Nichts als Gegenwart – Jean Klein

Nichts als Gegenwart – Jean Klein

Anmerkung: Folgende Zitate sind Textauszüge aus der deutschen Buchübersetzung von Daniel Herbst.
Das englischsprachige Originalbuch von Jean Klein trägt den Titel: „I am “

Jean Klein (1912 – 1998)
In Berlin geboren, lebte später in Frankreich. Er war Musikwissenschaftler, Arzt und Autor mehrer Bücher. In Europa und den USA verbreitete er die Lehre der Philosophie des Adavita Vedanta (Nicht-Dualität), deren Popularität im Westen ihm dadurch zu verdanken ist, dass er sie als erster der westlichen Sensibilität angepasst hat.

Einführung (der Herausgeberin Emma Edwards)

„Ich bin eine Mutter. Ich bin ein Sohn. Ich bin ein Arzt. Ich bin musikalisch. Ich bin groß. Ich bin klein. Ich bin Amerikaner. Ich bin Jude. Ich bin Christ. Ich bin enthaltsam. Ich bin depressiv. Ich bin glücklich. Ich bin verheiratet. Ich bin dies, ich bin das.“

Wir kennen uns selbst nur in Bezug auf etwas. Wir kennen lediglich ein bedingtes „Ich“. Wenn wir „Ich bin“ sagen, fragt der Verstand: „Was bin ich? Ich bin was?“ In diesem Buch geht es um das „Ich bin“, vor aller Bestimmung, vor dem Eingreifen des Verstandes.

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Der Autor, Jean Klein, gehört zu den spirituellen Lehrern, die mit ihren Büchern und in den Begegnungen mit ihren Schülern, Satsangs genannt, Antworten auf die vielen Fragen gibt, die sich in diesem Prozess auf der Suche nach dem Wahren Selbst einstellen. Der Inhalt dieses Buches basiert auf einer Anzahl von Satsangs. Ein Satsang beginnt meistens mit einem kurzen Vortrag eines spirituellen Lehrers, der dann anschließend Fragen der Teilnehmer beantwortet. Das Buch hat 18 Kapitel, jedoch ohne Überschriften. In den einzelnen Satsangs gibt es viele Wiederholungen zu ähnlichen Fragen. Ich habe daher Überschriften gebildet und unter diesem Thema Texte aus den einzelnen Satsangs eingeordnet.

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Themen

Die Suche nach unserer wahren Natur.

„Es kann im Leben ein Augenblick kommen, in dem uns die Welt nicht mehr stimuliert und wir uns zutiefst teilnahmslos fühlen, sogar verlassen. Das kann uns dazu bringen, nach unserer wahren Natur jenseits der Erscheinungen zu suchen. Wenn uns Aktivitäten und Zustände nicht mehr besonders interessieren, wenn wir nicht mehr viel Freude an Objekten und menschlichen Beziehungen haben, kann es sein, dass wir uns selbst fragen: „Ist etwas mit der Welt verkehrt oder mit meiner Einstellung ihr gegenüber?“ Dieser ernsthafte Zweifel kann uns zu der Frage führen: „Welche Bedeutung hat die Existenz? Was ist das Leben? Wer bin ich? Was ist meine wahre Natur?“

„Das „Ich“, das gelegentlich erscheint, wird für ein Kontinuum gehalten. Tatsächlich ist es nur eine Kristallisation von Daten und Erfahrungen, die im Gedächtnis zusammengehalten werden. Selbst bruchstückhaft, ist sein Standpunkt bruchstückhaft und arbeitet mittels Zuneigung und Abneigung. Der Kontakt mit seiner Umgebung basiert auf willkürlicher Wahl. Auf diese Weise zu leben ist fürchterlich. Die Einsamkeit einer solchen Existenz mag vorübergehend durch kompensatorische Aktivitäten getarnt sein, aber wie wir bereits sagten: Früher oder später macht sich unsere wahre Natur bemerkbar und unsere Befragungen werden dringlicher werden.“

„Wir werden gewahr, dass viele, wenn nicht die meisten unserer Handlungen mechanische Reaktionen sind. All diese Veränderungen werden vom unpersönlichen Beobachter gesehen. Wir fangen an, uns dem Wissenden dieser Veränderungen näher zu fühlen und weniger mit den Veränderungen identifiziert und an sie verloren zu sein.“

Unsere wahre Natur, unseres wahren Selbst

„Derjenige, der sich danach sehnt, seine wahre Natur zu erkennen, muss zunächst einmal seine irrtümliche Identifikation mit den Dingen verstehen: „Ich bin dies“, „Ich bin das“. Alle Identifikationen, alle Zustände sind vorübergehend und damit unwirklich. Das „Ich“ mit diesem oder jenem zu identifizieren, ist die Wurzel der Unwissenheit. Fragen Sie sich selbst, was während aller Phasen des Lebens andauert. Es wird entdeckt, dass die Frage „Wer bin ich?“ keine Antwort hat. Sie können das, was dauerhaft ist, in einer Subjekt-Objekt-Beziehung nicht als etwas Wahrnehmbares erfahren. Sie können nur das formulieren und erläutern, was Sie nicht sind.“

