Die Welle ist das Meer – Willigis Jäger

Willigis Jäger (1925 – 2020) gilt als einer der bedeutendsten spirituellen Lehrer unserer Zeit. Als Benediktiner-Mönch war er tief in der mystisch – kontemplativen Tradition des abendländischen Christentums verwurzelt. Als Zen- Meister, nach zwölf Jahren Zen-Training in Kamakura, Japan, ist er den radikalen Weg der östlichen Lehre gegangen. Er gründete den Benediktushof in Holzkirchen, ein Zentrum für Meditation und Achtsamkeit.

Sein großes Anliegen war es, die verschiedenen Traditionen der Mystik wieder in das Bewusstsein zu bringen, mit Leben zu erfüllen und sie untereinander mit dem modernen Weltbild zu versöhnen.

2001 sprach die Glaubenskongregation ein Rede-, Schreib- und Auftrittsverbot gegen Jäger aus, welches das Bischöfliche Ordinariat Würzburg im Januar 2002 ausführte.

Anmerkung

Einführung in die Thematik des Buches

„Mystik, was ist das ganz praktisch? – Willigis Jäger, als ausgewiesener Mystik-Kenner, erklärt, was es mit mystischen Erfahrungen auf sich hat. Dabei entwickelt er den Blick in ein Bewusstsein, dass die alte Weltsicht überschreitet und uns damit ein neues Welt- und Menschenbild vermittelt, das auch den modernen Wissenschaften entspricht. Eine Sicht, die neue Horizonte öffnet und den tiefen Reichtum sowohl der christlichen als auch anderer religiöser Kulturen erschließt.“

Dieser Text auf der Rückseite des Buches beschreibt den Kern dessen, was das Buch vermitteln will.

In seinem Vorwort betont Willigis Jäger, dass er dieses Buch für Menschen geschrieben hat, die zwar im christlichen Kulturkreis stehen, aber nicht getauft sind oder aber sich in der Kirche nicht (mehr) zugehörig fühlen.

Viele Frauen und Männer, die zu ihm kamen, berichtet Willigis Jäger, „ fühlen sich in ihrem angestammten christlichen Umfeld nicht mehr zu Hause. Mit dem Glaubensgebäude, dass in den Kirchen gelehrt wird, können sie nichts oder nicht mehr viel anfangen, denn weder hilft es Ihnen bei der alltäglichen Lebensbewältigung, noch stimmt es mit ihrem Weltbild überall.“

Es kommen auch Gläubige und praktizierende Christen zu mir, die über ihren Glauben im Zweifel geraten sind – denen bewusst geworden ist, dass der Glaube ihrer Kindheit nicht mehr die Kraft besitzt, sie durchs Leben – vor allem aber auch durchs Sterben – zu tragen. Und schließlich haben wir eine große Zahl von Gästen, die keiner Kirche oder Konfession angehören, die nicht getauft, wohl aber tief religiös sind. Diese Menschen ahnen, dass es etwas gibt, dass in ihrem bisherigen Leben noch keine Rolle gespielt hat, nun aber für den Sinn ihres Lebens absolut notwendig erscheint.“

Auf die Frage, warum die Kirchen leer bleiben und kontinuierlich an Akzeptanz verlieren, antwortet er:

Ein Kernproblem unserer heutigen Kirchen besteht darin, dass sie zu wenig den großen Schatz ihrer mystischen und spirituellen Tradition vermitteln. Die mystischen Elemente des Christentums sind in den Kirchen kaum präsent…. Wer weiß denn schon, dass auch das Christentum eine mystische – spirituelle Tradition hat, die an Weisheit und Tiefe, den Lehren des Ostens in nichts nachsteht? Mystische Denker wie Meister Eckhart, Johannes Tauler oder Nikolaus von Kues waren lange Zeit in Vergessenheit geraten.“

Die Grundlagen der mystischen Spiritualität.

Was Mystik bedeutet

Dem Wort ‚Mystik‘ haftet ein Beigeschmack von Bigotterie und Exotik an, von Geheimnis und elitäre Heiligkeit. Genau das aber ist es nicht. Deshalb ist es zunächst einmal wichtig, deutlich zu machen, was Mystik tatsächlich ist, nämlich nichts anderes als die Realisation der Wirklichkeit.

Die Wirklichkeit, die wir für wirklich halten, ist nicht die wirkliche Wirklichkeit. Die wirkliche Wirklichkeit erschließt sich uns erst dann, wenn wir unser alltägliches Ich-Bewusstsein verlassen und in eine höhere Bewusstseinssphäre eintreten. Diese Bewusstseinssphäre kann man – im Unterschied zum personalen Bewusstsein der Ich-Sphäre – als transpersonales Bewusstsein bezeichnen. Die mystische Erfahrung ist demnach so etwas wie ein Sprung auf eine höhere Bewusstseinsebene.“

Mystische Erfahrungen

Bei der Personalen Bewusstseinsebene handelt es sich um unser Ich – Bewusstsein. Es ist unser Alltagsbewusstsein mit seiner klaren Rationalität und Logik. Es ist die Ebene der Wissenschaft und der begrifflichen Welterschließung.
Auf der transpersonalen Bewusstseinsebene übersteigt der Mensch sein Ich – Bewusstsein. Er taucht ein in eine unser Ich transzendierende Wirklichkeit.“

