Der wunde Punkt – Wayne W. Dyer

Wayne W.Dyer
ist ein US-amerikanischer Psychologe, Autor und Redner zu Fragen der Selbstfindung und Selbstverwirklichung. Er veröffentlichte über 30 Bücher, hielt Vorträge und sprach in Radio- und Fernseh-Shows. Durch das Buch „Der wunde Punkt“ ist Wayne Dyer auch in Deutschland bekannt geworden.

Text auf der Rückseite des Buches

„Ich bin zu dick. Keiner liebt mich. Ich bin ein Versager“. Jeder Tag im Leben wird zur Qual, wenn man so wenig von sich hält.

Hier liegt unser eigentlicher „wunder Punkt“. Wir haben nur unzureichend gelernt, selbst für uns die Verantwortung zu übernehmen. Allzu leicht lassen wir unsere Umgebung bestimmen, was für uns gut und richtig ist, übernehmen Normen und Verhaltensweisen, an denen wir uns ängstlich ausrichten.

Und hier setzt auch die „Therapie“ von Dr. Dyer an. In seinen zwölf „Beratungsstunden“ erfahren wir viel über uns selbst. Er nimmt uns schrittweise und behutsam unsere Angst, uns auf uns selbst einzulassen, uns mit unseren Schwächen und Stärken zu akzeptieren. Wir begreifen am Ende seiner Behandlung, wie befreiend es für uns – und unsere Mitmenschen – sein kann, wenn wir selbst gelassen die Verantwortung für unsere individuelle Person übernehmen können.

Vorstellung des Buches

Das Buch hat 450 Seiten. Fast jeden Satz hätte ich als Zitat auswählen können. Trotzdem sind es noch weitaus mehr Auszüge als bisher bei meiner Vorstellung von Büchern, die ich ausgewählt habe.

Die „Zwölf Schritte“ entsprechen den 12 Kapiteln des Buches. Dabei habe ich für jedes einzelne Kapitel unterschiedliche Schwerpunkte bei der Anzahl der Zitate gewählt. Das heißt, die Anzahl der ausgewählten Zitate je Kapitel ist sehr unterschiedlich.

Das 12. Kapitel „So lebt man nach der Abkehr von seinen „seelischen Problemzonen“ ist so etwas wie eine Zusammenfassung der in den ersten 11 Kapiteln behandelten Problemzonen. Es ist die Beschreibung eines Menschen, der diese Problemzonen positiv verändert oder sie ganz ausgeräumt hat. Deshalb hier auch wesentlich mehr Auszüge als bei den anderen Kapiteln.

Die Auszüge

I. In eigener Verantwortung

„Wenn Sie über Ihre Schulter schauen, sehen Sie einen ständigen Gefährten. In Ermangelung eines besseren Namens, wollen wir ihn „Ihren Tod“ nennen. Vor diesem Besucher können Sie Angst haben. Sie können ihn aber auch zu ihrem persönlichen Vorteil benutzen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Einerseits die endlose Aussicht des Tot-seins, andererseits das atemberaubende kurze Leben vor Augen haben. Fragen Sie sich: „Sollte ich eigentlich auf all die Dinge, die ich so gerne möchte, verzichten? Sollte ich wirklich mein Leben nach den Vorstellungen anderer einrichten? Ist es wichtig, Besitz anzuhäufen? Ist das Aufschieben auf später die richtige Lebensweisheit? Aller Wahrscheinlichkeit nach lassen sich ihre Antworten ganz kurz zusammenfassen: Lebe … Sei du selbst… Genieße… Liebe.
Sie können also Ihren Tod vergeblich fürchten, Sie können ihn sich aber auch zunutze machen, um wirklich leben zu lernen.