„Ihre wahre Natur transzendiert Körper und Verstand. Deshalb kann die Frage „Wer bin ich?“ niemals beantwortet werden. Sie kann sich an Ihnen nicht festhalten: Alle Vorgaben rutschen weg und Sie erwachen zur alles-beantwortenden Stille. Nach sich selbst zu suchen, egal, auf welche Weise, ist totale Zeitverschwendung. Das muss für Sie zu einer vollkommen offensichtlichen Tatsache werden. Hinterfragen Sie diese Offensichtlichkeit nicht endlos. Das Leben wird im zeitlosen „Jetzt“ gefunden. Also häufen Sie nicht noch mehr Dinge an, erlernen Sie keine neuen Wege zu meditieren oder zu entspannen oder sich zu reinigen. Das Akkumulieren von Zuständen, Eindrücken und Techniken ist nichts als Selbstgefälligkeit. Es gehört immer noch zur Person, die nach Sicherheit und Bestätigung sucht. Konflikte und Probleme leiten sich alle vom Verstand ab.“

„Was Sie grundlegend und ständig sind, kann nicht in Worte gefasst oder geschlussfolgert werden. Sein ist non-dual, absolut und beständig, immer gegenwärtig, egal wie die Umstände auch sind. Wenn wir den Wissenden unabhängig vom Bekannten betrachten, offenbart er sich als der reine Zeuge.“

„Das, was unerwartet aufbrandet, ganz spontan, ohne Grund, frei von Vergangenheit; das, was hervorbricht, ohne Wurzeln, und was weder erblüht noch verblasst; das, was das Allernatürlichste ist, frei von Belastung, ist das Selbst.“

„Was wir wirklich sind, unser Selbst, All-Gegenwart, existiert nicht in Raum und Zeit. Auf der Ebene der Existenz kann man von Leben und Sterben sprechen, das sind Bilder, die vom Verstand erzeugt werden. Aber das, was wir sind, geht über Geburt und Tod hinaus. Wenn wir von Geburt sprechen, meinen wir die Geburt des Egos, des Ichs, und mit Tod meinen wir den Tod des Egos.“

„Wahre Freude ist nicht an äußere Umstände gebunden, sie entströmt direkt dem Selbst. Sie werden davon überzeugt sein, wenn Sie sich der Augenblicke von Ruhe bewusst werden, die erfahren werden, bevor sich Angst und Verlangen eistellen.“

„Undenkbare Gegenwart ist ihre wahre Natur, in der alles erscheint. Weil Sie sich mit Ihren Gedanken statt mit der Gegenwart identifizieren, fühlen Sie sich begrenzt und beengt. Indem Sie sich von dieser Beschränktheit befreien, kommen Sie dazu, Ihre Grenzenlosigkeit zu leben. Dann wird alles, was sich im Leben ereignet, eine neue Bedeutung haben.“

Bewusstsein

„Das reine Bewusstsein, nennen wir es ‚Ich bin‘, ist jenseits von Verstand und Körper. Es unterliegt nicht der Diskontinuität. Alle Empfindungen und Fakten hängen völlig von dieser reinen Wirklichkeit ab. Wir können uns die Abwesenheit des Fühlens vorstellen, die Abwesenheit von Wahrnehmung, aber niemals die Abwesenheit von Bewusstsein. Sie werden das schwer verständlich finden, solange Sie die ewige Gegenwart nicht erfahren haben.“

„Bewusstsein ist das Herz, aus dem Funken fliegen und sich selbst verlieren. Wir identifizieren uns irrtümlich mit diesen Funken. Sie sind nichts als Fragmente. Dualität ist aus diesem Herzen verbannt.“

“Wenn das Bewusstsein sich selbst mit seinen Objekten identifiziert, wird eine Subjekt-Objekt Beziehung erschaffen. Dann können wir von einem Leidenden sprechen und von einem Objekt des Leidens. Aber der Wissende dessen ist kein Objekt. Alle Wahrnehmungen sind Objekte, die im Bewusstsein wahrgenommen werden. Deshalb ist Angst ein Objekt, eine Wahrnehmung. Bevor wir es benennen, gibt es keine Angst, sondern nur eine direkte Wahrnehmung, die Empfindung. Sobald wir es benennen, verlieren wir die Verbindung zur Wahrnehmung und leben im Konzept, in der Benennung, da Konzepte und Wahrnehmungen nicht koexistieren können. Die Angst ist durch das relative Objekt konzeptualisiert, das auch ein Objekt ist. Dieses Subjekt hat kein Dasein aus sich selbst heraus, es lebt nur innerhalb der gegebenen Umstände.“

„Bewusstsein ist unsere Totalität, unser gesamter Ausdruck findet im Bewusstsein statt. Wenn Bewusstsein empfangen werden könnte, dann wäre sie nicht unsere Totalität. Wenn wir unsere Totalität nicht leben, leben wir bruchstückhaft, in Subjekt-Objekt-Beziehungen, in Diskontinuität. Das bringt Zwiespalt in unser Leben. Akzeptieren Sie zunächst den Zustand aller Erscheinungen, die Diskontinuität des Lebens. Bei der wirklichen Annahme liegt das Angenommene im Annehmen. Dieses Annehmen ist Ihre Ganzheit. Aber das darf kein Konzept bleiben, eine Information aus zweiter Hand. Es muss gelebt werden, aus erster Hand.“

„Die zeitlose Gegenwart, der Hintergrund zwischen und hinter den Wahrnehmungen und Gedanken, ist reines Bewusstsein. Denken und Wahrnehmen, das ist funktionelles Bewusstsein. Reines Bewusstsein ist kontinuierlich, sein Funktionieren ist es nicht.“