Auf der Stufe dieses kosmischen Bewusstseins spielt sich die eigentliche mystische Erfahrung ab: Eine Erfahrung der Leere, der prädikatlosen ‚Gottheit‘. Hier erfährt der Mensch, das reine Sein‘, den Ursprung, aus dem alles kommt. Es ist die Stufe, die allem, was entstehen kann, vorausliegt. Darum ist es auch kein Sein, das Substanz hat. . Die mystische Erfahrung ist die Erfahrung des Einsseins von Form und Leerheit, das Erleben der Einheit der eigenen Identität mit der Ersten Wirklichkeit. Dieser Bewusstseinszustand ist das Ziel des spirituellen Wegs. Es ist die mystische Erfahrung, und wem sie widerfuhr, ist anschließend ein anderer Mensch. Seine religiösen Vorstellungen haben sich gewandelt. Diesen Schritt zu verziehen, ist in gewisser Hinsicht ein Sterben, weshalb er denn auch in der Tradition der Mystik der „Ich – Tod“ genannt wird.

Was bleibt, ist unsere wahre göttliche Identität…. Was wirklich weitergeht, ist das göttliche Leben, das weder geboren ist, noch sterben kann. Das ist meine wahre Identität.“

Mystik ist nicht eine Sache des Glaubens, sondern der Erfahrung. C. G. Jung hat das treffend auf den Punkt gebracht. Er schreibt: ‚Religiöse Erfahrung ist absolut. Man kann darüber nicht diskutieren. Man kann nur sagen, dass man niemals eine solche Erfahrung gehabt habe, und der Gegner wird sagen:‘ Ich bedaure, aber ich hatte sie‘. Und damit wird die Diskussion zu Ende sein. Es ist gleichgültig, was die Welt über die religiöse Erfahrung denkt, derjenige, der sie hat, besitzt den großen Schatz einer Sache, die ihm zu einer Quelle von Leben, Sinn und Schönheit wurde, und die Welt und der Menschheit einen neuen Glanz gegeben hat.“

Auf die Frage, ob Willigis Jäger auch über eigene Erfahrungen sprechen kann, antwortet er:

Ich will die einfließen lassen in die Erfahrungen derer, mit denen ich auf dem Weg bin. Dabei darf man nicht vergessen, dass es immer eine Beschreibung aus dem Nachher ist. Darum kommt auch immer wieder das Wort ‚Ich‘ vor, obwohl es in der Erfahrung kein Ich gibt.

Also: Leerheit, die nicht leer ist, aus der Töne, Farben, Gefühle und Gedanken kommen. Ich und Leerheit sind zusammengeflossen. Leerheit, Gottheit, Nada, kann auch Fülle heißen. Es ist eine Fülle, die schwanger geht mit allen Möglichkeiten. Sie enthält alle Potenzen und ist Ursprung und Schöpfung.

Angekommen, daheim, nichts fehlt. Lachen, aber ist kein Lachen über etwas, es ist einfach Lachen. – Glück, aber es ist kein Glücklichsein über etwas. Grenzenlose Liebe, aber kein ‚Ich liebe dich‘. – Paradoxerweise gibt es weder Liebe noch Hass, weder Leben noch Tod, weder Du noch Ich, keine Grenzen, nicht Raum, nicht Zeit. – ES geht ein her mit Leichtigkeit, Selbstverständlichkeit und Freiheit.– Alle Polarität ist aufgehoben. Nichts ist absurd, im Gegenteil, alles ist ganz selbstverständlich.“

Frage: Gibt es eine Übereinstimmung der Lehre von Platon mit Mystik

Die wichtigste Übereinstimmung sehe ich in der Erkenntnis, dass es keine trennende Kluft zwischen Gott und Welt gibt, sondern dass die Welt nichts anderes ist als die Erscheinung des Göttlichen – und dass Erlösung dementsprechend nicht als Überbrückung dieser Kluft zu verstehen ist, sondern als Erwachen zum wahren Wesen. Dies war das Ziel aller Weisen und Religionsgründer, die Menschen aus ihrem Dämmerzustand zu befreien und sie in die Erfahrung des Göttlichen zu führen. Erlösung verstanden sie als Erkenntnis.“

Frage: Was ist Unio Mystica?

„‘Unio Mystica‘ ist der christliche Ausdruck für dieses Eintauchen in das kosmische, transmentale und transpersonale Eine. Immer geht es dabei um dieselbe Erfahrung des reinen Seins, in dem alles so ist, wie es ist, und so wie es ist, auch vollkommen ist. Aber dieses reine Sein ist keine Substanz. Dort ist man nicht glücklich und nicht unglücklich, nicht zufrieden oder unzufrieden, nicht froh und nicht traurig .‘Ich bin froh‘ wäre bereits ein Zurückfallen auf die Ego Ebene, – Wer das Ich überstiegen hat, dem erscheinen alle anderen Bewusstseinsebenen relativ, während das kosmische Bewusstsein in sich geschlossen und vollkommen und bis aufs Äußerste gefüllt ist. Ja, es ist die Erfüllung all unsere Sehnsüchte. Und warum sollte es nicht das Ziel aller Wesen sein? Warum soll man es nicht ‚Himmel‘ nennen?“

Frage: Sind wir also selbst Gott?

