Eintausend Namen für Freude

Eintausend Namen für Freude

Buch von Byron Katie und Stephen Mitchell


Byron Katie (* 1942) ist eine amerikanische Lehrerin und Bestsellerautorin, die vor allem als Gründerin der Methode The Work bekannt ist.
Mehr über sie unten im Vorwort von Stephen Mitchell.

Stephen Mitchell (*1943) ist Literaturübersetzer und erfolgreicher Autor. Eines Tages machte ihn sein Literaturagent auf Byron Katie aufmerksam. Als er ihr begegnete und mit ihrer „Work“ in Berührung kam, wurde ihm klar, so sagt er, „dass es sich hier um etwas wirklich Bedeutendes handelt“.
Er ist nun mit Byron Katie verheiratet.

Aus dem Vorwort von Stephen Mitchell

„Dieses Buch zeigt, wie der erwachte Geist arbeitet. Es enthält aber auch die Reaktion Katies auf das Tao Te King, den großen Klassiker der chinesischen Literatur, der vielfach als das klügste Buch aller Zeiten bezeichnet wurde.

Lassen Sie mich ein paar Worte zur Autorin dieses Buches sagen. Als Byron Katie Anfang 30 war, litt sie unter starken Depressionen. Sie war Geschäftsfrau und Mutter und lebte in einer Kleinstadt in der südkalifornischen Wüste. Fast 10 Jahre lang dauerte der Abstieg in Paranoia, Wut, Selbsthass und ständige Suizidgedanken.
Im Februar 1986 kam ihr eines Morgens aus heiterem Himmel eine lebensverändernde Erkenntnis. Katie nennt es ein Erwachen zur „Wirklichkeit“.

In jenem Augenblick der ‚Nicht Zeit‘, so sagt sie‚ „entdeckte ich, dass ich litt, wenn ich meinen Gedanken glaubte, und nicht litt, wenn ich sie nicht glaubte und dass das für alle Menschen galt. So einfach ist es, frei zu sein. Ich fand heraus, dass wir nicht leiden müssen. Ich entdecke eine Freude in mir, die mich nie verlassen hat, nicht einmal für einen winzigen Augenblick. Diese Freude ist in allen Menschen, Allezeit.“

Katie entwickelte eine Methode der Selbstbefragung, die sie ‚The Work‘ nennt. Es ist eine einfache, aber wirkungsvolle Technik, für die man lediglich Papier, einen Stift und geistige Offenheit benötigt.

„The Work“ besteht aus vier Fragen und einer Umkehrung, wie sie es nennt. Das ist eine Möglichkeit, das Gegenteil dessen zu erfahren, was man glaubte. Die Fragen lauten:

  1. Stimmt das?
  2. Kann ich absolut sicher wissen, dass es stimmt?
  3. Wie reagiere ich auf diese Gedanken?
  4. Wer oder was wäre ich ohne diese Gedanken?

The Work wurde als „Selbsthilfetechnik“ bezeichnet, aber sie ist sehr viel mehr. Sie dient der Selbsterkenntnis und macht dem Leiden ein Ende. Bei der Überprüfung eines belastenden Gedankens erkennen wir selbst, dass er nicht wahr ist.
Wir können uns seine Ursache und seine Wirkung ansehen, können in allen ernüchternden Einzelheiten betrachten, welcher Schmerz und welche Verwirrung dadurch entstehen, dass wir ihm glauben. Dann erhaschen wir einen flüchtigen Blick auf den leeren Spiegel, auf die Welt, jenseits unserer Geschichte von der Welt, und wir erkennen, wie unser Leben ohne diese Gedanken wäre. Und schließlich gelingt es uns, das Gegenteil dessen zu erfahren, wovon wir gerade noch so überzeugt waren. Sobald wir einen Gedanken einer ernsthaften Prüfung unterziehen, verliert er seine Macht, uns Schmerzen zuzufügen, und irgendwann taucht er einfach nicht mehr auf. „Ich lasse meine Gedanken nicht los“, sagt Katie. „Ich begegne Ihnen mit Verständnis. Dann lassen sie mich los.“

Man braucht Mut, um Gedanken zu prüfen, die einem wahr erscheinen – Gedanken, die sich vielleicht sogar wie ein Teil der eigenen Identität anfühlen. In diesem Buch gibt Katie den Lesern einen starken Anreiz dazu, indem sie Ihnen in allen Einzelheiten zeigt, welche Freiheit jenseits der Überprüfung zu finden ist.

