Der Unendliche WegJoel S. Goldsmith

Joel S. Goldsmith (1892 – 1964)

Der in New York geborene Mystiker Joel S. Goldsmith wollte der Welt mit seiner Botschaft des Unendlichen Wegs keine neue Lehre bringen, sondern eine Erfahrung, die bewusste Gewahrwerdung der Gegenwart Gottes.

Einleitung

Dieses Buch gibt eine klare Antwort zu der Frage, wer und was wir in unserer wahren Natur sind. Wie bei den bereits vorgestellten Büchern wie „Ein Kurs in Wundern“ bedient sich der Autor der christlichen Sprache. Bei vielen Menschen löst diese Sprache ein Unbehagen aus, weil sie von den kirchlichen Institutionen benutzt wird, zu denen man keine Beziehung mehr hat.

Vor allem die dualistische Betrachtungsweise von Religionen, dass Gott als ein von uns separates Wesen existiert, hat verheerende Folgen. Mit dieser Interpretation sind wir erzogen worden und aufgewachsen. Da ist es schwierig, Gott als etwas zu betrachten, das nicht außerhalb von uns existiert.

Daher beginnen die folgenden Zitate mit der Klarstellung, wie der Autor den Begriff „Gott“ definiert.

Gott

„Es gibt nur eine Antwort auf die Frage: „Was ist Gott?“ Die Antwort lautet: „ICH BIN“. Gott ist Geist und Leben des einzelnen Menschen.“

„Das Leben, welches Gott ist, ist unser Leben. Es gibt nur ein einziges Leben, und das ist das Leben alles Seienden, eines jeden Einzelwesens. Wir stellen dieses ewige Leben als Individuen dar und in einem Wesen ist es nicht weniger Gott als im anderen.“

„In Wahrheit existieren wir als göttlicher Geist, und nur in dem Maß, wie wir unsere wirkliche Existenz als spirituell wahrnehmen, befreien wir uns von der falschen Vorstellung vom Leben als etwas Materiellem.“

„In der Erkenntnis, dass Gott die Wirklichkeit unseres Seins ist, wissen wir, dass alles Gute unlöslich mit diesem Sein verbunden ist, mit deinem und meinem. Gott ist die Substanz unseres Seins. Gott ist Leben und dieses Leben erhält sich selbst. Es ist unsere Seele, die unsterblich ist. Gott ist das Bewusstsein des Individuums und dieses Bewusstsein ist die Intelligenz unseres Seins.“

Die materielle und die spirituelle Welt

„Der ganze Irrtum, der schon Jahrhunderte lang besteht, beruht auf der Theorie oder dem Glauben an zwei Welten. Einerseits das himmlische Reich oder das spirituelle Leben und andererseits die Existenz der materiellen Welt oder vergängliche Existenz, die beide voneinander getrennt seien.

Trotz dieser Auffassung vom Vorhandensein zweier getrennter Welten haben die Menschen stets versucht, die Disharmonie des irdischen Daseins aufzulösen, indem sie danach trachteten, im Gebet mit jener anderen Welt, dem spirituellen Bereich, in Verbindung zu treten und den Geist, oder Gott, zu veranlassen, auf die sogenannte materielle Existenz einzuwirken.“

Spirituelles Bewusstsein

„Das materielle Bewusstsein ist die falsche, begrenzte Einstellung, die das Weltall und den Menschen als begrenzt auffasst. Das spirituelle Bewusstsein ist die Wahrnehmung des Einzelwesens als göttliches Sein, das nur aus dem Geist Gottes besteht. Es erkennt das Weltall als Erscheinung des menschlichen Geistes, die vom göttlichen Prinzip gelenkt wird. Spirituelles Bewusstsein ist das Gewahrsein und die Erkenntnis, dass Gott unser Geist ist“.

„Es gibt nur ein einziges Bewusstsein, Gott. Aus diesem Grund beten wir nicht zu einem weit entfernten Wesen oder setzen uns mit ihm in Verbindung, sondern erkennen die Allgegenwart des göttlichen Bewusstseins als unser Bewusstsein. Die Wahrnehmung dieser Wahrheit verankert uns im Bewusstsein der Gegenwart des Lebens Gottes.“

„Die Welle ist eins mit dem Meer, und teilbar und nicht von ihm zu trennen. Alles, was das Meer ist, ist auch die Welle, alle Kraft, Energie und Stärke, alles Leben und die Substanz des Meeres kommt in jeder Welle zum Ausdruck.