Auch wenn dieser Satz in den Ohren eines Christenmenschen skandalös, wenn nicht gar häretisch und anmaßend klingt. Das liegt aber in der Annahme, ein Mystiker würde einen solchen Satz aus dem Ich-Bewusstsein heraus sprechen. In Wahrheit aber kommt er aus dieser Einheitserfahrung, in der es kein Ich und Du mehr gibt. Außerdem rührt der Häresie-Verdacht daher, dass das Christentum unter ‚Gott‘ etwas ganz anderes versteht als das, was wir das Göttliche, die Erste Wirklichkeit, das kosmische Bewusstsein oder eben auch ‚Gott‘ nennen..

Das Christentum versteht unter Gott per Definition ein Gegenüber. Aber dieses theistische Gottesbild hat nur so lange Sinn, wie man sich auf der rationalen Ebene des Bewusstseins bewegt. Nur hier braucht man einen Gott, der uns auf bestimmte Weise erlöst. Aus der Perspektive der Mystik ist diese Erlösungslehre eine Metapher für das Geschehen, dass sich in der mystischen Erfahrung ereignet. Erlösung ist immer da. In der mystischen Erfahrung bricht der Mensch in sie ein.“

Frage: Welche Beziehung hat der Zeitgeist zur Mystik

Die religiöse Erfahrung hat uns über Jahrhunderte eingebläut, wir müssten ein bestimmtes Verhalten an den Tag legen, um vor Gott gerechtfertigt zu sein – seien es gute Werke, oder sei es ein unbeirrbarer Glaube. In beiden Fällen sind wir gehalten, um unseres Ichs willen eine Leistung zu erbringen. Die Mystik dagegen sagt: Lass alles Machen zurück. Ihr zufolge geht es im Leben weder um Rechtfertigung noch um Ich-Befriedigung oder Selbstverwirklichung. Es geht ausschließlich darum, alle vom Ich motivierten Vorhaben – auch oder gerade die religiösen – als zeitbedingt zu durchschauen. In der kontemplativen Übung geht es darum, auch den Willen zurückzunehmen, sei er noch so gut. Solange man religiöse Handlungen verrichtet oder Glaubensbekenntnisse aufsagt, weil man damit etwas für sich leisten will, ist man noch nicht auf dem Weg der Mystik. Man verharrt in dem Schema des ‚Ich gebe, damit du gibst‘. Das ist nicht gegen den Willen an sich gesprochen, sondern es erläutert die Unfähigkeit des Willens, den personalen Raum zu überschreiten.“

Frage: Welche Bedeutung hat Jesus in der Mystik?

Die eigentliche Bedeutung von Jesu liegt nicht in seinem Sühne-Tod am Kreuz für eine sündenhafte Menschheit, sondern darin, dass er uns einen Weg in die Erfahrung der Einheit mit dem göttlichen Urprinzip wies – eine Erfahrung, die er selbst machte, und die es ihm ermöglichte, Gott nicht nur vertraulich als ‚Vater‘‚ zu bezeichnen, sondern darüber hinaus auch zu sagen: ‚Ich und der Vater sind eins‘ oder ‚Wer mich sieht, sieht den Vater‘ oder ‚Bevor Abraham war, bin ich‘. Von daher wäre es ein durchaus legitimes christliche Selbstverständnis, sich in der Nachfolge Christi auf den Prozess des Erkennens in einem mystischem Bewusstsein einzulassen.

Frage: Welche Beziehung hat die Mystik zur Zeit?

Das wichtigste Element einer jeden mystischen Erfahrung ist die Zeitlosigkeit. In der ersten Wirklichkeit gibt es keine Zeit. Zeit ist keine für sich bestehende Wirklichkeit, sondern das Produkt unserer Ratio, die nicht umhin kann, in den Kategorien von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu denken. Deshalb lässt sich die Gegenwart Gottes – die Gottes Geburt im Menschen – nicht unter zeitlichen Kriterien erfassen. Sie findet jenseits der Zeit statt, wo sie in der Erfahrung vollzogen wird.“

So ist auch das Jenseits nichts, was irgendwann im Laufe der Zeit einmal kommen wird, sondern es ist jenseits der Zeit: die Zeitlosigkeit. Hat man sich das einmal klargemacht, wird man nicht umhin, seine Vorstellung von Auferstehung und einem Leben nach dem Tod zu ändern. Denn nun zeigt sich, dass Auferstehung sich nicht zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort vollzieht, sondern hier und jetzt. Gott vollzieht sich als Hier und Jetzt. Und Religion ist nicht der auf künftige Belohnung schielende Dienst an einen jenseitigen Gott, sondern der Vollzug des Hier und Jetzt – der Vollzug Gottes in unserem konkreten täglichen Leben.“