Wahrnehmung – Gewahrsein

„Es ist unerlässlich zu verstehen, dass Gewahrsein niemals ein Objekt werden kann. Es ist weder innerhalb noch außerhalb. Es ist frei von Zeit und Raum. Es ist die unendliche Weite, das Behältnis, in dem alle Zustände und alle Objekte erscheinen. Der ultimativ Wissende kennt sich selbst durch sich selbst. Er braucht keinen Mittler, um in Erfahrung gebracht zu werden. Gewahrsein ist keine Wahrnehmung. Es ist eine bewusste Wahrnehmung.“

„Nur Gewahrsein, das nichts mit mentaler Aktivität zu tun hat, das frei von jeder Beziehung zur Vergangenheit ist, frei von körperlichen und psychologischen Mustern, frei von Auswahl und Wiederholung, kann die Tür zum spontanen Verstehen öffnen. Augenblickliches Verstehen verzehrt den Irrtum, und die Energie, die bisher den Irrtum begründet hat, zieht sich davon zurück und integriert sich in die Wahrheit, die Sein ist.“

„ Sie müssen wissentlich gewahr sein, wissen, dass Sie gewahr sind. Sie sind der ultimativ Wissende aller Dinge; direkte Wahrnehmung erweckt Sie zu dieser Art des Lebens, zu diesem Sein.  Sie können Ihre wahre Natur nicht durch logische Analyse kennen. Meditation im täglichen Leben erblühen zu lassen, lässt es erfüllt sein.“

„Wenn Sie das plötzlich erkennen, in der vollkommenen Überzeugung totalen Gewahrseins, werden Sie sich dessen bewusst, was Sie niemals aufgehört haben zu sein: die unergründliche Glückseligkeit des Selbst.“

„Wahrnehmung ist keine Funktion. Deshalb führt das Wahrgenommene direkt zum Wahrnehmen. Bewusstsein ist Wahrnehmen. Sie können das Wahrnehmen nicht wahrnehmen, weil sie es sind.“

„Wahrnehmung ist der kürzeste Weg zum Bewusstsein. In dem Augenblick, in dem das Objekt seine Darstellung aufgibt, leben wir im stillen Wahrnehmen, in dem nichts gesehen wird und niemand da ist, der sieht. Er ist non-dual.“

„Was wir auch tun oder denken, wir sind Gewahrsein, also warum sollten wir versuchen, es zu sein oder zu denken? Wenn wir nicht gewahr wären, könnten wir von den Zuständen, in denen wir uns vorfinden, keine Kenntnis nehmen. Wenn Gewahrsein nur eine mentale Funktion wie alle anderen wäre, würde es wie alle anderen verschwinden. Aber es verschwindet niemals.“

„Wahrnehmen ist völlig unabhängig vom Wahrnehmenden und vom wahrgenommenen Objekt, die beide nichts als Konzepte sind. Wahrnehmung ist lebendig, die einzige Wirklichkeit, jetzt. Jede Wahrnehmung ist eine non-duale Erfahrung des reinen Gewahrseins.“

„Der Verstand existiert innerhalb des Gewahrseins. Es entspricht genau seiner Natur, dieses Gewahrsein durch die Mittel von Namen und Form auszudrücken. Alles, was dem Verstand erscheint, erscheint im globalen Gewahrsein. Diese Einsicht ist es, die den Schwerpunkt vom Objekt auf das Gewahrsein verlagert, oft das ultimative Subjekt ‚Ich bin‘ genannt.“

Der Beobachter und das Beobachtete

„Wir müssen nachforschen, uns selbst kennenlernen, was wir im Allgemeinen für unseren Körper und unsere Psyche halten. Zumeist leben wir in Reaktion und doppelter Reaktion, z. B. können wir, wenn wir ärgerlich reagieren, trotzdem versuchen, ruhig und gesammelt zu bleiben. Wir versuchen auf vielerlei Weise zu entkommen. Dadurch begrenzen wir immer wieder unsere Möglichkeiten und begeben uns in einen Kreislauf. Der einzige Weg da heraus ist, einfach zu beobachten. Das erlaubt uns, von unseren körperlichen Reaktionen, unseren mentalen Haltungen und Angewohnheiten und unseren Motivationen genau in dem Augenblick Kenntnis zu nehmen, in dem sie sich ereignen. Das beinhaltet kein Abwägen, keine Analyse, die auf dem Gedächtnis beruht.“

„Es ist es eine Illusion des Egos, sich selbst für einen individuell Handelnden zu halten, der in einer Welt der Wahl lebt. Sie müssen sich dem unpersönlichen Hintergrund zuwenden, so oft die Möglichkeit winkt. Bemerken Sie, dass Ihre Aufmerksamkeit ständig auf Objekte oder Ideen gerichtet ist. Ein Seins-Empfinden ohne Einschränkung ist Ihnen völlig unbekannt. Werden Sie zum Zuschauer, werden Sie sich des natürlichen Flusses des Lebens gewahr, Ihrer Motive, Handlungen und dessen, was daraus hervorgeht. Beobachten Sie die Mauern, die Sie um sich herum errichtet haben.“

„Beobachten Sie, wie Sie funktionieren, ohne den Hauch der Idee, irgendetwas zu verändern. Wachsamkeit klärt den Verstand und wird Sie früher oder später wissentlich darüber hinausbringen. Sie erleben während Ihrer Suche nach dem Selbst Hochs und Tiefs, weil Sie die Dinge bisher noch nicht in ihrer wahren Perspektive sehen – als ein Ganzes.“