Dieses Buch (mit seinen Interpretationen zu den Versen des Tao Te King) geht weit über einen bloßen Kommentar zum Tao Te King hinaus. Es ist ein Blick in die Tiefen des Seins und in die Existenz einer Frau, die seit 20 Jahren lebt, worüber Laotse schrieb. Die tiefe, fröhliche Frau Weisheit dieses Buches ist nicht theoretisch. Sie ist ganz und gar authentisch. Das macht es so anschaulich und fesselt.“

Anmerkung: „Mit ‚Tao Te King‘ ist das von mir herausgegebene Buch ‚Tao Te King‘, eine zeitgemäße Version für westliche Leser gemeint (Tao Te King)

Aus der Einleitung der Autorin

„Das Tao Te King ist eine herrlich genaue Beschreibung eines Geistes in Harmonie mit dem, was ist. Altes China, modernes Amerika oder Europa – was spielt das schon für eine Rolle? Es gibt weder Zeit noch Raum. Wenn Sie nicht glauben, was Sie denken, wird das Leben mühelos.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nur die Verwirrung uns leiden lässt. Wenn sie mit dem hadern, was ist, sind sie verwirrt. Wenn der Geist vollkommen klar ist, ist das, was ist, auch das, was Sie wollen. Falls Sie also etwas anderes wollen als das was ist, dann wissen Sie, dass sie sehr verwirrt sind.

Wenn Sie ihre Gedanken überprüfen, werden Sie erkennen, wie das Festhalten an einer Überzeugung oder einer Geschichte Sie leiden lässt. In seinem Naturzustand ist der Geist in Frieden. Auf einmal dringt ein Gedanke ein, sie glauben ihn, und der Friede scheint dahin. Sie werden sich eines belastenden Gefühls bewusst, und dieses Gefühl verrät Ihnen, dass Sie mit dem hadern, was ist, weil Sie den Gedanken glauben. Es sagt Ihnen, dass Sie gegen die Wirklichkeit Krieg führen.

Wenn Sie den Gedanken hinter dem Gefühl prüfen, erkennen, dass er nicht wahr ist, treten Sie aus ihrer Geschichte heraus und sind präsent. Im Lichte des Gewahrseins fällt die Geschichte von Ihnen ab, und zurückbleibt nur das Gewahrsein dessen, was wirklich ist. Ohne eine Geschichte sind Sie in Frieden, bis die nächste belastende Vorstellung auftaucht.
Irgendwann wird die Überprüfung in Ihnen als natürliche, wortlose Reaktion des Gewahrseins auf die aufsteigen Gedanken und Geschichten lebendig.“

„Ich bin offen für alles, was das Denken, was das Leben bringt. Ich habe meine Gedanken überprüft und festgestellt, dass sie keinerlei Bedeutung haben. Mein Inneres erstrahlt in der Freude dieser Erkenntnis. Ich kenne das Leid, und ich kenne die Freude, und ich weiß, wer ich bin. Ich bin Sie – noch ehe Sie sich dessen bewusst werden. Ohne eine Geschichte, ohne Vergangenheit oder Zukunft, wenn man sich um nichts sorgen muss, nichts tun muss, nirgendwo hingehen muss, niemand sein muss, ist alles gut.“