Auch die Vorstellung von einem ‚Jüngsten Gericht‘ ist dann obsolet. Wenn die Vorstellung von einem göttlichen Weltenrichter, der am Ende der Zeiten darüber befinden wird, ob einem Menschen die Erlösung zu teilen wird oder nicht oder, volkstümlich formuliert, ob er in den Himmel oder in die Hölle kommt –, hat viel Unheil angerichtet und tut es noch. Denn selbst wenn dieses Gedankenmodell nicht mehr unverblümt von den Kanzeln gepredigt wird, lebt es doch weiter in der Liturgie und Volksfrömmigkeit. Und so kommt es, dass die Vorstellung vom strafenden und richtenden Gott noch tief in den Seelen, der Menschen verwurzelt ist.

Frage: Ist die Vorstellung eines Jüngsten Gerichts nicht auch eine Motivation zum moralischem Handeln?

Die Verbindung von Region und Moral tat der Religion nicht gut. Religion hat zunächst mit Moral nichts zu tun. Ein moralisch integres, gutes Handeln entspricht als unmittelbarer Konsequenz einer mystischen Einheitserfahrung. Wenn an deren Stelle die Androhung von Höllenstrafen tritt, ist moralisches Handeln nicht mehr etwas, was aus dem Innern des Menschen frei erwächst, sondern es wird ihn von außen aufgezwungen. Und in eben diesem Außen wird ihm dann, so er denn die Gebote befolgt, die Erlösung versprochen.

Man sieht daran, wie sehr die christliche Moral von der dualen Vorstellung getragen ist, Gott sei ein außerweltliches Wesen und der Mensch müsse in dieser Welt die Gebote des externen Gottes einhalten, um im künftigen Jenseits Erlösung zu finden. Die Mystik dagegen sagt: Der Mensch kann in der Welt Gott begegnen, und wo ihm dies widerfährt, erwächst in ihm, moralisches Handeln.

Frage: Warum ist es sinnvoll ist, sich als Mensch zu bemühen, den Weg zu gehen, der zur mystischen Erfahrung führt?

Wir sind Mensch geworden, um zu erkennen, wer wir sind, um unseren göttlichen Anteil zu erfahren. Darin sehe ich den Sinn des Lebens. Wir sind dazu da, wahre Menschen zu werden – über unser Ich (Ego) hinauszugehen und zu erkennen, dass unser wahres Wesen das Wesen Gottes ist.

Wenn ich dies sage, dann sage ich es zu Menschen, die vermutlich selbst keine mystische Erfahrung gemacht haben. Aber ich sage es Ihnen dennoch, um sie dazu zu ermutigen, an die Möglichkeit, an solchen Erfahrungen zu glauben und ihr Leben so einzurichten, dass sie ihnen zuteilwerden kann.

Deshalb ermutige ich die Menschen, die mit ihren Zweifel am Sinn des Lebens zu mir kommen: ‚Gib dich hinein in diesem Prozess des Lebens, und vertraue darauf, das ist der Prozess Gott ist!‘ In der herkömmlichen religiösen Sprache heißt das, sich dem Willen Gottes fügen, aber nicht zähneknirschend, sondern mit dem rückhaltlosen Urvertrauen, dass das Leben Sinn macht. Dieses Vertrauen, dieses Los – Lassen – Können, dieses Sich – Öffnen, den Menschen nahe zu bringen, scheint mir die wichtigste Aufgabe zu sein, die sich einem spirituellen Lehrer stellt.

Frage: Hat das Wort „Gott“ überhaupt noch einen Sinn?

Wir können auf dieses Wort kaum verzichten. Doch wir sollten immer deutlich sagen, wie wir es verstanden haben wollen. Denn im Alltagsverständnis ist es mit der traditionellen theistischen Vorstellung einer jenseitigen personalen Macht verknüpft. Deshalb spreche ich, wenn ich von dem rede, was mit dem Wort geht ‚Gott‘ wirklich gemein ist, lieber von ‚Erster Wirklichkeit‘. Der Zen spricht von ‚Leerheit‘, der Hinduismus von ‚Brahman‘, Meister Eckhart von ‚Gottheit‘, Johannes Tauler vom ‚Letzten Grund‘.- Wie man es auch hält: Stets ist damit dasjenige gemeint, worüber man eigentlich nichts sagen kann – ein Begriff ohne bestimmbaren Inhalt, ein Begriff, der so anders ist, als alle anderen Begriffe, dass Eckhart sagen konnte: ‚Der Unterschied zwischen Gott und Gottheit ist größer als der zwischen Erde und Himmel‘.“

Frage: Was hat Leben gemeinsam mit Gott?