Die Kunst, nicht unglücklich zu sein

„Auf eine neue Art zu denken, ist nicht leicht. Eine Reihe bestimmter Grundgedanken und die sich daraus ergebenden Gedanken sind Ihnen zur festen Gewohnheit geworden. Es bedarf einiger Anstrengung, um alle die Denkgewohnheiten, die Sie sich bis heute angeeignet haben, abzulegen. Glücklich sein ist einfach, aber lernen, nicht unglücklich zu sein, kann ungeheuer schwierig sein.“

Leben Sie im Jetzt und Hier

Behalten Sie, während Sie Ihre innere Fähigkeit abwägen, glücklich zu sein, den Begriff „Lähmung“ im Auge. Daran erkennen Sie negative Gefühle in Ihrem Leben. Möglich, dass Ihnen Ärger, Feinfühligkeit, Schüchternheit und ähnliche Gefühle zeitweise ganz nützlich vorkommen, dass Sie lieber nicht auf sie verzichten möchten. Nehmen Sie in dieser Angelegenheit jedoch den Grad, bis zu dem das betreffende Gefühl Sie lähmt, als Richtschnur“.

„Innere Lähmung, mag sie auch nur leicht sein, kann bekämpft werden, indem man lernt, in der Gegenwart zu leben. Das Leben voll ausschöpfen heißt vor allem, ganz im gegenwärtigen Augenblick und bewusst im Jetzt zu leben. Es ist schon so, dass Ihnen sonst kein Augenblick zur Verfügung steht“.

„Es gibt nichts außer dem Jetzt und Hier, auch die Zukunft ist nichts anderes als ein gegenwärtiger Augenblick, den man lebt, wenn seine Zeit gekommen ist. Eines ist sicher: Sie können die Zukunft erst leben, wenn sie da ist. Das ist in gewisser Weise schon problematisch, da unsere Kultur sehr viel tut, um die Gegenwart herunterzuspielen. Spart für die Zukunft! Denk an die Folgen! Sei kein Genussmensch! Denk an morgen! Sichert Euren Lebensabend!“

„Die Flucht aus der Gegenwart ist in unserer Gesellschaft schon fast zur allgemeinen Krankheit geworden. Ständig werden wir dazu gedrängt, die Gegenwart der Zukunft zu opfern. Die logische Konsequenz dieser Haltung liegt nicht nur in dem Wegfall gegenwärtigen Genießens, sondern darin, dass uns das Glück auf immer durch die Finger rinnt. Bis die Zukunft endlich angebrochen ist, ist sie selbst schon wieder Gegenwart geworden, und wir müssen sie dazu nutzen, uns auf die Zukunft vorzubereiten. Das Glück kommt immer erst am folgenden Tag. Dadurch wird es für immer unangreifbar.“

„Nutzen Sie den jeweiligen Augenblick, den einzigen, den Sie haben. Und denken Sie daran: Erinnern, Wünschen, Hoffen und Bedauern sind zugleich die gebräuchlichsten und gefährlichsten Taktiken, um sich aus der Gegenwart fortzustehlen.“

„Leben Sie so intensiv Sie können. Alles andere ist ein Fehler. Was Sie im Einzelnen tun, ist nicht so wichtig, solange Sie nur wirklich leben. Was haben Sie gehabt, wenn Sie von ihrem Leben nichts gehabt haben?… Jede Zeit, von der man das Glück hat, sie noch zu erleben, ist die richtige Zeit… Leben Sie!“

Seelischen Wachstum bedeutet Leben

„Ihr Streben, in Ihrem Leben so viel Glück und Erfüllung zu finden, wie Sie es sich wünschen, kann aus zwei unterschiedlichen Bedürfnissen herrühren. Die übliche Form dieser Motivationen nennt man „Defizit-Motivation“, während die zweite, die gesündere, als „Wachstumsmotivation“ bezeichnet wird.“

„Wenn Sie sich inneres Wachstum als Ziel gewählt haben, ist persönliche Autonomie in jedem einzelnen Augenblick Ihres Lebens die natürliche Folge. Mit Autonomie ist gemeint, dass Sie selbst über Ihr Schicksal bestimmen. Sie reihen sich nicht ein in die bemühten Streber, die passiv Angepassten, sondern Sie entscheiden selbst über Ihr Leben und Ihre Welt.“

II. Die erste Liebe

Was Liebe bedeuten kann

„Das Wort Liebe hat so viele Definitionen, wie es Menschen gibt, um es zu definieren. Probieren Sie es einmal mit dem folgenden Versuch:

Liebe ist die Fähigkeit und Bereitschaft, den Menschen, an denen uns gelegen ist, die Freiheit zu lassen, zu sein, was sie sein wollen, gleichgültig, ob wir uns damit identifizieren oder nicht.