Wie die Welle eins ist mit dem Meer, so sind wir eins mit Gott. Unser Einssein mit dem allumfassenden Leben ist auch unser Einssein mit jedem individuellen Ausdruck dieses Lebens.“

„Indem wir unsere Einheit, unser Eins-sein mit der ganzen Schöpfung erkennen, werden wir liebevoller, freundlicher, geduldiger und verständnisvoller. Dann erst erfüllen wir das große Gebot: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

Die Seele

„Gott, das Bewusstsein, ist die Seele jedes Einzelwesens. Gott, das Urprinzip, ist das Gesetz allen Wirkens. Gott, der göttliche Geist, ist die Substanz oder das Wesen von allem, was uns bewusst ist.“

„Im Reich der Seele finden wir vollkommen ins Gleichgewicht, absoluten Frieden, Harmonie, Führung. Hier gibt es weder gut noch böse, weder Schmerzen noch Vergnügen – sondern allein die Freude des Seins.“

„Spirituelle Kraft geht von der Seele aus – deiner Seele und meiner. Sie ist unpersönlich und unparteiisch. Jeder kann die Fenster seiner Seele öffnen und die unendliche Herrlichkeit einer Welt weit über dem Reich der Sinne erblicken. Größer als alles, was wir je gesehen oder gehört haben, ist die Welt der Seele, die Welt, die durch den spirituellen Sinn wahrgenommen wird. Wir wissen, dass der unerleuchtete Gedanke das Weltall als materiell betrachtet, während das erleuchtete Bewusstsein, oder die Seele, das Weltall als spirituell ansieht und begreift.“

Spirituelle Erleuchtung

„Immer gab es Menschen, welche die göttliche Botschaft von der Gegenwart Gottes und der Unwirklichkeit des Bösen brachten: Buddha in Indien, Laotse in China, Jesus von Nazareth. Sie und viele andere brachten den Menschen das Licht der Wahrheit. Die Menschen haben dieses Licht für den Boten gehalten, weil sie nicht erkannten, dass das, was sie als einen Menschen ‚da draußen‘ erblickten, das Licht der Wahrheit im eigenen Bewusstsein war.

Durch die Anbetung von Jesus verloren sie Christus. Durch ihre Hingabe an Jesus konnten sie Christus nicht begreifen. Indem sie Heil von Jesus erwarteten, fanden sie den allgegenwärtigen Christus in ihrem eigenen Bewusstsein nicht.“

„Die spirituelle Erleuchtung offenbart, dass wir nicht sterblich sind – ja nicht einmal menschliche Wesen –, sondern reines, spirituelles Sein, göttliches Bewusstsein, sich selbst erhaltendes Leben, allumfassender Geist. Dieses Licht zerstört die Illusion der Ich-Befangenheit.“

Unsterblichkeit erlangen

„Wir missverstehen die Unsterblichkeit, wenn wir sie als die Unsterblichkeit der menschlichen Persönlichkeit oder des persönlichen Ich-Gefühls auffassen.

Unsterblichkeit wird in dem Maß erschlossen, wie wir das persönliche Ich- Gefühl überwinden, in diesem Leben oder danach. Indem wir das persönliche Ego ablegen und das Bewusstsein unseres wahren Selbst – die Wirklichkeit unseres göttlichen Bewusstseins – erlangen, gewinnen wir Unsterblichkeit. Das kann hier und jetzt geschehen.“

Gebet und Meditation

„Spirituell gesprochen bedeutet Meditation Gebet. Wahres Gebet oder Meditation heißt nicht, über uns selbst oder unsere Probleme nachdenken, sondern vielmehr Betrachtung Gottes und der von Gott erschaffenen Welt. – Jeder sollte sich täglich eine Zeitlang in einen stillen Winkel zum Meditieren zurückziehen.“

„Ein Gebet, das auf dem Glauben beruht, es müsste ein Mangel behoben oder ein Wunsch erfüllt werden, entspricht niemals dem wahren, auf Wissen beruhenden Gebet. Ebenso ist ein Gebet, Gott möge etwas tun, senden, beschaffen oder heilen, ohne Kraft.