Leben ist ein geeigneter Begriff, um die Wirklichkeit, die wir ‚Gott‘ nennen, zu kennzeichnen. Denn auch das Leben entzieht sich unserem Zugriff. Wir wissen weder woher es kommt noch wohin es geht. Leben ist überall und nirgendwo. Es zeigt sich in jedem einzelnen Lebewesen, aber es ist immer auch mehr als ein Lebewesen. Genauso ist es mit der Ersten Wirklichkeit. Sie ist da, ist aber nur greifbar in der Form, die sie sich gibt. Sie selbst ist Leerheit, die der Form bedarf, um zu erscheinen. Denn ohne die Leerheit könnte es auch keine Form geben, da die Form immer Form der Leerheit ist. Genauso ist es mit dem Leben: Das Leben ist in jedem Lebewesen, denn ohne Leben wäre ein Lebewesen kein Lebewesen. Aber das Leben geht nie in einem bestimmten Lebewesen auf. Es ist immer größer als das einzelne Wesen. Es kommt und geht mit den Lebewesen und bleibt doch unfassbar.

Die spirituelle Praxis der Mystik

Welche Schritte man auf dem spirituellen Weg gehen kann.

Im ersten Teil dieses Kapitels beschreibt Willigis Jäger seinen eigenen Weg zur Mystik. Er hatte seine erste mystische Erfahrung bereits mit 6 Jahren. Als Novize in der Benediktiner-Abtei galt sein Interesse der Noviziats-Bibliothek und der mystischen Literatur. Er ging dann später nach Japan, um dort den Zen-Buddhismus kennen zu lernen. Er hörte aber auch in Japan nie auf, sich weiter für die christliche Mystik zu interessieren. Ab 1985 begann er in Europa zu unterrichten und erhielt nach weiteren 11 Jahren die Autorisierung, auch selbst Zen-Lehrer auszubilden.

Er hat sich dann immer mehr auf die christliche Mystik und Kontemplation konzentriert, mit dem Ziel, die christliche Mystik wieder lebendig zu machen. Er wollte damit zeigen, dass „wir in unserer christlichen Tradition einen spirituellen Weg haben, der – sowohl den Wegen anderer Religionen ebenbürtig – in Vergessenheit geraten ist“. – Im Weiteren erklärt er das Wesen von Meditation und Kontemplation, indem er u.a. die Bedeutung des Atems, der Bewusstseinsentleerung und des regelmäßigen „Sitzens“ herausstellt.

Mystische Erfahrung und Persönlichkeitsstruktur.

Die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen wird durch die mystische (transpersonale) Erfahrung kaum oder nur geringfügig verändert. Das heißt aber nicht, dass die mystischen Erfahrungen spurlos an ihm vorüber gingen. Der Mensch tritt in einen Wandlungsprozess, der sich von innen heraus vollzieht – nicht durch äußere moralische Appelle des ‚Du sollst‘ und ‚Du musst‘. Aus sich selbst heraus gewinnt er eine neue Welt und eine neue Wertvorstellung. Der mystisch geprägte Mensch wird toleranter. Ein großes Wohlwollen gegenüber dem Leben beginnt in der Seele Raum zu greifen. Und weil es nicht von außen anerzogen, sondern aus dem Innern gewachsen ist, wird dieses Wohlwollen dauerhaft sein ganzes Verhalten bestimmen. Die mystische Erfahrung reicht bis in den Alltag. Tut sie das nicht, dann ist der Mystiker auf seinem Weg stecken geblieben.

Mystische Erfahrungen und Gelassenheit

Gelassenheit bedeutet in erster Linie, sich selbst loszulassen, um andere Menschen, Situationen und Verhältnissen gelten lassen zu können. Diese Fähigkeit stellt sich in dem Maße her, indem die Fixierung auf die eigene Ich – Struktur nachlässt. Denn je weniger ich um mein eigenes Ich kreise, desto mehr kann ich andere Menschen und Umstände so sein lassen, wie sie sind. Und auch mir selbst gegenüber werde ich toleranter. Bei Männern wirkt sich das oft so aus, dass sie nicht mehr so sehr darauf fixiert sind, Karriere zu machen. Sie erkennen, dass das Leben mehr bietet als beruflichen Erfolg und Geld. Die Lebensqualität wird für sie wichtiger als die pure Quantität. Sie nehmen sich mehr Muße, beginnen sich für Dinge zu interessieren, die sie zuvor gar nicht wahrnahmen. Mit einem Mal lesen Sie Bücher.

Frauen beschreiben den an ihnen stattfindenden Wandel auf wie folgt: Erst hat sich mein Bücherregal verändert, dann mein Kleiderschrank, dann meine Essgewohnheiten, dann mein Freundeskreis. Anderer berichten, dass scheinbare Banalitäten für Sie einen ungeahnten Sinn bekommen – etwa, indem sie plötzlich eine spirituelle Dimension im Kochen oder Putzen, entdecken. Das sind dann keine lästigen Verrichtungen mehr, sondern Praktiken, bei denen der Geist gesammelt werden kann. Das alles geschieht nicht, weil es gewollt ist, sondern weil sich von innen heraus die Einstellung zum Leben gewandelt hat.

Mystik und die Welt

Eine Mystik, die sich aus der Welt zurückzieht, wäre eine Pseudo – Mystik. Sie wäre Regression, während eine echte, mystische Erfahrung unweigerlich zurück in das Leben führt. Mystik ist Alltag, denn das alltägliche Leben ist die Begegnungsstätte von Mensch und Erster Wirklichkeit. Nur im Augenblick des geliebten Lebens findet die Kommunikation mit Gott statt.