„Solange Sie für sich selbst wertlos sind, solange Sie sich selbst nicht zu lieben vermögen, können Sie nicht wirklich geben. Wie sollte jemand, der wertlos ist, anderen Liebe schenken? Was wäre solche Liebe schon wert? Und wenn Sie schon keine Liebe geben können, können Sie erst recht keine Liebe empfangen.“

Die ersten Schritte in Selbstbejahung

„Sie selbst bestimmen über Ihren Wert, ohne irgendjemandem darüber Rechenschaft zu schulden. Ihr Wertvollsein, eine Grundtatsache, hat wiederum nichts mit Ihrem Verhalten oder mit Ihren Gefühlen zu tun. Mag Ihnen auch Ihr Verhalten bei einem bestimmten Anlass nicht zusagen, so berührt das doch Ihren Selbstwert nicht. Sie können die Entscheidung treffen, für sich selbst immer wertvoll zu sein, und dann die Arbeit an Ihren Selbstbildern aufnehmen.“

Selbsterniedrigung und was sie Ihnen antut

„Wenn Sie sich dafür entscheiden, sich nicht zu lieben und nicht wichtig zu nehmen, dafür jedoch zu anderen aufzusehen, dann…

  • spendet Ihre Umwelt Ihnen in reichem Maße Mitleid, Aufmerksamkeit, ja sogar Zustimmung, alles zusammen ein willkommener Ersatz für das riskante Unternehmen, sich auf eine Liebesbeziehung einzulassen. Auf diese Weise werden also Mitleid und Aufmerksamkeit zur (selbstschädigenden) Belohnung.
  • werden Sie darauf verzichten können, Ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen und es so zu leben, wie es Ihren Wünschen entspricht, aus dem einfachen Grund, weil Sie gar nicht mehr daran glauben, dass Sie das ersehnte Glück auch verdient hätten.“

Selbstliebe ist erlernbar.

„Das Training der Selbstliebe beginnt in Ihrem Kopf. Sie müssen lernen, Ihre Gedanken zu kontrollieren. Das erfordert immer dann, wenn Sie sich in irgendeiner Weise selbst absetzen oder verurteilen und sich entsprechend benehmen beginnen, einen hohen Grad an Aufmerksamkeit für den gegebenen Augenblick. Gelingt es Ihnen, sich selbst „im Augenblick der Tat“ zu ertappen, dann können Sie sofort den Gedanken, der hinter Ihrem Verhalten steht, in Frage stellen.“


III. Ob die andereren Sie gut finden, ist nicht entscheidend

„Das Bedürfnis nach Bestätigung durch einen anderen Menschen ist schon schlimm genug. Zum Verhängnis wird es, wenn Sie für jede einzelne Ihrer Handlungen die Zustimmung aller Menschen brauchen. Wenn Sie ein solches Bedürfnis mit sich herumtragen, ist Ihnen ein Leben voller Not und Enttäuschung gewiss. Sie werden überdies noch das Selbstbild eines farblosen Niemand verinnerlichen, woraus sich schließlich Selbstablehnung entwickeln muss.“

„Das Bedürfnis nach Zustimmung muss verschwinden! Daran gibt es nichts zu rütteln. Es muss radikal aus Ihrem Leben entfernt werden, wenn Sie je persönliche Erfüllung erlangen wollen. So ein Bedürfnis, das in keiner Weise nutzen kann, wird zur seelischen Sackgasse. Niemand kann durchs Leben gehen, ohne immer wieder Missbilligung auf sich zu ziehen. Das ist der Lauf der Welt, der Tribut, den Sie für Ihr „lebendig sein“ bezahlen“ – eine unumgängliche Tatsache.“

„Als Entschädigung für bestätigungsbedürftiges Verhalten schlägt folgendes zu Buche:

Andern die Verantwortung für Ihre Gefühle zuzuschieben, wenn Sie sich miserabel, verletzt, deprimiert und so weiter fühlen, weil andere Ihnen nicht zugestimmt haben, dann sind jene, nicht Sie, für Ihre Gefühle verantwortlich.“

„Solange die Verantwortlichkeit bei den anderen liegt und Sie sich nicht verändern können, brauchen Sie keine Risiken zu wagen. Folglich hilft Ihnen das Festhalten am Prinzip der Bestätigungssuche, auf angenehme Art alle riskanten Unternehmungen aus Ihrem Leben auszuschalten.“

IV. Vergangenes auf sich beruhen lassen.

„Wer sind Sie, und wie beschreiben Sie sich selbst? Wahrscheinlich werden Sie auf Ihre Vergangenheit zurückgreifen, um diese Frage zu beantworten, auf Ihr vergangenes Leben, das Sie hinter sich gebracht haben, an das Sie aber zweifellos noch gebunden sind und von dem Sie sich nur unter Schwierigkeiten losmachen können.“

„Was für eine Selbstdefinition haben Sie? Sind es fein säuberliche Etiketten, über die Jahre hinweg zusammengetragen? Haben Sie einen ganzen Kasten voller Selbstbeschreibungen, von denen Sie regelmäßig Gebrauch machen? Vielleicht finden sich Redewendungen darunter, wie: Ich bin schüchtern – ich bin faul – ich bin unmusikalisch, ich bin ungeschickt – ich bin vergesslich, und dazu noch ein ganzer Katalog weiterer „Ich bin“ -Sätze, mit denen Sie operieren.“

„Untersuchen Sie, wie stark Sie an Ihre Vergangenheit gekettet sind. Die selbstschädigenden „ich bin“-Erklärungen gehen allesamt auf den Gebrauch der folgenden vier neurotischen Sätze zurück:

  • ‚So bin ich nun mal.‘
  • ‚Ich war schon immer so.
  • ‚Ich kann nichts dafür.‘
  • ‚Das ist halt meine Art‘

„Die ursprünglichen „Ich bin“-Sätze fallen in zwei Kategorien. Die eine Sorte von Etiketten stammt aus Ihrer Umwelt. Sie bekamen sie schon als Kind angeheftet und haben sie brav bis heute mit sich herumgetragen. – Die anderen Kennzeichen sind das Ergebnis einer Entscheidung, die Sie getroffen haben, um unbequemen oder auch schwierigen Arbeiten aus dem Weg gehen zu können.

Der entstehende Gewinn aus dem mit ihren „ich bin“-Floskeln verbundenen Festhalten an Ihrer Vergangenheit, lässt sich leicht mit einem Wort ausdrücken: Vermeidung.“

„Immer, wenn Sie einer bestimmten Betätigung aus dem Weg gehen oder einen Persönlichkeitsdefekt verbergen wollen, bleibt Ihnen die Ausrede eines “ich bin“-Satzes. Wenn Sie lange genug mit diesen Etiketten umgehen, fangen Sie tatsächlich an, selbst daran zu glauben, und in dem Augenblick sind Sie ein Fertigerzeugnis, das bis an das Ende Ihrer Tage so bleiben soll, wie es ist.“

Wie man sich von der Vergangenheit und lästigen Etiketten befreien kann

„Führen Sie Buch über Ihr selbstzerstörerisches „ Ich bin“-Verhalten. Halten Sie jedoch nicht nur die betreffende Handlung fest, sondern auch die Gefühle, die Sie empfanden, als Sie sich auf diese Weise verhielten.

Notieren Sie sich eine Woche lang genau Zeit, Datum und Gelegenheit, bei der Sie ein selbstzerstörerisches Etikett gebraucht haben, und arbeiten Sie dann gezielt darauf hin, die Zahl der Eintragungen zu verringern.“

Anmerkung: Dies ist nur ein Beispiel von insgesamt 9 aufgeführten Möglichkeiten, sich von Vergangenheit und den Etiketten zu befreien.