Das wahre Gebet richtet sich niemals an ein Wesen außerhalb von uns und erwartet auch nichts außerhalb von unserem eigenen Sein. ‚Das Reich Gottes ist in euch‘, und alle Güter müssen dort gesucht werden.

„Wenn wir lernen, auf die Stille, sanfte Stille“ zu lauschen, öffnet der Geist Gottes unser Bewusstsein dem unmittelbaren Gewahrsein spirituellen Reichtums. Dann werden wir von der göttlichen Energie des Geistes erfüllt und durch das Licht der Seele erleuchtet.“

„Es gibt also nicht Gott und dich. Es ist nicht möglich, recht zu beten, solange diese Wahrheit nicht erfasst ist. Und ehe wir nicht unseres wirklichen Verhältnisses zur Gottheit innewerden, ist das Gebet nur blinder Glaube und ein Nicht-Begreifen. Unsere bewusste Wahrnehmung der Einheit des Seins – der Einheit von Leben, Wahrheit, Liebe – ist die Voraussetzung eines erhörten Gebets.“

Mein Fazit

Spiritualität und das spirituelle Bewusstsein stehen im Gegensatz zu den dualistischen Religionen, die Gott als ein separates Wesen darstellen, von dem wir als von ihm getrennte Wesen, als „sündige Menschen“, betrachtet werden. Mit diesem Menschen sind wir identifiziert. Identifiziert sind wir auch mit dem Körper, der wir meinen zu sein, anstatt ihn als spirituelle Wesen zu haben. Diese fürchterliche Identifikation ist die Ursache unseres Leidens auf diese Welt.

Jesus Christus wurde von den dualistischen Religionen als der „Sohn Gottes“ betrachtet, der uns den Weg zu dem von ihm getrennten Gott aufzeigen soll. Wir sind aber alle Söhne/Töchter, Kinder Gottes.

Christus-Bewusstsein, ein anderes Wort für spirituelles Bewusstsein, ist unser wahres Bewusstsein, unser wahres Selbst. Die Botschaft von Jesus „Ich und der Vater sind eins“ gilt für jeden Menschen, was in den Zitaten aus diesem Buch bestätigt wird. Insbesondere die Herausstellung, dass es da nichts außerhalb von uns gibt, zu dem wir beten können, um Hilfe zu erlangen, macht dies deutlich.

Das Bewusstsein, von Gott getrennte Wesen zu sein, das Ego-Bewusstsein, hat die Menschheit und die Welt in die Situation gebracht, in der wir uns gegenwärtig mehr denn je zuvor befinden, Zerstörung der Umwelt, Kriege und unendliches Leiden. Ob die Menschheit und die Welt in ihrer Existenz noch gerettet werden können, hängt davon ab, ob diese Evolution des menschlichen Bewusstseins jetzt stattfinden kann, die Überwindung des gegenwärtigen kollektiven Ego-Bewusstsein zum spirituellen, göttlichen Bewusstsein, wie in diesem Buch beschrieben.

Das Erwachen aus diesen falschen Identifikationen zu dem, was wir wirklich sind, ist die Aufforderung an jeden Menschen, sich dieser Verantwortung bewusst zu sein und durch seine eigene individuelle Evolution zur Evolution der ganzen Menschheit beizutragen.

Die ausgewählten Zitate aus diesem Buch zeigen den Weg zu unserem wahren unendlichen, göttlichen Sein auf. Sie können in diesem Rahmen aber nur Impulse sein. Wer bei sich eine tiefe Resonanz beim Lesen dieser „Wahrheiten“ erfährt, dem empfehle ich, dieses Buch zu lesen.

Zum Abschluss hier noch die Meinung von Eckhart Tolle zu den Büchern von Joel Goldsmith:

Eine neue Generation von reifen Suchern, die für eine wahre Spiritualität empfänglich sind, entdecken nun Joel Goldsmith’s Lehren, die nichts von ihrer Bedeutung, ihrer Lebendigkeit und Kraft verloren haben. Ich stelle mir vor, dass diese Lehren noch mehr die Menschen im 21. Jahrhundert erreichen und beeinflussen, als zu seiner Lebenszeit. Joel Goldsmith’s inspirierende Bücher sind ein vitaler Beitrag zum spirituellen Erwachen der Menschheit.

Das Buch:

Der Unendliche Weg – Joel S. Goldsmith
Heinrich Schwab Verlag – ISBN978-3-7964-0241-8

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