Mystik und soziale Verantwortung.

„Im Zentrum der mystischen Erfahrung steht das Bewusstwerden der Einheit mit allen lebenden Wesen. Das bedeutet auch, dass ich das Leid des Anderen als mein eigenes Leid erfahre – und ebenso seine Freude als meine Freude. Wenn ich diese Erfahrung mache, wird sich mein soziales Verhalten ändern. Nicht, weil ich zu einer moralischen Überzeugung gelangt bin, sondern weil sich etwas in mir verändert hat – weil ich zu einer Einsicht gelangt bin, die mich zu einem caritativen oder sozialen Engagement motiviert. Man kann von einer sozialen Verantwortung sprechen, einer sozialen Verantwortung aus Liebe. Diese Liebe gehört wesentlich zur mystischen Erfahrung dazu. Die Buddhisten sprechen eher von Mitleid (compassion), meinen aber damit letztlich dasselbe.“

Wo Liebe einmal entfacht ist, ist für das Böse kein Platz mehr. Ich zitiere in diesem Zusammenhang gerne ein Wort des Augustin. Er sagt: ‚Liebe und tue, was du willst!‘ Er meinte damit: wenn die Liebe die Norm Deines Handels ist, weißt du, was du zu tun hast.

Mystik und Sünde

Aus der Sicht der Mystik ist Sünde letztlich nichts anderes als Mangel an Erkenntnis. Wer sein wahres Sein wirklich erkannt hat, wer seine Ich-Fixierung fallen lassen konnte und den transpersonalen Raum betreten hat, der wird sich ethisch korrekt verhalten. Er wird erkennen, dass man moralische Vorschriften und ethische Gebote aus der Liebe kommen. Sünde besteht dann nur noch darin, sich dieser Liebe, dieser Selbsttranszendenz zu verweigern und an der Ich – Struktur haften zu bleiben. Sünde ist der Zustand des Abgetrennt –Seins, der Selbstausgrenzung des Ich aus dem Strom des Lebens. Und wo diese Selbstausgrenzung überhand gewinnt, lauert das Verderben.“

Sünde im Bewusstsein der Mystik.

Wenn man „Sünde“ nicht im moralischen Sinne, sondern als egozentrische Tendenz im Menschen versteht, die mit dem göttlichen evolutionären Geschehen nicht konform geht, bekommt sie einen anderen Stellenwert. In einem zukünftigen Stadium der Evolution wird diese Erkenntnis immer mehr Menschen zuteilwerden als in der gegenwärtige Epoche der dualen, egozentrischen Rationalität. Diese Epoche neigt sich dem Ende zu, und es besteht Grund zu der Annahme, dass im Zuge des evolutionären Fortschritts das duale Denken mehr und mehr in den Hintergrund tritt und der mystischen Erfahrung unseres wahren Wesens Platz macht.“

Solange wir als Menschen diese Ich – Fixierung nicht überwinden, brauchen wir Gebote. Haben wir aber die Erfahrung der Einheit und Zusammengehörigkeit gemacht, ist die Liebe nicht mehr Gegenstand eines Gebotes, sondern der selbstverständliche Ausdruck des eigenen Wesens. Sie erscheint ja nicht länger als Tätigkeit, die befohlen wird, sondern als ein Zustand der transpersonalen Existenz .- Ich weiß, dass das Zukunftsmusik für die Menschheit ist. Ein menschenwürdiges Zusammenleben wird aber uns aber nicht gelingen, solange wir diese Erfahrung nicht machen.“

Bedeutung des Sündenfalls.

Nicht das Essen vom Baum der Erkenntnis ist Sünde, sondern dass der Mensch sich von Gott – das heißt von seinem wahren Wesen – abgewandt hat. ‚Sie waren nackt‘, heißt es in der Schrift. Das hat nichts mit Kleidung zu tun. Es will viel mehr sagen: Sie waren hinausgeworfen in die Einsamkeit des Ichs. Die Vertreibung aus dem Paradies ist das Hinaustreten in den personalen Zustand – das Heraustreten des Ich – Bewusstseins aus der Einheit mit Gott. Sünde ist so gesehen, nicht das jeweilige Vergehen einzelner Menschen, sondern der Preis, den die Menschheit für ihre Individuation zu zahlen hat. In dieser Sünde leben wir, solange es uns nicht gelingt, in einer mystischen Erfahrung, uns selbst zu transzendieren. Der spirituelle Weg ist so gesehen, der Weg ins Paradies – aber nicht in jenes, aus dem wir vertrieben wurden. Dorthin zurückzukehren hieße, sich in den Mutterschoß der Evolution zu flüchten. Die Evolution aber bringt uns voran. Eines Tages werden wir erkennen, dass Gott immer schon mit uns ‚im Garten Eden spazieren ging‘ – dass wir in Wahrheit nie von ihm getrennt waren und dies bloß nicht erkannt haben.

Die Wirkung einer Transpersonalen Erfahrung.