„Wenn wir die Gedankenwelt ohne Einmischung oder Beurteilung beobachten, ohne Bezugnahme, dann verschwindet sie in der Beobachtung. Da die Gewichtung nicht länger auf dem Gedankengang und seinem Inhalt liegt, sondern auf dem Beobachten selbst, wird dieser Zustand des Bezeugens zur Reinigung, einem Loslassen, ohne dass da eine Person wäre, die etwas reinigt oder loslässt.“

Der Zeuge

„Der Zeuge muss die Szenerie betreten, um zu ermöglichen, dass das Ego als das erkannt wird, was es ist, ein Objekt. Der Zeuge ist ein pädagogisches Mittel, das die Tür zum Sein öffnet. Das Ego kann sich selbst nicht „kennen“, weil es sich mit dem identifiziert, was es denkt, fühlt und erfährt. Für das Ego gibt es nichts als Widerstand, Verteidigung, Aufruhr. – Der Zeuge ist es, der hervorstrahlt und das Ego als das zeigt, was es ist: eine Illusion. Der Zustand des kontemplativen Zeugen lässt uns entdecken, was wir nicht sind. Wir werden uns unseres Körpers und unserer Gedankenmuster gewahr, der Gründe, die unsere Handlungen motivieren, derer wir uns vorher kaum bewusst waren.“

„Lassen Sie die Gefühle, die in Ihnen erscheinen, egal welche, hochkommen, ohne sie zu visualisieren und ohne sich darauf zu konzentrieren. Indem man das Gefühl vor dem Zeugen „Ich“ erscheinen lässt, vor der Aufmerksamkeit ohne Peripherie oder Zentrum, geht der Körper durch verschiedene Grade der Ausscheidung, da sich alle Überlagerungen vor diesem Zeugen auflösen. Sie werden ein Loslassen der Konditionierung beobachten. Das Gewicht, das fälschlicherweise auf die Konditionierung gelegt wurde, um die Person zu beschwichtigen, geht jetzt zur Beobachtung über, zum Bezeugen, und Sie werden bald herausfinden, dass Sie das Licht sind, das über das Bezeugte hinausgeht. Das ist ihr natürlicher Zustand totaler Expansion, der Energie ist, offen und licht.“

„Es ist ungemein wichtig, dass Sie realisieren, dass Sie der Zeuge sind. Sie können nicht versuchen, Zeuge zu sein. Es genügt, dass Sie sich vollkommen gewahr werden, dass Sie der Zeuge sind, weil das die alten Muster beseitigt und Ihre Gewohnheit, sich selbst für den Denkenden und Handelnden zu halten.“

Stilles Gewahrsein

„Nur durch stilles Gewahrsein kann sich unsere körperliche und mentale Beschaffenheit ändern. Nur lebendige Stille, Stille ohne jemanden, der versucht still zu sein, ist fähig, die Konditionierung ungeschehen zu machen, der unsere biologische, emotionale und psychologische Natur unterzogen wurde. Es

gibt keinen Kontrolleur, keinen Wählenden, keine Persönlichkeit, die Entscheidungen trifft. Im wahllosen (Er) leben der Situation ist die Freiheit gegeben, sich zu entfalten.

In dieser Stille findet Veränderung von selbst statt, das Problem ist gelöst und Dualität endet. Sie bleiben in Ihrem Glanz zurück, in dem niemand verstanden hat und nichts verstanden worden ist.“

„Der Wachzustand und der Traumzustand sind beide dem stillen Gewahrsein übergestülpt, das uns allen gemeinsam ist. Egal, was Sie tun, es hat keine Wichtigkeit; was eine Rolle spielt ist, wie Sie es tun, Ihre innere Haltung. Die Rolle, die Sie auf der Bühne der Welt spielen, hat keine andere Bedeutung als die, mit welcher Klarsichtigkeit Sie sie spielen. Verlieren Sie sich selbst nicht in Ihrer Darbietung – das verwischt nur die Schau Ihres inneren Wesens“

Person – Persönlichkeit

„Die Persönlichkeit ist nichts als eine Projektion, eine Gewohnheit, die vom Erinnerungsvermögen erschaffen und vom Verlangen genährt wird.“

„Stellen Sie sich selbst die Frage „Wer bin ich?“ und beobachten sie klar, dass der Fragende, der Denker, der Handelnde, der Leidende alles Formen sind, die im Bewusstsein von „Ich bin“, dem ewig-lebend(ig)en Hintergrund, auftauchen und verschwinden. Sie haben aus sich selbst heraus keine Wirklichkeit. Was wir die Person nennen, ist Folge eines Fehlers. Endlos erscheinen und verschwinden Gedanken, Gefühle und Handlungen und erschaffen die Illusion von Kontinuität.