Schuldgefühle und Sorgen – Emotionen, die nichts bringen

„Wenn Sie glauben, vergangene oder zukünftig Ereignisse dadurch beeinflussen zu können, dass Sie sie bedauern oder sich lange genug darüber Sorgen machen, dann sind Sie auf einem fremden Planeten mit anderen Realitätsbegriffen zu Hause.“

„Schuldgefühle und Sorgen sind wohl mit einigem Recht als die verbreitetsten Formen in unserer Kultur anzuschauen. Die Ersteren bringen Sie dazu, sich ganz auf ein früheres Ereignis zu konzentrieren, sich niedergedrückt oder aufgebracht zu fühlen wegen vergangener Dinge, die Sie gesagt oder getan haben und Ihren gegenwärtigen Augenblick ganz mit Gefühlen über ein längst abgetanes Verhalten auszufüllen.“

Schuldgefühle verhindern das Lernen aus der Vergangenheit.

„Fangen Sie an, die Vergangenheit als unveränderbar zu betrachten, gleichgültig, wie Sie ihr im Einzelnen gegenüberstehen mögen. Sie ist vorbei, keines der von Ihnen gewählten Schuldgefühle kann Sie aus den Angeln heben. Bringen Sie immer wieder den Satz ins Bewusstsein: ‚Meine Schuldgefühle können weder an der Vergangenheit etwas ändern, noch machen sie mich zu einem besseren Menschen.‘ Dieser Gedanke wird Ihnen helfen, Schuldgefühle und Lernen aus der Erfahrung nicht mehr miteinander zu verwechseln.“

VI. Die Lust am Unbekannten

„Ihre seelische Problemzone der Angst vor dem Unbekannten wartet nur darauf, durch neue aufregende Unternehmungen ersetzt zu werden, die Freude in Ihr Leben bringen. Sie brauchen nicht zu wissen, wohin die Reise geht – solange Sie sich nur auf Ihren Weg gemacht haben!“

VII. Schluss mit Konventionen

„Es gibt keine Regeln, Gesetze oder Traditionen, die universell gültig wären… diese eingeschlossen.“

„Es gibt unselige „Du solltest“-Gebote auf der Welt, die die Menschen ungeprüft zu einem Bestandteil ihrer Verhaltensmuster machen, und die Summe dieser Solls bildet eine ausgedehnte seelische Problemzone. Vielleicht befolgen Sie eine Reihe von Regeln und Prinzipien, von denen Sie nicht einmal wirklich überzeugt sind, von denen Sie sich jedoch anderseits auch nicht lösen können, um für sich selbst zu entscheiden, was für Sie sinnvoll ist und was nicht.“

VIII. Die Gerechtigkeitsfalle

„Wenn die Welt so eingerichtet wäre, dass alles immer gerecht zugehen müsste, dann könnte kein Lebewesen auch nur einen einzigen Tag überleben. Den Vögeln wäre es nicht mehr erlaubt, Würmer zu fressen, und jedermanns Eigeninteresse wäre Genüge zu tun.“

VIIII. Das ewige Auf-die-lange-Bank-Schieben

„Etwas auf später zu verschieben, kostet Sie auch nicht einen einzigen Tropfen Schweiß.“

X. Demonstrieren Sie Ihre Unabhängigkeit

„Innere Unabhängigkeit besteht darin, auf andere nicht angewiesen zu sein. „Angewiesen“ wohlgemerkt, nicht „wollen“! In dem Moment nämlich, in dem Sie auf andere Menschen angewiesen sind, werden Sie verletzlich, zum Sklaven. Sollte der Mensch, auf den Sie angewiesen sind, weggehen, sich anders entscheiden oder sterben, dann führt kein Weg an innerer Lähmung und einem Zusammenbruch vorbei.“