Meine Einleitung

Das Vorwort von Stephen Mitchell und die Einleitung von Byron Katie, vermitteln einen guten Überblick, um was es in diesem Buch geht. Der größte Teil des Buches enthält Kommentare von Byron Katie zu den 81 Versen des Tao Te King. – Es erläutert aber auch das von Byron Katie entwickelte Konzept von „Work“, mit dem man seine Gedanken hinterfragen kann. Diese Methode hat weltweit Anerkennung gefunden und ist von Byron Katie in zahlreichen Veranstaltungen in der ganzen Welt vorgestellt worden. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sowie die Zeitschrift „Psychologie Heute“ ordnen The Work „als eine geeignete Methode ein, um belastende Überzeugungen zu hinterfragen.“

Im Folgenden stelle ich zunächst diese Grundlagen dieses Konzeptes mit Beispielen vor. Dann folgen Auszüge von Kommentaren zu einigen Versen des Tao Te King. Wer sich mehr mit Work beschäftigen möchte, für den habe ich am Ende entsprechende Buchempfehlungen aufgeführt

Auszüge aus „Eine Anleitung zu The Work“

„Die eine Kritik an The Work, die ich ständig höre, ist die, dass sie zu einfach ist. Die Leute sagen: „Der Weg zur Freiheit kann nicht so einfach sein! ‚Ich antworte „Kannst Du wirklich wissen, dass das stimmt?‘ “

„Der erste Schritt von The Work besteht darin, dass Sie Ihre Urteile über eine belastende Person in Ihrem Leben aus der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft aufschreiben – über einen Menschen, den Sie nicht leiden können oder um den Sie sich Sorgen machen, oder ein anderer, der Sie ärgert, in Furcht versetzt oder traurig macht, gemischte Gefühle in Ihnen weckt oder Sie verwirrt. Schreiben Sie Ihre Urteile auf, so wie sie Ihnen in den Sinn kommen. (Verwenden Sie ein leeres Blatt Papier oder laden Sie sich die deutsche Übersetzung von Judge-Your- Neighbour herunter und drucken Sie es aus. Sie finden sie im Internet auf www.thework.com unter The Work in other languages.

„Beim nachfolgenden Beispiel habe ich den Namen meines zweiten Ehemannes Paul (mit seiner Erlaubnis) eingesetzt. Ich habe die Gedanken aufgeschrieben, die ich über ihn hatte, bevor sich mein Leben veränderte. Es bleibt Ihnen überlassen, den Namen Paul durch den Namen einer geeigneten Person aus Ihrem Leben zu ersetzen.

  1. Wer macht Sie ärgerlich, traurig oder enttäuscht Sie, und weshalb? Was mögen Sie an dieser Person nicht? (Seien Sie streng, kindisch und kleinlich)?
    Ich bin wütend auf Paul, weil er mich nicht schätzt. Ich bin wütend auf Paul, weil er mir nicht zuhört. Ich mag Paul nicht, weil er dauernd widerspricht.
  2. Was wollen Sie von ihm, ja – wie sollte er sein, wie sich ändern?
    Ich will, dass Paul mir seine volle Aufmerksamkeit schenkt. Ich will, dass Paul mich bedingungslos liebt. Ich will, dass Paul aufhört, mir dauernd zu widersprechen. Ich will das Paul mir immer zustimmt. Ich will, dass Paul mehr Sport treibt.
  3. Was genau sollte er/sie tun oder lassen, denken oder fühlen? Wie sollte er/sie sein? Welchen Rat hätten Sie für ihn?
    Paul sollte nicht so viel fernsehen. Paul sollte das Rauchen aufgeben. Paul sollte mir sagen, dass er mich liebt. Er sollte nicht ignorieren, was ich sage.
  4. Brauchen Sie etwas von ihm ? Was sollte er für Sie tun, damit Sie glücklich sind?
    Ich brauche von Paul, dass er mir zuhört. Ich brauche von Paul, dass er aufhört, mich anzulügen. Ich brauche von Paul, dass er mir seine Gefühle mitteilt und emotional verfügbar ist. Ich brauche von Paul, dass er sanft und freundlich und geduldig ist.
  5. Was denken Sie über ihn? Zählen sie es auf (Urteilen Sie kleinlich und streng)
    Paul ist unehrlich. Paul ist rücksichtslos. Paul ist eine Gefahr für Sicherheit und Wohlergehen meiner Kinder. Er denkt, er braucht sich nicht an die Regeln zu halten. Paul ist lieblos. Paul ist verantwortungslos. Paul sollte aufhören, zu spielen und wegen Geld zu lügen.
  6. Was wollen Sie mit dieser Person nie wieder erleben?
    Ich will nie wieder mit Paul leben, wenn er sich nicht ändert. Ich will nie wieder mit Paul streiten. Ich will nie wieder von Paul belogen werden. Ich will mir nie wieder Sorgen machen müssen, welche Kreditkarten er vor mir versteckt oder welche Schecks ohne mein Wissen ausgestellt werden.