Die Vorstellung, eine Person zu sein, ein Ego, ist nichts anderes als ein Bild, das vom Gedächtnis zusammengehalten wird.“

„Was Sie dem Grunde nach sind, kann durch die Ratio nicht erfahren werden. Es wird nur erreicht, wenn sie eliminieren, was Sie nicht sind. Ein eigenwilliges Ego hindert Sie daran zu sein.“

„Während Sie sich Ihres Körpers und Ihres Verstandes bewusster werden, werden Sie sich selbst kennenlernen. Während sich das Bild der Dinge, wie Sie es geglaubt haben, legt, werden Sie einen klaren Einblick in das haben, was Sie sind, etwas ganz anderes, als ein Produkt des Verstandes. Sie werden sich allmählich immer weniger in das, was hochkommt, verwickelt fühlen und eines Tages werden Sie entdecken, dass Sie im Wahrnehmen sind.“

„Sobald Sie sich von der Idee „Ich bin der Körper“ und den Konsequenzen dieser Idee befreien, werden Sie zu Ihrem natürlichen Seins-Zustand erwachen. Geben Sie sich vollständig an diese Entdeckung hin. Wahres Gewahrsein kann nicht durch das Projizieren bekannter Faktoren in Form von Konzepten und Wahrnehmungen erreicht werden.“

„Befreien Sie sich von dem, was andere aus Ihnen gemacht haben und Sie werden sein, was Sie sind. Das ist möglich. Entblößen Sie sich vollständig. Eliminieren Sie alle angenommenen Eigenschaften, sie sind nicht wirklich Sie. Es sind nur ein Haufen Gewohnheiten, die vom Gedächtnis an Ort und Stelle gehalten werden. Wenn Sie im Garten arbeiten oder Auto fahren, dann funktionieren Sie einfach. Da ist niemand, der sagt: „Ich grabe um, ich fahre.“ Wo ist in diesem Augenblick die Person, die von anderen fabriziert wurde? Sie ist vollkommen abwesend. Sie erscheint nur, wenn daran gedacht wird. Sie ist eine Idee wie jede andere auch. Sie müssen es in dem Augenblick sehen, wenn es passiert, in genau dem Augenblick, wenn das „Ich“ auftaucht und die Handlung zuordnet. Sehen Sie es in dem Augenblick und eine Veränderung wird sich mühelos und von selbst ereignen.“

„Alle haben Gewohnheiten wie etwa, sich an Dingen festzuhalten, in die Vergangenheit zurückzuschauen, vergangene Erfahrungen und ihren emotionalen Gehalt zurückzurufen, Wunschdenken und Tagträume im Hinblick auf das sichere Fortbestehen der Person. Die Person ist ein Phänomen der Zeit, aber Sein ist ewig.“

„Sich selbst als Person zu betrachten ist eine der Gewohnheit wie jede andere. Es ist der Wunsch, sich von seiner Umgebung und anderen Menschen zu unterscheiden. Die Person existiert nur, wenn sie als Gedanke formuliert wird, und so können wir erkennen, dass sie nichts als Erinnerung ist. Wiederholung gibt ihr Halt, einen Ort, an dem sie sich selbst einrichtet. Sie ist ein Zustand des Ungleichgewichts, der sich nur aufrechterhalten kann und daher mehr Angst und Sorge erzeugt.“

Illusion und Realität.

„Die Welt existiert nur, wenn wir an sie denken; Schöpfungsgeschichten sind für Kinder. In Wirklichkeit wird die Welt in jedem Augenblick erschaffen. Nur das Gedächtnis vermittelt den falschen Eindruck von Kontinuität. Das Individuum hat keine unabhängige Existenz. Es ist eine Erfindung des Gedächtnisses und der Gewohnheit. Im Kern ist der Einzelne verängstigt und wagt nicht, sich selbst ernsthaft in Frage zu stellen.“

„Alle Wahrnehmungen und Erfahrungen sind mit Zeit verbunden, sie sind vergänglich, aber unsere wahre Natur transzendiert Zeit. Es ist ein Mangel an Klarsichtigkeit, der dazu führt, dass wir uns mit der Zeitlichkeit identifizieren. Wenn sich Ihnen zeitlose Augenblicke anbieten, nehmen Sie die Einladung an. Gehen Sie tief in sie hinein, bis Sie sich selbst in Ihrer Abwesenheit finden.“

Wahrheit und Sein

„Die einzige Wahrheit ist das Sein, das grundlos ist, autonom. Wenn Sie falsche Dinge als das erkennen, was sie sind, ist das Erhellung. Entsagung findet statt, ohne dass da jemand ist, der verzichtet. Darin, auf diesem direkten Weg, frei von Wahl, findet eine Befreiung von Energie statt und ein unwillkürliches Niederlassen im wahren Sein.“

„Es gibt nichts außerhalb des Bewusstseins. Das Universum, Ihr persönliches

Ich, alles erscheint darin. Die Einbildung hat uns von diesem Gewahrsein getrennt, diesem Bewusstsein, und wir haben uns selbst mit Ängsten, Konzepten und Vorstellungen umgeben und uns darin eingeschlossen.“

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„Unvoreingenommene Handlung bindet Sie nicht, im Gegenteil, sie lässt Sie vollkommen frei. Leben Sie im Augenblick, seien Sie einfach. Leben Sie als Sein und Sie werden zur Glückseligkeit erwachen.“

Körper

„Wir sind nicht der Körper. Aber bevor wir das sagen, müssen wir genau wissen, was der Körper ist, was wir nicht sind. Der Körper besteht aus fünf Sinnen. Ohne diese Sinne können wir nicht von einem Körper sprechen. Wir erleben ihn hauptsächlich als Empfindung, wir spüren ihn. Die Empfindungen, die auftauchen, können sehr unterschiedlich sein; ich fühle mich leicht oder schwer, warm oder kalt, angespannt oder entspannt. Diese Empfindungen sind Erinnerungen und Gewohnheiten, an die wir gewöhnt sind. Sie sind nichts als Mittel, durch die sich die „Ich-bin-ein-Körper“-Vorstellung selbst versichert, dass er existiert. Das heißt, dass sie den ursprünglichen, natürlichen Zustand des Körpers überlagern. Wenn wir also sagen ‚Ich muss zuerst herausfinden, was ich nicht bin‘, bedeutet das, dass wir uns dieser Überlagerungen vollkommen bewusst sein müssen.“