„Indessen lehrt uns die Gesellschaft von einem ganzen Rattenschwanz von Leuten, bei den Eltern angefangen, abhängig zu sein. Womöglich halten sie in vielen Fällen noch die Hände auf, um zu bekommen, was sie suchen. Solange Sie das Gefühl haben, etwas nur deshalb tun zu müssen, weil es in einer bestimmten menschlichen Beziehung von Ihnen erwartet wird, solange Sie mit Ressentiments reagieren, wenn Sie diesen Erwartungen nachkommen, und mit Schuldgefühlen, sobald Sie es unterlassen – solange haben Sie sich unter diejenigen zu zählen, für die es gilt, sich dieser seelischen Problemzone zu stellen.“

„Das Beseitigen innerer Abhängigkeit fängt bei Ihrer Familie an, bei der Art, wie Ihre Eltern Sie als Kind behandelt haben und wie Sie heute mit Ihren eigenen Kindern umgehen. Wie viele innere Maximen, die Abhängigkeitsverhältnisse unterstützen, tragen Sie immer noch mit sich herum? Wie viele zwingen Sie ihren Kindern auf?“

XI. Der Ärger hört für immer auf.

„Als Erstes und Wichtigstes: Werden Sie sich der Gedanken bewusst, die Ihren Ärger begleiten. Weisen Sie sich selbst darauf hin, dass Sie nicht notwendigerweise so zu denken brauchen, nur weil Sie es immer so gemacht haben. Auf die Bewusstwerdung kommt es an.“

XII. So lebt man nach der Abkehr von seinen seelischen Problemzonen

„Der Mensch, der alle Verhaltensweisen, die unmittelbar mit seelischen Problemzonen zusammenhängen, positiv verändert oder ausgeräumt hat, mag als eine fiktive Gestalt erscheinen, von selbstzerstörerischem Verhalten frei zu sein. Sie ist dennoch keine reine Fiktion, sondern eine reale Möglichkeit. Auch für Sie ist es erreichbar, Ihr Leben voll zu leben, genau wie Sie sich für eine vollkommene, sich im gegenwärtigen Augenblick manifestierende geistige Gesundheit entscheiden.“

„Woran können Sie es erkennen, dass Sie es mit Menschen zu tun haben, die Ihre seelischen Probleme positiv verändert oder ausgeräumt haben?
Als erstes fällt ins Auge, dass diese Menschen das Leben lieben, ganz ohne Einschränkungen. Sie fühlen sich wohl, ganz gleich, was immer sie auch machen, und verschwenden ihre Zeit niemals mit Klagen oder Wünschen, alles sollte lieber anders sein.“

„Wenn Sie mit solchen Menschen zusammen sind, wird Ihnen auffallen, dass sie weder nörgeln noch jammern, ja nicht einmal passiv seufzen.“

„Gesunde, erfüllte Menschen, sind frei von Schuldgefühlen und den begleitenden Ängsten, die immer dann auftreten, wenn gegenwärtige Augenblicke dazu benutzt werden, sich durch Geschehnisse der Vergangenheit lahmlegen zu lassen.“

„Menschen ohne wunde Punkte sind entsprechend auch Sorglose. Umstände, die viele Leute zur Raserei treiben, berühren diese Individuen kaum. Sie weigern sich rundheraus, sich Sorgen zu machen, und halten sich ganz frei von der damit einhergehenden Angst. Sie können sich gar nicht sorgen. Es liegt ihn einfach nicht.“

„Sie sind ganz auf den gegenwärtigen Augenblick bezogen und verfügen über ein inneres Alarmsystem. Sie leben weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft, sondern im Jetzt. Das Unbekannte birgt für sie keine Schrecken, und sie suchen aktiv nach neuen, ungewohnten Erfahrungen.“

„Solche gesunden Menschen sind auffallend unabhängig. Sie sind aus dem Nest ausgeflogen. Mögen sie ihre Familie auch aufrichtig und innig lieben, so sehen sie doch Unabhängigkeit in allen Beziehungen. Persönlich von allen Erwartungen frei zu sein, ist ihnen viel wert. Ihre Beziehungen gründen sich stets auf das Recht jedes Partners, für sich selbst zu entscheiden. Diese Menschen können einander lieben, ohne ihm ihre Werte aufzwingen zu wollen.“

„Wir werden bei diesen glücklichen, erfüllten Menschen auf einen außergewöhnlichen Mangel an Bestätigungsstreben stoßen. Sie können sehr gut ohne die Bestätigung und den Beifall von anderen auskommen.“