Die Überprüfung: vier Fragen und die Umkehrung.

  1. Stimmt das?
  2. Können Sie absolut sicher wissen, dass es stimmt?
  3. Wie reagieren Sie auf diese Gedanken?
  4. Wer oder was wären wir ohne diese Gedanken?

Kehren Sie es um.

Nun wenden wir die vier Fragen an und untersuchen die erste Aussage unseres Beispiel Beispielsatzes: ‘Paul schätzt mich nicht.‘ Denken Sie beim Weiterlesen an einen Menschen, von dem sie das ebenfalls glauben.


1. Stimmt das?

Fragen Sie sich. Stimmt das, dass Paul mich nicht schätzt?‘

Werden Sie ruhig. Wenn Sie die Wahrheit wirklich wissen wollen, wird die Antwort in ihr aufsteigen. Lassen Sie ihren Verstand die Frage beantworten und warten Sie, bis die Antwort aus ihrem Inneren aufsteigt.

Für mich ist die Wirklichkeit das, was wahr ist. Die Wahrheit ist immer das, was ich gerade vor Ihnen befindet, was wirklich geschieht. Es regnet, ob es Ihnen gefällt oder nicht. ‚Es sollte nicht regnen“ ist nur ein Gedanke. So etwas wie ‚sollte‘ oder ‚sollte‘ nicht gibt es eigentlich gar nicht. Das sind nur Gedanken, Ideen, die die Wirklichkeit überlagern. Ohne ‚sollte‘ oder ‚sollte nicht‘ können wir sie sehen, wie sie ist, und das schenkt uns die Freiheit, effizient, klar und vernünftig zu handeln.


2. Können Sie absolut sicher wissen, dass es stimmt?

Wenn Sie die erste Frage mit Nein beantwortet haben, gehen Sie zur dritten Frage weiter. Lautete ihre Antwort ‚ja‘, dann fragen Sie sich ‚kann ich absolut sicher wissen, dass es stimmt?‘ In vielen Fällen hat es den Anschein, als sei die Aussage wahr. Das ist zwangsläufig so, schließlich beruhen ihre Vorstellungen auf lebenslangen, ungeprüfte Überzeugungen. Denken Sie über die folgende Frage nach: ‚Kann ich absolut sicher wissen, dass Paul mich nicht schätzt? ‘ Kann ich jemals wirklich wissen, ob mich jemand schätzt oder nicht? Kommt es vor, dass ich einen anderen schätze, obwohl ich diese Wertschätzung nicht zum Ausdruck bringe?‘


3. Wie reagiere ich auf diesen Gedanken?

Bei dieser Frage lernen wir allmählich, auf die Ursachen und Wirkungen zu achten. Wenn Sie den Gedanken glauben, werden Sie ein unangenehmes Gefühl, eine Unruhe feststellen können, die von leichtem Unbehagen hin bis zu Angst oder Panik reichen kann.

Wie reagieren Sie, wenn Sie glauben, Paul schätzt sie nicht? Schließen Sie die Augen und sehen Sie sich an, wie Sie ihn behandeln, wenn Sie diesen Gedanken glauben, zum Beispiel ‚Ich werfe ihm vorwurfsvolle Blicke zu. ‚Ich unterbreche ihn, ich strafe ihn mit Nichtachtung, ich schmolle, ich ziehe mich zurück. Ich höre auf, ihn zu schätzen, und ärgere mich über alle netten Sachen, die ich für ihn tue.

