Im Alltag Ruhe finden

Meditationen von Jon Kabat-Zinn

Original Titel: Wherever You Go, There You Are

Jon Kabat-Zinn

Jon Kabat-Zinn ist Gründer der Stress Reduction Clinic und Professor Emeritus für Molekularbiologie an der Universität of Massachusetts. Er wurde international bekannt durch den Einsatz von Achtsamkeitsmeditation als Hilfe für seine Patienten im Umgang mit Stress und chronischen Schmerzen. Jon Kabat-Zinn ist es als Erstem gelungen, die Achtsamkeitspraxis systematisch in die medizinische Betreuung zu integrieren. Er gehört zu den Wissenschaftlern, die bei dem von Dalai Lama ins Leben gerufenen Mind ans Life Institute mitarbeiten. (Quelle: Text auf der ersten Innenseite)

Einleitung zum Buch

Das Buch vermittelt, wie es auf der Rückseite des Buches geschrieben steht, „ein umfassendes Meditationsprogramm für alle Lebenslagen“. Der weitere Text auf dieser Seite: „Meditieren kann man im Gehen, im Stehen, im Liegen, zu Hause und unterwegs, beimTreppensteigen und sogar beim Geschirrspülen. Jon Kabat Zinn bietet eine Fülle von Übungen, durch die man lernen kann, alle Situationen im Leben mit erhöhter Aufmerksamkeit und Ruhe zu meistern. Auf diese Weise bleibt man auch im stressigen Alltragstrubel kontinuierlich in seiner inneren Mitte, was positive Folgen für unsere geistige und körperliche Gesundheit hat.“

Diese Einleitung reicht eigentlich aus, um zum Kauf des Buches motiviert zu sein. Denn wer will das nicht, dem Stress und den Herausforderungen des Lebens mit mehr Gelassenheit und Ruhe begegnen zu können, um dadurch geistig und körperlich gesund zu bleiben?

Die Einführung des Autors in dieses Buchs macht dies noch deutlicher:

„Der Augenblick ist das einzige, womit wir arbeiten können. Nur zu häufig jedoch vergessen wir, dass wir da sind, wo wir bereits sind. Augenblick für Augenblick befinden wir uns an der Wegkreuzung des Hier und Jetzt. Doch wenn die Wolke des Vergessens sich über uns senkt, verlieren wir uns genau in diesem Augenblick. Was jetzt? wird dann zu einem echten Problem.
Mit ‚verlieren‘ meine ich, dass wir zeitweilig den Kontakt zu uns selbst und zum vollen Spektrum unserer Möglichkeiten verlieren. Stattdessen verfallen wir in eine roboterhafte Art, zu sehen, zu denken und zu handeln. Wir unterbrechen dann den Kontakt zu den tieferen Bereichen in uns und berauben uns dadurch oft vielleicht unserer Möglichkeiten, kreativ zu sein, zu lernen und zu wachsen. Und wenn wir nicht auf der Hut sind, können sich jene umwölkten Augenblicke ausweiten, bis sie schließlich den größten Teil unseres Lebens ausmachen.

Um wirklich in Kontakt mit unserem Hier und Jetzt zu sein – wo immer das auch sein mag-, müssen wir so lange in unserem Wahrnehmen innehalten, bis der gegenwärtige Augenblick in uns einsinken kann – so lange, bis wir den gegenwärtigen Augenblick wirklich spüren, bis wir ihn in seinem ganzen Ausmaß sehen, bis wir seiner gewahr werden und ihn dadurch besser kennenlernen und verstehen. Erst dann können wir die Wahrheit eines Augenblicks unseres Lebens akzeptieren, von ihm lernen und unseren Weg fortsetzen. Doch sind wir stattdessen leider nur zu oft in der Vergangenheit gefangen, in dem, was schon geschehen ist, oder wir sind mit unseren Gedanken bereits in der Zukunft. Wir halten Ausschau und hoffen, dort besser glücklicher leben zu können, so wie es unseren Vorstellungen und Gewohnheiten entspricht. Die meiste Zeit über sind wir uns dieser inneren Spannung, wenn überhaupt, nur teilweise darüber im klaren, was genau wir in und mit unserem Leben tun, wir sind uns nur teilweise der Auswirkungen unserer Handlungen und, auf einer subtilen Ebene, unserer Gedanken darüber bewusst, was wir sehen und nicht sehen, tun und nicht tun.“

„Das Buch handelt vom Erwachen aus Träumen und Alpträumen, in die sich unsere Träume häufig verwandeln. Nicht einmal zu wissen, dass man sich in einem Traum befindet, nennen die Buddhisten Unwissenheit oder Mangel an Achtsamkeit; in Fühlung mit diesem Nichtwissen zu sein, wird hingegen als ‚Achtsamkeit‘ bezeichnet. Aus diesen Träumen aufzuwachen ermöglicht die Meditation, das systematische Entwickeln von Achtsamkeit, einem Gewahrsein des gegenwärtigen Augenblicks. Mit diesem Erwachen entsteht etwas, das wir ‚Weisheit‘ nennen können, eine tiefere Einsicht in Ursache und Wirkung und in die Verbindung, die zwischen allen Dingen besteht. Die Entwicklung dieser Einsicht in das Wesen der Wirklichkeit hat zur Folge, dass wir nicht mehr in einer von selbst erfundenen Traumwelt gefangen sind. Um unseren Weg zu finden, müssen wir lernen, dem gegenwärtigen Augenblick achtsamer zu begegnen. Er allein bietet uns die Möglichkeit zu leben, zu wachsen, zu fühlen uns zu verändern.“