„Sie können lachen und verstehen es auch, Heiterkeit um sich zu verbreiten. Es gibt keine Lebenslage, an der sie nicht auch das Komische sehen, und sowohl bei den absurdesten als auch den feierlichen Angelegenheiten können sie sich das Lachen nur schwer verbeißen.“

„Sie sind Menschen, die zu sich selbst ja sagen, ohne zu klagen. Sie wissen, dass sie menschliche Wesen sind und dass bestimmte Eigenarten einfach zu Menschen gehören.“

„Solche Menschen können sich in das Verhalten anderer hineinversetzen. Was anderen oft als komplex und undurchschaubar erscheint, sieht in ihren Augen klar und verständlich aus.“

„Ein weiteres Kennzeichen dieser ihr Leben intensiv ausschöpfenden Menschen ist Aufrichtigkeit. Weder geben sie ausweichende Antworten noch heucheln sie anderen etwas vor oder lügen.“

„Diese Menschen suchen die Fehler nie bei anderen. Ihrer Persönlichkeitsorientierung gemäß sind sie nach innen gewendet. Sie weigern sich, anderen die Verantwortung zuzuschieben, für das, was sie sind.“

„Entsprechend haben sie auch keine Zeit dafür übrig, über ihre Mitmenschen zu reden und sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was sie denn eigentlich so tun und lassen. Sie sprechen nicht über andere Leute, sondern mit ihnen.“

„Solche glücklichen Individuen kommen in bewundernswerter Weise ohne Abwehrhaltung aus. Sie versuchen nicht, die anderen mit kleinen Spielchen zu beeindrucken.“

„Und was das Allerwichtigste ist: Diese Menschen lieben sich selbst. Sie werden vom Wunsch, sich weiter zu entfalten, angetrieben. Im Zweifelsfalle ziehen sie es immer vor, gut mit sich selbst umzugehen. Für Selbstmitleid, Selbstablehnung oder Hass haben sie nichts übrig. Wenn Sie sie fragen sollten: „Mögen Sie sich selbst? ,werden Sie ein schallendes „Aber sicher!“ zur Antwort bekommen.“

„Indem Sie Ihren gegenwärtigen Augenblick zu größtmöglicher Erfüllung nutzen, können auch Sie sich zur Schar dieser Menschen hinzugesellen, anstatt Ihr Leben als Beobachter am Rande zu fristen. Freiheit von seelischen Problemen – was für eine herzerfrischende Aussicht! Sie können sich noch in diesem Augenblick dafür entscheiden – wenn Sie nur wollen!“

Mein Fazit:

Bei der Betrachtung nahezu aller dieser Problemzonen geht es um das Erkennen der von unserer Umwelt geschaffenen Konditionierungen, Prägungen und Glaubensmuster. Mir gefällt der Begriff „Kulturhypnose“ als Bezeichnung für diese Einflüsse der Umwelt, die uns von unserem wahren Selbst entfremdet haben. Aus dieser Hypnose müssen wir aufwachen, um das zu leben, was wir sind.- Das ist die Zielsetzung des Buches.

Sich von diesen Konditionierungen zu befreien, erfordert Willenskraft, Ausdauer und ein Beobachten der Gedanken, die aus dem konditionierten Autopiloten in unserem Gehirn ständig in unser Bewusstsein eindringen. Im unbewussten Zustand haben uns diese Gedanken, dominieren uns. Wir werden zu Robotern. Im bewussten Zustand kann man diese Gedanken beobachten, nimmt sie wahr, man hat sie. Das gehört zum Wesen von Lebendigkeit, man hat eine Wahl und kann entscheiden, welche Gedanken man haben möchte, um glücklich und nicht unglücklich zu sein.

Das Buch:

Wayne W. Dyer
„Der wunde Punkt“
Rowohlt Taschenbuch- Verlag
ISBN 978-3-499-17384-4

Weiteres Buch von Wayne Dyer:

Ändere Deine Gedanken und Dein Leben ändert sich

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