Gehen Sie weiter in sich, führen Sie die Liste fort und achten Sie nun darauf, wie Sie sich selbst in dieser Situation behandeln und wie es sich anfühlt.“


4. Wer oder was wären Sie ohne diese Gedanken?

Diese Frage besitzt große Kraft. Stellen Sie sich vor, Sie befänden sich in der Gegenwart des Menschen, über den Sie geschrieben haben, und er tut das genau, was er ihre Meinung nach tun sollte oder nicht tun sollte. Überlegen Sie, wer Sie zum Beispiel ohne den Gedanken Paul schätzt mich nicht‘ wären. Wer wären Sie, wenn Sie zu diesem Gedanken gar nicht fähig wären? Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, Paul würde Sie nicht schätzen. Stellen Sie sich nun vor, Sie dächten nicht, dass er Sie nicht schätzen würde? (oder dass er Sie überhaupt schätzen sollte). Lassen Sie sich Zeit. Nehmen Sie wahr, was in Ihnen offenbar wird. Wie fühlt es sich an.?

Für viele Menschen ist ein Leben ohne ihre Geschichten im wahrsten Sinne des Wortes undenkbar. Sie wissen nicht, wie sie es sich vorstellen sollen. ‚ich weiß es nicht‘, so lautet deshalb häufig die Antwort auf diese Frage. Andere sagen : ‚Ich wäre frei.‘‚ Ich wäre in Frieden.‘ ‚Ich wäre ein liebevoller Mensch‘. Sie könnten auch sagen: „‘Ich sehe klar genug, um die Situation zu verstehen und effizient zu handeln‘. Ohne unsere Geschichten ist es uns nicht nur möglich, klar, liebevoll und furchtlos zu handeln. Wir sind auch ein Freund, ein Zuhörer. Wir sind Menschen, die ein glückliches Leben führen. Wir sind Wertschätzung und Dankbarkeit, die für uns so natürlich sind wie das Atmen. Glück ist der Naturzustand eines Menschen, der weiß, dass es nichts zu wissen gibt und dass wir bereits alles haben, was wir brauchen – genau hier, genau jetzt.


Kehren Sie es um!

Zu diesem Zweck schreiben Sie ihre Aussage neu. Formulieren Sie den Satz zuerst so, als würden Sie über sich selbst schreiben. Ersetzen Sie ‚er‘ oder ‚sie‘ durch ‚ich‘. Ihre Aussage ‚Paul schätzt mich nicht‘ wird in der Umkehrung beispielsweise zu ‚ich schätze Paul nicht‘ und ‚ich schätze mich nicht‘. Eine andere Möglichkeit ist die Umkehrung ins genaue Gegenteil: ‚Paul schätzt mich‘. Finden Sie pro Umkehrung drei Beispiele, weshalb die Umkehrung auf ihr Leben zutrifft. Dabei geht es nicht darum, die Schuld bei sich selbst zu suchen, oder sich schuldig zu fühlen. Es geht darum, Alternativen zu finden, die Ihnen Frieden schenken können.

Die Umkehrung ist ein sehr wichtiger Bestandteil von The Work. Solange Sie meinen, die Ursache Ihres Problems befindet sich in ‚dort draußen‘, Sie meinen, irgendjemand oder irgendetwas anderes sei für Ihr Leid verantwortlich – ist die Situation hoffnungslos. Das heißt, wir bleiben für immer in der Falle gefangen und leiden im Paradies. Führen Sie sich diese Wahrheit vor Augen und fangen Sie an, sich zu befreien. Die vier Fragen und die Umkehrung sind der schnellste Weg zur Selbsterkenntnis.

Jetzt sind Sie an der Reihe.