„Wie ich sagte sind Empfindungen, so wie wir sie kennen, konditionierte Gefühle, die der „Ich-bin-der-Körper“- Idee angehören. In dieser Überlagerung findet die Person, das Ich statt, da sich die Person selbst entweder in Vorstellungen oder in Empfindungen auffinden muss. Die einzige Möglichkeit, von Konditionierung frei zu werden, ist, ohne Gedächtnis zu schauen, ohne den Komplizen der Konditionierung.“

„Zunächst werden die neuen Körperempfindungen brüchig sein und vielleicht werden Sie von Ihren alten Gewohnheiten umworben. Aber der Körper hat ein organisches Erinnerungsvermögen, ein Gedächtnis an den natürlichen Zustand der Leichtigkeit, der, wenn er einmal wiedererweckt und unterstützt wird, früher oder später dauerhaft wird. Die alten Empfindungen werden Ihnen fremd werden. Vielleicht werden Sie es sogar schwierig finden, sie zurückzurufen. Dann werden Sie realisieren, dass der Körper in Ihnen erscheint, im Gewahrsein, und dass Sie nicht im Körper verloren sind.“

„Die neue Körperempfindung gehört nicht dem neuromuskulären System an, sie ist von einer sehr viel feineren Natur. Sie durchflutet den Raum um Sie herum und strahlt in ihn ab. Diese Energie ist von solcher Natur, dass sie keine Hindernisse kennt. Sie durchdringt alles, was für den physischen Körper ein Hindernis ist, sie ist zuträglich, sie ist Liebe.“

„Der subtile Körper, von dem wir hier sprechen, ist vollkommen frei von der physischen Struktur des Körpers. Seine Energie ist absolut nicht konditioniert, sie gehört dem wirklichen Körper an, dem energetischen Körper. Diese Energie ist in der Lage, alle Konditionierungen, die tief in unsere Nerven und Muskeln eingegraben sind, zu verbrennen. Sie reinigt den physischen Körper von Bedingungen und Empfindungen, die ihm durch die „Ich-bin-der-Körper“-Idee der Person auferlegt sind, die sich selbst sicher fühlen und lokalisieren muss.“

„Die Person agiert durch Vorlieben und Abneigungen, durch Angst und somit durch Handlungen, die wiederum auf das neuromuskuläre System reagieren und den Teufelskreis der Konditionierung hervorrufen. Wenn diese Energie ins Leben tritt, ist sie nicht durch die physische Form des Körpers gebunden. Sie ist vollkommen frei, d. h. sie kann jede vorstellbare Gestalt annehmen. Die konditionierte Bewegung des physischen Körpers kann nur durch den feinstofflichen Körper befreit werden.“

„Wenn wir den Handinnenflächen Aufmerksamkeit geben, ohne sie uns vor Augen zu führen und ohne sonst eine Anstrengung zu unternehmen, wenn wir dieser fühlbaren Empfindung die Möglichkeit geben, aus eigenen Stücken ins Leben zu kommen, dann wird sie sich in unserem ganzen Körper ausbreiten. Finden Sie also zunächst den Ausgangspunkt und lassen Sie die Energie von dort ausfließen.“

Angst vor dem Tod

„Um die Angst vor dem Tod zu verlieren, müssen Sie erst die Frage stellen ‚was ist Leben?‘ Sie können sich der Erscheinung des Körpers gewahr werden, aber Sie können sich niemals der Erscheinung des Lebens gewahr werden, weil Sie Leben sind. Stellen Sie als Erkundigungen über das Leben an und Sie werden entdecken, dass es das Leben selbst ist, das nachfragt…Es ist nur der Körper, der stirbt. Das vitale Selbst ist jenseits von Leben und Tod.“

Befreiung vom Gedankenfluss

„Man kann sich vom Gedankenfluss befreien, indem man einfach ihr Kommen und Gehen beobachtet, ihn nicht zurückweist oder ermutigt. Wenn man unpersönlich und aufmerksam bleibt, wird man schon bald spüren, dass Gedanken, Gefühle und Empfindungen in der ungerichteten Aufmerksamkeit, in Ihrer Offenheit erscheinen.“

„Zunächst werden Sie feststellen, dass Sie sich in Ihre Gedanken einmischen, sie unterdrücken oder von ihnen mitgenommen werden. Sie tun das aufgrund der Unsicherheit, die von einem Ego empfunden wird, das dabei ist zu sterben, von einem abgesonderten Ego. Aber wenn Sie von den mentalen Gewohnheiten der Aktivität und Passivität frei sind, werden Sie sich selbst in Ihrer natürlich stillen Aufmerksamkeit (vor) finden.“

