„Finde deinen inneren Weg“ – Willigis Jäger | Buchzitate

Willigis Jäger

Willigis Jäger gilt als einer der bedeutendsten spirituellen Lehrer unserer Zeit. Als Benediktiner ist er tief in dem mystisch-kontemplativen Leben des abendländischen Christentums verwurzelt und als Zen-Meister ist er auch den radikalen Weg der östlichen Leere gegangen. (Text auf Rückseite seine Buches ‚Wiederkehr der Mystik‘)

Einleitung

Dieses kleine Buch ist eine Sammlung von Weisheiten von Willigis Jäger aus verschiedenen Büchern und Vorträgen, die auch als CD erhältlich sind. Es geht um den Weg zu unserer wahren Natur, unserem SELBST, der die Trennung im Ego-Bewusstsein überwindet und wieder zur Verbundenheit mit Allem führt. Gott oder das Göttliche ist dann nicht mehr außerhalb von uns, sondern in uns.

Zitate aus „Finde deinen inneren Weg“

Erkennen, wer wir sind

„Das Leben wäre so einfach, wenn wir immer erkennen könnten, wer wir sind. Wenn wir in unserem Nachbarn erkennen könnten, wer sie sind. Wenn wir ihr Strahlen, das auch durch ihre Kleider dringt, erfahren können… Einmal werden wir uns als Menschen so weit entwickelt haben, dass wir uns als Söhne und Töchter Gottes erkennen. Dann und nur dann wird Friede sein.“

Das Eine in allem

„Die Mystik spricht von Sonne und Licht. Ohne Sonne gibt es kein Licht; oder: Quelle und Bach, Wurzel und Baum. Wer nur den Baum anschaut, kann vergessen, dass er Wurzeln hat. Wer nur den Menschen anschaut, kann vergessen, dass Gott seine Wurzel ist.“

Was wir Gott nennen

„Was wir Gott nennen, ist dieses Nichts, das sich jeden Augenblick neu in millionenfachen Formen erschafft. Es ist wie ein Baum, der viele Äste treibt und sich jeden Augenblick neu in den vielen Ästen erschafft. Es ist wie das Meer, das jeden Augenblick unzählige Wellen kreiert, ohne dass sich das Wesen des Wassers verändert. In jeder kleinsten Welle manifestiert sich der ganze Ozean. In jedem kleinsten Geschehen manifestiert sich das Universum. Was wir Gott nennen, lebt sich selbst als die Milliarden Formen und auch als dieses ganz persönliche Leben.“

Gold und Ring

„Gott und Mensch verhalten sich zueinander wie Gold und Ring. Sie sind zwei ganz verschiedene Realitäten. Gold ist nicht Ring und Ring ist nicht Gold. Aber in einem goldenen Ring können sie nur zusammen auftreten. Sie sind koexistent. Das Gold braucht eine Form, um zu erscheinen, und der Ring braucht ein Material, um sichtbar zu werden. Sie sind Nicht-Zwei. Das Gold offenbart sich als Ring. So offenbart sich Gott als Mensch. Sie können nur zusammen erscheinen. Das ist für mich der Sinn der Inkarnation Jesu. Es soll darin deutlich gemacht werden, dass alles eine Inkarnation Gottes darstellt. (Anmerkung: Das ist die Botschaft des Weihnachtsfestes, das „göttliche Kind“ wird auch in uns geboren.)“

Zum gleichen Gipfel

„Letztlich sind Bekenntnisse nur verschiedene Aufstiege, die zum gleichen Gipfel führen sollen. Die Wahrheit kann nur das Eine sein. Ein spiritueller Weg lässt sich an jedem Ort gehen. Er braucht keine Religion, kein Dogma, keine organisierte Gemeinschaft, keinen Tempel und keine Kathedrale, man muss sich nicht Haare scheren lassen und keine schwarzen Gewänder anziehen… Alle Menschen haben eine Grundstruktur, die ihnen den mystischen Weg ermöglicht.“