Die Transpersonale Erfahrung relativiert auf der einen Seite die Ich – Strukturen und weicht deren Konditionierungen auf, führt aber auch zu einem echten Selbstwertgefühl, dass der Ich-Struktur wieder zugute kommt. Auf dem spirituellen Weg ereignet sich ein Durchbruch des Lebens. Es ist wie die Blüte eines Kirschbaums, gestern noch war er kahl, über Nacht aber sind Tausende von Blüten ausgebrochen, und er leuchtet in reinem Weiß. So etwas kann niemand machen. Es kommt von innen. So ist auch die Erfahrung der vollen Wirklichkeit ein Aufbrechen des Lebens von innen. Dazu passt ein altes chinesisches Sprichwort: ‚Ich bat den Mandelbaum: Erzähle mir von Gott. Da fing an zu blühen‘. Das sollte auch der Mensch von sich sagen können: Da fing er an, ganz Mensch zu sein. Es geht nämlich um nichts anderes als um unser volles Menschsein. Wir sind Menschen geworden, damit wir wachsen und reifen zu einer umfassenden Existenz. Das ist der eigentliche Grund unseres Hierseins.

„An dieser Hausaufgabe des Lebens einfach vorbei zu gehen, ist die eigentliche Verfehlung. Vielleicht ist es das, was die Bibel die Sünde wider den Heiligen Geist.

Mystik und Tod

Eine mystische Erfahrung führt zu der Einsicht, dass es den Tod gar nicht gibt. Das, was stirbt, ist lediglich die Form, in der sich das Eigentliche ausdrückt. Geborenwerden und Sterben ist nichts anderes als der Anfang und das Ende einer Manifestation der Ersten Wirklichkeit. Diese selbst bleibt davon unberührt. Jeden Augenblick vollzieht sich in der Evolution ein Geborenwerden und Sterben. Gott ist Kommen und Gehen. Auch diese unsere menschliche Form wird zerbrechen. Es wird wieder eine neue Form entstehen. Ob sie noch eine Identität mit der alten Form hat, ist unwichtig. Es inkarniert sich ja nur immer die Erste Wirklichkeit, die wir Gott nennen. Sie kennt keinen Wandel, keine Zeit und keinen Raum. Zeit und Raum entstehen durch die Formen, die kommen und gehen.“

Das Sterben in der Mystik ist ein Sterben, das sich nicht darum kümmert, ob und wie es drüben weitergeht. Es ist ein Sterben in ein viel Größeres hinein, bei dem die Frage nach dem Fortbestand der Personalität zurückgetreten ist…. Da ist nicht der Wunsch nach einem Himmel, nicht die Hoffnung auf ein Geborgensein bei Gott, da ist nur das Loslassen des Unwesentlichen.

Das Unwesentliche ist das Ich (Ego), das in der Erfahrung der transpersonalen Wirklichkeit in seiner Relativität erkannt wird…. Die Angst vor dem Tod kann nur mit dem Ich (Ego) zurücktreten – nämlich dann, wenn der Mensch in der mystischen Erfahrung aus dem Ich-Bewusstsein in den transpersonalen Bereich gelangt und dort die Erfahrung der nicht mehr bezweifelten Einheit macht. ‚Stirb auf deinem Kissen!‘, sagt das Zen. Und auch die christliche Mystik spricht vom Sterben des Ich. Und in dem Maße, wie dieses Ich stirbt – dieses ängstliche, verzweifelte, aggressive, opportunistische, manipulierende und viel zu selten auch heitere Konglomerat von psychischen Abläufen – , in dem Maße entfalten sich Vertrauen, Freude und Zuversicht.“

Wir wissen nicht, wie es ist, zu sterben. Aber vieles spricht dafür, dass Sterben ein Erwachen ist. Es schließt sich nicht ein Tor, es öffnet sich ein Tor…..Die sogenannten Nahtod-Erfahrungen legen jedenfalls nahe, dass die Personalität dahinschwindet und durch ein nichtpersonales Bewusstsein ersetzt wird. Dieser Übergang wird in den meisten Nahtodberichten als faszinierend und beglückend geschildert, so beglückend, dass viele den begonnenen Weg ins Sterben am liebsten weitergegangen wären.“

Zum Titel des Buches:

Die Welle ist das Meer

Auf die Feststellung des Interviewers, dass man somit das berühmte Wort Wittgenstein beherzigen muss: „Wovon man nicht reden kann, davon soll man schweigen.“ antwortet Willigis Jäger:

Der einzige Ausweg, der sich bietet, sind Metapher, und Bilder, bei denen klar ist, dass sie nicht mehr als eine Annäherung bieten. Ein Bild, das ich gerne verwende, ist folgendes: Wenn wir uns die Erste Wirklichkeit als einen unendlichen Ozean vorstellen, dann sind wir so etwas wie die Wellen auf diesem Meer. Wenn nun die Welle erfährt ‚ Ich bin das Meer‘, dann sind immer noch zwei: Welle und Meer. – In der mystischen Erfahrung wird aber auch diese Dualität überstiegen. Das Ich der Welle verfließt, und an seiner statt erfährt das Meer sich als Welle. Es erfährt sich in der Einheit von beiden. Diesen Schritt vollzieht der Mystiker nicht, es widerfährt ihm. Er betrachtet die Wirklichkeit nicht mehr als gegenüber, gleichsam von außen, sondern er erfährt die Wirklichkeit von innen.