„Der natürliche Zustand der Aufmerksamkeit hängt nicht von der Abwesenheit der Gedanken ab. Er ist das, worin die Gedanken auftauchen und verschwinden. Er ist „hinter“ Gedanken. Seien Sie also nicht gewalttätig oder brutal zu sich in der Hoffnung, sich selbst von der Agitation zu befreien, seien Sie aber besonnen. In einfacher Offenheit, die willkommen heißt, werden Sie die negativen Gefühle, Sehnsüchte und Ängste kennenlernen und annehmen. Sobald sie mit nicht-gerichteter Aufmerksamkeit willkommen geheißen werden, verbrennen sich diese Gefühle selbst und lassen nichts als Stille zurück. Seien Sie wachsam, für alles bereit, was erscheint, und Sie werden sich bald als der nicht involvierte Zuschauer Ihrer Gedanken vorfinden. Sobald das eine gefestigte Tatsache ist, werden Sie nicht an Gedanken gebunden sein, egal ob sie sich zeigen oder nicht.“

Identifikation mit Körper und Verstand

„Sie müssen sich nicht bemühen, sich zu verbessern, weil Sie bereits perfekt sind. Decken Sie die Person auf, die glaubt, dass etwas fehlt. Was dann bleibt ist Perfektion. Was falsch ist, verschwindet von allein, sobald es als falsch erkannt worden ist. Sie identifizieren sich mit Ihrem Körper und Verstand, deshalb wollen Sie sich verbessern. Sie werden von diesen Instrumenten genauso lange dominiert werden, wie Sie an sie glauben. In dem Augenblick, in dem Sie nicht länger glauben, dass Sie der Körper und Verstand sind, wird die Energie, die für diesen Irrtum verbraucht wurde, befreit.

Lassen Sie dem Verstand und dem Körper die Freiheit, zu sein, was Sie sind, und Sie werden nicht länger ihr Sklave sein. Sie sind nur Bruchstücke des Ganzen, das Sie sind. Nehmen Sie Ihre Unzulänglichkeiten einfach zur Kenntnis und das Gewahrsein wird sich darum kümmern. Wenn Sie erst verstanden haben, dass Sie nicht der Körper und Verstand sind, dann können Sie annehmen, was ist. Ihre fundamentale Autonomie zu verstehen, führt Sie zur Haltung vollkommener Akzeptanz. In diesem Einssein entdecken wir unsere Natur: ultimative Freude, und Vollkommenheit.“

„Es gibt im täglichen Leben Augenblicke, in denen der Verstand nicht erregt ist. Solche Augenblicke sind Fenster, durch die Wahrheit einfließen kann. Wir sollten uns dieser Augenblicke bewusst werden. Sie kommen nicht durch Willen oder Disziplin zustande, eher bringen die äußeren Umstände den Verstand zum Schweigen. Sobald der Verstand aufhört zu (be)greifen, sobald es kein Bemühen mehr gibt, etwas zu erreichen und etwas zu werden, sobald die Energie nicht mehr für Strategien und den abschließenden Vorteil projiziert wird, kehrt der Verstand in einen Zustand des Gleichgewichts zurück, in dem alles friedlich bleibt und auf das stille Gewahrsein hinweist, in dem alle Gedanken und Wahrnehmungen kommen und gehen.“

Meditation, Atmen und Hören

„Man sollte bei der Meditation weder atmen wollen noch den Atem anhalten wollen. Da muss es keinerlei Willen geben. Beobachten Sie einfach das Kommen und Gehen des Atems, so wie Sie eine Wolke beobachten oder einen Vogel. Sie werden bemerken, dass Ihr Atem voller (An) Spannung ist. Indem Sie Ihren Atem einfach geschehen lassen, wird er in seine natürliche organische Bewegung finden. Wichtig ist, dass Sie zu dem Augenblick kommen, in dem Sie sich selbst als bewusst seiend erleben.“

„Bewusst sein ist hören, hören auf das, was sich von selbst präsentiert, egal was, so wie wenn viele verschiedene Töne auftauchen, ein spielendes Kind, ein laufender Automotor, ein singender Vogel in einem Baum, und Sie zwischen diesen Klängen. Sie versuchen nicht, sie zu ignorieren, noch schenken Sie ihnen Aufmerksamkeit. Auf diese Weise ist das, was Sie hören, nicht in der Lage, sich an Ihnen festzumachen, und die Energie, die für gewöhnlich aufs Dingfestmachen verwendet wird, darauf, den Atem oder das gehörte Geräusch zu kontrollieren, wird auf sich selbst zurückgeworfen und Sie werden wahres Hören erleben.“

„Hören ist von derselben Beschaffenheit wie Bewusstsein. Nichtfestgelegtes Hören ist die subtilste Funktion. Wenn das (Hin) Hören anhaltend ist, entfaltet es sich in das Bewusstsein hinein.“

Alltägliches Leben und Sein

„Alltägliches Leben und „sein“ sind nicht zwei, wie Sie immer noch glauben, da Bewusstsein und seine Objekte, Handlungen oder Gedanken eins sind. Das alltägliche Leben erscheint im Bewusstsein. Sie sind dieses Bewusstsein, aber Sie sind nicht, was Tag für Tag erscheint. Hinterfragen Sie sich zutiefst: Wem erscheinen diese Dinge? Wer beurteilt sie, verurteilt sie? Wer schwingt zwischen Vorlieben und Abneigungen hin und her und wer ist es, der auch ein integraler Teil dessen ist, was erscheint? Sie kennen die Person, die ablehnt, annimmt und wählt. Sie fragen und Sie werden bald erkennen, dass es keine Last zu tragen gibt.“

Ego und Gedanke

„Gedanken werden immer vom Ego in Beschlag genommen, um seine Existenz zu stärken, aber ist die Idee des Egos nicht tiefer in uns verwurzelt als das Denken?