Das Buch ist in drei Teile gegliedert:

I Die Blüte des Augenblicks

II Das Herz der Übung

III Achtsamkeit im Alltag

Im ersten Teil „Die Blüte des Augenblicks“ geht es um die Achtsamkeit und Meditation generell als Hilfe zu einem bewussten Leben bei der Entwicklung zu einem ganzen Menschen. Dazu gehören auch Qualitäten, die auf diesem Weg entwickelt werden wieGeduld, Loslassen, Nicht-Urteilen, Vertrauen, Großzügigkeit, Stärke und Annehmen der eigenen Schwächen.

Der zweite Teil „Das Herz der Übung“ vermittelt Anleitungen zur Meditation in verschiedenen Formen sowie auch praktische Übungen. So zum Beispiel eine Anleitung zur Sitzmeditation, zur Haltung, zur Übungsdauer usw.

Der dritte Teil „Achtsamkeit im Alltag“ beschäftigt sich vor allem mit einer meditativen Grundhaltung im Alltag. Man nutzt die alltäglichen praktischen Dinge zum Üben von Achtsamkeit. Beispiele: Küchenarbeit, Treppensteigen, Elternschaft. Es wird hier auch aufgezeigt, wie sich allmählich aus der Illusion von Getrenntsein immer mehr Verbundenheit und Eins-Sein mit Allem im eigenen Bewusstsein entwickelt. Es entsteht auch mehr Klarheit über den Sinn des eigenen Lebens.

Sehr häufig haben Menschen mir hier gesagt, Meditation sei nicht ihre Sache, sie liege ihnen nicht, sie müssten ihre Probleme anders lösen. So bin ich sehr froh darüber, das Jon Kabat-Zinn solchen Menschen auf die folgende Frage hier eine Antwort gibt.

Kann jeder meditieren?

„Diese Frage wird mir oft gestellt. Ich habe den Verdacht, viele Leute glauben, jeder außer ihnen könne meditieren. Mit der Frage wollen sie sich versichern, dass sie nicht die einzigen sind, dass es zumindest noch ein paar andere Menschen gibt, mit denen sie sich identifizieren können, unglückliche Seelen, die wie sie mit der Unfähigkeit zu meditieren geboren worden sind. Doch so einfach liegen die Dinge nicht. Wenn Sie glauben, Sie seien nicht in der Lage zu meditieren, dann ist das etwa so, als glaubten Sie, Sie seien nicht fähig zu atmen, sich zu konzentrieren oder sich zu entspannen. So gut wie jeder kann ohne große Mühe atmen, unter entsprechenden Umständen vermag so gut wie jeder sich zu konzentrieren, und alle Menschen können sich entspannen.“

„Natürlich erfordert Meditation Energie und Ausdauer. Wäre es demnach nicht zutreffender zu sagen: ‚Ich habe nicht die Ausdauer, um meditieren zu können‘ als zu sagen: ‚Ich kann es einfach nicht?‘ Jeder Mensch kann sich hinsetzen und den eigenen Atem bzw. den eigenen Geist (Anm. Gedankenfluss) beobachten.“
„Doch auch nur 5 Minuten bei dieser Übung zu bleiben, setzt eine gewisse Entschlossenheit voraus. Meditation zu einem festen Bestandteil unseres Lebens zu machen erfordert ein beträchtliches Maß an Disziplin. Wenn also Menschen sagen, sie könnten nicht meditieren, dann meinen sie eigentlich, dass sie nicht bereit sind, dafür Zeit zu opfern, oder dass ihnen, wenn sie zu meditieren versuchen, nicht gefällt, was dann passiert. Solchen Menschen möchte ich raten, es vielleicht noch einmal zu versuchen, diesmal jedoch ohne Erwartungen, einfach nur zu beobachten.“

Ende der Zitate !


Wer ernsthaft mit mehr Bewusstheit und Achtsamkeit leben möchte, der findet in diesem Buch eine optimale Anleitung. Darüber hinaus gibt es ein Audio-Buch, das in deutscher Sprache sowohl eine Sitzmediation wie auch eine Körpermeditation (Body-Scanning) anleitet.

Das Buch:

Jon Kabat-Zinn
Im Alltag Ruhe finden
Droemer – Knaur -Verlag – Mens Sana
ISBN 978-3-426-87529-2

Video auf Youtube mit Jon Kabat Zinn:

Mindfulness with Jon-Kabat-Zinn

Views: 23