,
Glück – ein anderer Name für Bewusstsein
Welchen Wert und welche Funktion hat spirituelle Suche?
„Der Zweck der Suche ist auf der Ebene des Körpers das Hervorbringen von GLÜCK und auf der Ebene des Verstandes das Hervorbringen von VERSTÄNDNIS.
Daher wohnen dem Suchen das Gefühl und die Vorstellung inne, dass GLÜCK und VERSTÄNDNIS noch nicht gegenwärtig seien und dass sie durch Suchen hervorgebracht werden können.“
„GLÜCK und VERSTÄNDNIS werden als etwas angesehen, was sich vom Bewusstsein unterscheidet und was objektive Eigenschaften besitzt, was nicht immer gegenwärtig ist, was gesucht und gefunden werden kann.
Allerdings: Das GÜCK und das VERSTÄNDNIS, die gewünscht und gesucht werden, sind selbst nur Erfahrungen von BEWUSSTSEIN, das wesentlich von sich selbst weiß. Das ist GLÜCK und VERSTÄNDNIS.
Die Aufregung und Unruhe, namens Suchen verschleiert das innewohnende GLÜCK und VERSTÄNDNIS. Sie erzeugt sie nicht.“
„GLÜCK ist keine Erfahrung im Körper und VERSTÄNDNIS keine Erfahrung im Geist.“
„GLÜCK ist ein anderer Name für BEWUSSSEIN: Es ist der spezielle Name für BEWUSSTSEIN, den BEWUSSTSEIN sich selbst gibt, wenn es sich am Ende eines Gedanken erfährt.“
„Suche nach sich selbst ist einfach der Name und die Gestalt, die das BEWUSSTSEIN annimmt, wenn es das Suchen nach sich beginnt.
„Sowohl GLÜCK als auch VERSTÄNDNIS sind bereits gegenwärtig, als BEWUSSTSEIN selbst, vor dem Suchen anstatt als Ergebnis der Suche.“
„GLÜCK ist nicht das Gegenteil von Unglücklichsein. Es ist hinter und in allen glücklichen und unglücklichen Zuständen von Geist und Körper gegenwärtig.
GLÜCK ist, wie auch Schönheit und Liebe, absolut, nicht relativ. Sie alle sind dem Bewusstsein innewohnend und daher verändern sie sich nicht. Sie sind die Erfahrung von BEWUSSTSEIN, das wissentlich um sich weiß.“
„INNERER FRIEDE ist jenseits des Verstandes. FREUDE hat keine Ursache, SCHÖNHEIT hat keine Form, LIEBE ist bedingungslos und VERSTÄNDNIS kennt keine Objekte.“
Mein Fazit
Wer versucht hat, dies alles zu „verstehen“ wird wohl seine Schwierigkeiten beim Lesen dieses Textes gehabt haben. Wem dagegen das alles sofort einleuchtend war, was diese Texte vermittelt haben, den kann man wohl als einen Erleuchteten bezeichnen.
In diesem Buch wird die Grundlage eines Paradigmenwechsels beschrieben, der in dieser Zeit stattfindet. Im alten Paradigma sind wir identifiziert mit dem Körper und der Person, die wir glauben zu sein. Bewusstsein ist im Gehirn angesiedelt und existiert nur so lange, wie der Körper existiert. Im neuen Paradigma ist das Bewusstsein die Grundlage alles Seins. Es gibt nichts ohne Bewusstsein. Es ist keiner Zeit unterworfen. Wenn alles Bewusstsein ist, dann ist unsere wahre Natur ebenfalls Bewusstsein.
Das Bewusstsein im Menschen unterscheidet sich von dem Bewusstsein der Pflanze und des Tiers dadurch, dass es sich selbst wahrnehmen kann. Es ist unendlicher Raum, der sich nicht ändert, im Gegensatz zu den sich ständig ändernden Objekten, die in diesem Bewusstseinsraum kommen und gehen. Das sind Gedanken, Gefühle, Empfindungen und alle Wahrnehmungen von Objekten in der äußeren Welt, die wir mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen.
Das neue Paradigma basiert auf einer nicht-dualen Wahrnehmung. Das heißt, alle Objekte, dazu gehört auch der Körper, in dem wir in der Zeit unseres Lebens auf dieser Erde wohnen, sind nur Erscheinungen, die kommen und gehen und daher als nicht real betrachtet werden können.
Real ist nur das, was ewig ist, sich nie verändert: BEWUSSTSEIN, REINE WAHRNEHMUNG, PRÄSENZ, GEIST, FRIEDE, FREUDE, GLÜCK usw., alle Begriffe, die in diesem Buch mit Großbuchstaben geschrieben sind. Das ist unsere wahre Natur, die eins ist mit der Natur generell, von der wir ein Teil sind.
Im alten Paradigma betrachten wir uns als von der Natur getrennte Wesen, die vom kollektiven Ego-Bewusstsein gesteuert werden. Diese Wesen existieren wie Maschinen, die von einem Computer d.h. durch Konditionierungen und Glaubensmuster gesteuert werden, die seit unserem Erwachen zum Selbst-Bewusstsein unser Gehirn programmiert haben. Das Leben vollzieht sich überwiegend im Unbewussten, also ohne das Erkennen dessen, was wir sind, BEWUSSTSEIN, unser WAHRES SELBST.
Das Anliegen dieser Website wird in ihrem Titel ausgedrückt: Leben, was wir sind. Der Inhalt dieses Buches vermittelt genau das, das zu leben, was wir in unserer wahren Natur sind, BEWUSSTSEIN. Der Weg dorthin benötigt die totale Bereitschaft und den Willen, diesen spirituellen Pfad zu gehen. Dieser Pfad oder Weg führt uns nicht zu Zielen in der äußeren Welt. Es ist der Weg zu unserer inneren Welt, unserem SELBST. Die Schleier, Vorstellungen und Bilder, die wir im Laufe der Zeit von uns entwickelt haben, müssen nach und nach beseitigt werden, um aus dem Kern unseres SEINS, dem BEWUSSTSEIN, wirklich das zu leben, was wir in unserer wahren Natur sind, kurz und prägnant ausgedrückt als ICH BIN.
Das Buch:
Bewusstsein ist alles
VAK Verlag ISB 978-3-86731-087-1
(Um die äußerst positive Resonanz des Buches bei Lesern zu erfahren, empfehle ich, auf die 5 Sterne bei der Amazon-Bewertung zu klicken und die Bewertungen zu lesen!)