Religion und Mystik

„Religion hat zunächst mit Moral nichts zu tun. Ein moralisch integres, gutes Handeln entspringt als unmittelbare Konsequenz einer mystischen Einheitserfahrung. Wenn an deren Stelle die Androhung von Höllenstrafen tritt, ist moralisches Handeln nicht mehr etwas, was aus dem Innersten den Menschen frei erwächst, sondern es wir ihm von außen aufgezwungen. Und eben in diesem Außen wird ihm dann, so er denn die Gebote befolgt, die Erlösung versprochen. Man sieht daran, wie sehr die christliche Moral von der dualen Vorstellung getragen ist, Gott sei ein außerweltliches Wesen und der Mensch müsse in dieser Welt die Gebote dieses externen Gottes einhalten, um im künftigen Jenseits die Erlösung zu finden.“

Religion ist Alltag

„Religion ist der Alltag und der Alltag ist Religion. Im Alltag vollzieht sich die „göttliche Energie“. Im Vollzug des Alltags sind dieser Energie am nächsten, da ist sie zu erfahren. Das ist wirklich Religion, im Sinne von „Religio“, was so viel bedeutet wie Bindung. Im Alltag erfahren wir die Einheit mit diesem „göttlichen Urgrund“. Diese Einheit zu erfahren ist das Ziel der Kontemplation“ (Anmerkung: der christliche Begriff für Meditation)

Was am Ende zählt

„Nur die Liebe zählt. Was wir am Ende unseres Lebens in Händen haben, werden nicht unsere Leistungen und unsere Werke sein. Wir werden nicht gefragt, ob wir katholisch oder evangelisch oder sonst etwas waren. Wir werden uns zuerst und vor allem die Frage stellen, wie viel wir geliebt haben.

Nicht verzückt

„Kontemplation ist tiefe Erfahrung, nicht Verzückung. Sie führt zurück auf den Markplatz des Lebens. Wirklich tiefe Erfahrung ist erfüllt mit einer universalen Liebe. Es ist nicht ein „Ich liebe dich“ und „Du liebst mich“, sondern eine existenzielle Erfahrung von Verbundenheit und Einheit mit allem Leben.“

Erlösung

„Wenn die Liebe einmal vom Menschen Besitz ergriffen hat, erfährt sich der Mensch als eingebunden ins Eine. Dann werden das Leid des Nachbarn zu meinem Leid und die Freude des Nachbarn zu meiner Freude. Ich helfe, weil ich mir selber helfe.“

Liebe werden, Liebe sein

„Das eigentliche Ziel unseres Daseins besteht nicht darin zu lieben, auch nicht darin, sich lieben zu lassen. Es besteht einzig und allein darin, Liebe zu werden, sagt Rabbi Moshe ben Israel. Ich möchte diese Worte ergänzen und hinzufügen: Wir haben zu begreifen, dass wir Liebe sind und die Grundstruktur des gesamten Universums Verbundenheit und Liebe ist. Die nächste Stufe unseres menschlichen Daseins wird sein, dies zu erfahren.“

Wo ihr zu Hause seid

Die meisten Menschen erfahren zunächst in der Stille alles, was sie verdeckt oder verdrängt haben. Es ist gut, dass das hochkommt – nur so kann ich mich damit auch auseinandersetzen. Ich sag den Menschen dann: Das gehört zu euch. Aber ihr seid das nicht. Ihr müsst den Punkt finden, wo ihr wirklich zu Hause seid. Wenn ihr dort ankommt, gebt ihr auch all den Verletzungen und Enttäuschungen eine andere Bedeutung.

Werde, was du bist

Vollende deine Geburt! Das ist die Aufgabe unseres Lebens. Wir vollenden sie nicht durch Leistung, sondern durch Sein.


Quelle der Zitate

Willigis Jäger: Finde deinen inneren Weg
Herder – Verlag (ISBN 978-3-451- 07181-2)

Webseiten von Willigis Jäger

Weitere Artikel zu Willigis Jäger

Leben und Sterben – Brück u. Jäger

Gott will gelebt werden

Brief an Gott

Views: 71