Das Arbeitsblatt

Nun wissen Sie genug, um „The Work“ selbst auszuprobieren. Schreiben Sie zuerst ihre Gedanken auf. Füllen Sie die leeren Zeilen des Arbeitsblattes, indem Sie über jemanden schreiben, dem Sie noch nicht vollständig vergeben haben. Denken Sie daran, vorwurfsvoll oder auch urteilend mit dem Finger auf andere zu zeigen. Sie können aus Ihrer Position herausschreiben oder den Standpunkt eines/einer 5 oder 25 jährigen schreiben. Bitte schreiben Sie noch nicht über sich selbst. Bilden Sie kurze einfache Sätze. Zensieren Sie sich nicht – urteilen Sie streng und kleinlich, wie sie wirklich fühlen. Versuchen Sie nicht ‚spirituell‘ oder freundlich zu sein.“

(Das Arbeitsblatt kann mit diesem Link heruntergeladen werden: Judge-Your- Neighbour )

Interpretationen von Byron Kati zu Versen aus dem Tao Te King.

Vers 4

Es ist wie die ewige Leere: angefüllt mit unendlichen Möglichkeiten.

Wir können das Tao „Wirklichkeit“ nennen. Wir können es auch „Geist“ (im Englischen: „mind“) nennen. Der Geist ist eine unerschöpfliche, natürliche Quelle. Wenn er aufhört zu glauben, was er denkt, tritt er in die Dimension des Unendlichen ein. Er ist wie ein unversiegbarer Brunnen. Sie können unaufhörlich daraus schöpfen. Und er wird Ihnen immer wieder das Wasser des Lebens spenden. Weil er ganz offen ist und weiß, dass nichts wahr ist, ist er mit mehr Möglichkeiten angefüllt, als wir uns je vorstellen können.

Vers 7

Es wurde nie geboren, folglich kann es nie sterben.

Was ist der Tod? Wie kann man sterben? Wer sagt, dass Sie überhaupt geboren wurden? Es gibt nur das Leben eines ungeprüften Gedankens. Es gibt nur den Geist, wenn überhaupt. Sie denken „ich werde sterben“. Aber wohin ist der Gedanke verschwunden, nachdem Sie ihn fertig gedacht hatten? Ist nicht der einzige Beweis dafür, dass er wahr ist, ein weiterer Gedanke? Wer wären Sie ohne Ihre Geschichte? Das ist der Anfang der Welt: „Ich“, „Ich bin“ „Ich bin eine Frau“, Ich bin eine Frau, die aufsteht, um sich die Zähne zu putzen und zur Arbeit zu gehen“ – und so weiter und so fort, bis die Welt immer dichter wird.

„Ich bin“: Prüfen Sie diese Gedanken. Das ist das Ende der Welt, bis das, was davon übrig bleibt, zurückkehrt, um die nächste Vorstellung zu prüfen.

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wenn Sie Ihren Geist prüfen, werden Sie erkennen, dass Ihr wahres Wesen über Leben und Tod hinausgeht.

Vers 11

Wir arbeiten mit Seiendem, doch Nichtseiendes macht den Nutzen aus.

Der Geist, der sich selbst erkannt hat, identifiziert sich nicht mehr mit seinen Gedanken. Dadurch wird sehr viel Platz frei. Der reife Geist kann sich mit jedem Gedanken tragen, Widerstand oder Konflikte bedrohen ihn nicht, da er weiß, dass nichts ihn aufhalten kann. Wenn er sich mit keinem Standpunkt identifiziert, keinen Standpunkt verteidigen muss, kann er jede Richtung einschlagen. Es gibt nichts zu verlieren, weil nichts existiert. Gelächter bricht aus ihm heraus – und Tränen der Dankbarkeit, weil er die eigene Natur erfahren durfte.

Vers 13

Liebe die Welt als Dein Selbst, dann kannst du dich um alle Dinge kümmern.

Wenn wir leben, was ist, sind Sie sich vollkommen darüber im Klaren, dass die Welt Ihr Spiegelbild ist. Aber wie liebt man, was ist? Bislang war das „Wie“ ein Rätsel. Inzwischen wissen wir, dass wir lediglich unsere belastenden Gedanken überprüfen müssen. Mit den vier Fragen und der Umkehrung von ih?? von „The Work“ können Sie so tief gehen, wie Sie wollen.