Das Ego ist nichts als ein Gedanke unter vielen. Es ist ein Produkt des Gedächtnisses, der Vergangenheit. Im Glauben, ein getrenntes Wesen zu sein, schützt es sich dadurch, dass es eine Schutzwand errichtet und auf alles reagiert, was diese angenommene Existenz, diese vermutete Kontinuität bedrohen könnte. Diese Überzeugung ist der Grund für Aufregung, Sorge und zerfahrene Handlungen.“

„Das Ego, das ums Überleben kämpft, hängt entweder an seinen Erinnerungen oder projiziert seine Wünsche in die Zukunft. Dadurch verbraucht es eine beträchtliche Menge Energie. Ansammeln, Wählen, Ausarbeiten, das alles findet auf der horizontalen Ebene statt, in Zeit und Dauer. Die Energie fällt ständig auf sich selbst zurück, erzeugt einen Teufelskreis. Wenn man nicht in die Bewegung, die Zerstreuung involviert ist, in dieses unfruchtbare Schwingen zwischen Vergangenheit und Zukunft, dann kommen die Energien, die diese Verhaltensmuster erhalten, zur Ruhe und wir erwachen schließlich zum befreiten Gewahrsein. Dann kommen die Energien vertikal im ewigen Jetzt zusammen.“

„Seien Sie so oft Sie können wissentlich still. Dann werden Sie nicht länger Beute des Wunsches sein, dies oder das zu sein. Sie werden in den alltäglichen Ereignissen des Lebens die tiefe Bedeutung der Erfüllung des Ganzen entdecken, weil das Ego vollkommen abwesend ist. Ihr ständiges Leben in Strategien, Ihre verwickelten Erwartungen leiten sich von den Angst/Wunsch Mustern ab und hindern Sie daran, zu finden, was Sie suchen – das, was in Wirklichkeit niemals verloren wurde.“

„Das Ego, das von seinem Ursprung abgeschnitten ist, ist leicht von Angst erfüllt. Wir leben in Angst vor Leiden, die Person ist nichts als Leiden. Dieses Leid muss zunächst einmal ganz empfunden werden und es kann nur empfunden werden, wenn es angenommen wird – als Tatsache, objektiv und nicht fatalistisch. Akzeptanz kann sich nur einstellen, wenn es keine psychologische Einstellung zur Angst gibt, wenn sie vom unpersönlichen Standpunkt ausgesehen wird. Wenn wir die Angst nicht konzeptualisieren, dann verlässt sie uns, weil wir sie nicht länger nähren. Sie ist dann verurteilt zu sterben, wenn sie in der klarsichtigen Gegenwart angeschaut wird. Das Verstehen, dass das Ego aus sich selbst heraus keine Verwirklichung hat, entspringt direkt unserem wahren Sein.“

Was ist Meditation?

„Wahre Meditation bedeutet die Abwesenheit des Meditierenden und dessen, worauf er meditiert, die Abwesenheit der Subjekt-Objekt-Beziehung. Nur diese wahre Meditation, zeitloses Gewahrsein, kann uns aus dem Griff der automatischen Reaktionen, die vom Denken und dem Gedächtnis ausgeführt werden, befreien. Diese Präsenz befreit und reguliert – ohne jeden Wunsch, es zu tun – die Energien, die an diesen Reaktionen beteiligt sind.“

„Fragen Sie sich zu allererst, warum Sie meditieren wollen. Denken Sie nicht daran, schauen Sie einfach auf das, was sich von selbst zeigt, ohne zu versuchen, daraus eine Antwort zu machen. Sie können niemals absichtlich meditieren. Sie können nur lernen das aufzugeben, was Meditation nicht ist.“

Non-Dualität

„Im non-dualen Zustand, der, um die Wahrheit zu sagen, kein Zustand ist, gibt es weder ein Subjekt, das wahrnimmt, noch ein Objekt, das wahrgenommen wird. Kreativität entfaltet sich spontan, frei vom teilenden Verstand. Zustände sind temporär; sie kommen und gehen vor einem Hintergrund, der als Unterstützung für die verschieden Zustände dient, die sich zeigen. Dieses Kontinuum ist letztendliche Sicherheit und Frieden.“

Mein Fazit

Wer die Auszüge bis hierhin gelesen hat, gehört wohl zu denjenigen, die sich bereits im Prozess des „Erwachens“, zu unserem Wahren Selbst, befinden. Das sind vor allem solche, die das, was zu den Begriffen „Beobachter“ und „Zeuge“ vermittelt wurde, „verstanden“ haben. Das ist der Kern dieses Prozesses, die Illusion des Ego-Bewusstsein, sich mit Körper und Verstand zu identifizieren, zu überwinden und zum Beobachter oder Zeugen dessen zu werden, was im Bewusstsein von Augenblick zu Augenblick geschieht: das Wahrnehmen des ständigen Flusses der Gedanken, Gefühle und Empfindungen. Das bedeutet, dass man nicht mehr mit den Objekten identifiziert ist, die man wahrnimmt, sondern das Subjekt ist, das wahrnimmt. Das ist der Weg zu einem Leben aus unserem Wahren Selbst.

Buch

  • Nichts als Gegenwart. Noumenon, Hamburg 2012, ISBN 978-3-941973-12-1. (Übersetzung von Daniel Herbst)
  • Original: Jean Klein „I am“ (englischsprachig)
  • (Leider ist dieses übersetzte deutschsprachige Buch nur als Kindl-Buch zu einem angemessenen Preis bei Amazon erhältlich

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