Im Bild gesprochen: Er erfährt: Alles ist Welle und Ozean zugleich. Alles ist Ausdrucksform dieser einen Wirklichkeit. Und da alles Ausdrucksform derselben Wirklichkeit ist, gibt es auch eine absolute Verbundenheit mit allem. Das Meer ist alle Wellen und alle Wellen sind eine Einheit. Alles ist Kosmos, und alles im Kosmos ist Manifestation desselben kosmischen Seins. Das aber erfährt der Mystiker gerade darin, dass alle Unterscheidungen zwischen ihm und den Manifestationen des Seins aufhören. Mystik ist nicht jenseits von Gott und Welt. Mystik ist Gott und Welt, ein unteilbares Eines.

Die Spannung zwischen den beiden Polen wird deshalb nicht aufgehoben. Es ist die Spannung zwischen dem einen Ende eines Stabes und dem anderen. Es ist die Spannung zwischen Welle und Meer, zwischen Ast und Baum. Gott und Mensch werden daher auch nicht gleichgesetzt. Das Meer offenbart sich als Welle. Meer und Welle kann man zwar verschieden ansprechen, aber ihr Wesen ist Wasser.“

Später erklärte Willigis Jäger, dass er diesen Metapher jetzt anders formulieren würde. Statt zu sagen, „Die Welle ist das Meer“ würde er sagen „Das Meer ist die Welle“. Er meint wohl damit, dass anstatt zu sagen dass „der Mensch (die Welle) Gott (der Ozean) ist“ es besser wäre zu sagen, dass „Gott (der Ozean) im Menschen (in der Welle) gegenwärtig ist.

Mein Fazit:

Der Mensch der Zukunft wird ein Mystiker sein – oder er wird nicht mehr sein!“

Dieses Zitat von Willigis Jäger ist ein Abwandlung eines Ausspruches des Theologen Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein – oder er wird nicht mehr sein“. Dies ist die Grundlage eines Paradigmenwechsels, der in der heutigen Zeit stattfindet.

Diese Prophezeiung hat noch zu keiner Zeit mehr Gültigkeit gehabt als heute. Wir erleben gegenwärtig in der Welt eine vielleicht noch nie so dagewesene Polarisierung. Auf der einen Seite dominiert das egozentrische Bewusstsein auf allen Ebenen, was Kriege und die Zerstörung der Umwelt zur Folge hat. Auf der anderen Seite „erwachen“ immer mehr Menschen zu einem Bewusstsein, das den Egoismus überwunden hat, und welches man kosmisches, transpersonales Bewusstsein oder auch Mystik nennt. Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass immer mehr Menschen in allen Ländern regelmäßig meditieren und dadurch diese Einheit mit Gott und der Natur in sich selbst erfahren.

Der Weg des „nur“ Glauben an einen Gott, hat die Menschen nicht verändern. Die transpersonale/mystische Erfahrung führt zu einem inneren Wissen, dass wir nicht von dieser „Ersten Wirklichkeit“, Gott, getrennt existieren und auch nie existiert haben. Dies verändert den Menschen völlig. Der Dualismus wird überwunden und die Aussage von Jesus Christus „Ich und der Vater sind eins“, gilt für jeden Menschen.

Willigis Jäger macht in diesem Buch deutlich, dass die gegenwärtigen Religionen einer Veränderung bedürfen, auch weil immer mehr Menschen zu der gegenwärtigen Theologie, die auf einer Trennung von Gott und Mensch basiert, keinen Zugang mehr haben. Was bisher mit Religion verbunden wurde, Glaube an Gott als eine höheren Wesen, das Verehrung und Anbetung verlangt, straft und belohnt, der Glaube an Himmel und Hölle im Jenseits, dies alles hat in der von der Mystik geprägten Religion keine Bedeutung mehr.

Der Inhalt des Buches wird durch kluge Fragen zum Thema Gott, Religion und Mystik bestimmt. Die klaren, präzisen und ausführlichen Antworten vermitteln ein breites Spektrum darüber, was Gott und Religion in unserer heutigen Zeit in dem neuen Paradigma bedeuten.

Das Buch kann Menschen, die durch die dualistische Theologie der kirchlichen Institutionen den Zugang zur christlichen Botschaft verloren haben, wieder zu den ursprünglichen und unverfälschten Wurzeln des Christentum zurückführen, ohne dabei den Zugang zur östlichen Philosophie aufgeben zu müssen.

Das Buch:

Willigis Jäger

Die Welle ist das Meer

Herder spektrum ISBN 3-451-05046-3

Weitere Buchvorstellungen von Willigis Jäger:

Finde deinen inneren Weg

Gott will gelebt werden

Brief an Gott

Weitere Buchvorstellung zum Thema Mystik:

Spirituelles Leben – Meister Eckhart

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