Vers 16

Ins Wunder des Tao versenkt, kannst du alles bewältigen, was das Leben dir bringt, und wenn der Tod kommt, bist du bereit.

Sie können Ihren Geist nicht seiner Gedanken entleeren. Da könnten Sie genau so gut versuchen, das Wasser aus dem Meer abzulassen. Allem Anschein nach kehren die Gedanken einfach immer wieder zurück. So ist das eben.

Aber die Gedanken sind kein Problem, wenn man ihnen mit Verständnis begegnet. Weshalb sollten Sie sie überhaupt aus Ihrem Kopf verbannen wollen – es sei denn, Sie liegen im Krieg mit der Wirklichkeit? Ich liebe meine Gedanken. Und sollte mich je einer davon belasten, dann weiß ich, wie ich ihn überprüfen und mir selbst Frieden bringen kann. Dann fände ich sogar den belastendsten Gedanke nur noch amüsant. Ihnen können 10.000 Gedanken in der Minute durch den Kopf schießen – wenn Sie sie nicht glauben, bleibt ihr Herz friedvoll.

Alle belastenden Gedanken haben ihren Ursprung in der Vorstellung vom Ich (Ego). Davor herrscht Frieden. Gedanken tauchen aus dem Nichts auf und kehren sofort wieder dorthin zurück, wo sie hergekommen sind. Wenn Sie den Raum vor, zwischen und nach Ihren Gedanken betrachten, werden Sie erkennen, dass dort nur eine große Weite ist. Das ist der Raum des Nicht – Wissens. Das ist das, was wir wirklich sind. Das ist der Ursprung aller Dinge, der alles in sich birgt: Leben und Tod, Anfang, Mitte und Ende.

Weil der geprüfte Geist die Suche eingestellt hat, kann er sich ohne Einschränkung überall hinbegeben. Er versteht, dass er, da er nie geboren wurde, auch niemals sterben kann. Er ist unendlich, weil er keine Wünsche hat. Er hält nichts zurück. Er ist bedingungslos, unermüdlich, endlos, ohne Angst, ohne Vorbehalte. Er muss geben. Das ist seine Natur.

Mein Fazit

Der Kern von „The Work“ und den Interpretationen von Byron Katie zu den Versen des Tao’s, von denen ich nur eine geringe Auswahl des Buches als Beispiele aufgeführt habe, ist das Überwinden der Macht, die unsere Gedanken auf unser Wohlbefinden und unser Leben generell haben, weil wir sie für „wahr“ halten, obwohl sie es in Wirklichkeit nicht sind.

Die Grundlage von „Work“ ist das Überprüfen des Wahrheitsgehaltes dessen, was wir glauben zu wissen, was andere über uns denken, ob sie uns so wertschätzen, wie wir es uns wünschen usw. Dieser Glaube an dieses vermeintliche Wissen ist die Ursache für die meisten Probleme in unseren Beziehungen. Wir begegnen anderen und verhalten uns entsprechend aufgrund dieses Glaubens an diese meistens nicht wahren und überwiegend negativen Gedanken. Die ehrliche Beantwortung der vier Fragen und ihre Umkehrung können dazu führen, dass wir dem Anderen wieder offen und vorurteilslos begegnen.

Das Tao Te King von Laotse (6. Jahrhundert v.Chr.) ist ein Weg-Begleiter auf der Suche nach unserer wahren Natur, nach dem, was wir in unserer Essenz wirklich sind. Auch hier geht es um das Erkennen falscher Wahrheiten, die wir über uns selbst und unser Leben haben.

Das Buch:

Byron Katie – Stephen Mitchell

Eintausend Namen für Freude

Goldmann- Verlag

ISBN 978-3-442-22004-5

Weitere Bücher von Byron Katie (in Deutsch)

The Work – Der einfache Weg zum befreiten Leben (u.a.)

Weiter Bücher zum Tao Te King:

Tao-Te-King – Das Buch vom Sinn und Leben (u.a.)

Die lebendige Weisheit des Tao

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