Spirituelles Leben – Wie es von Meister Eckhart gelehrt wurde.

Zu lange haben wir geglaubt, das Göttliche sei außerhalb von uns. Dieser Irrglaube hat unsere Sehnsucht auf katastrophale Weise überbeansprucht.

Jon O‘Donohue

Wenn wir unsere Sehnsucht auf eine ferne, äußere Gottheit richten, setzen wir unser Vermögen, uns zu sehnen, einer unerträglichen Belastung aus.

Jon O‘Donohue

Einleitung

Wer ernsthaft danach strebt, das zu leben, was er in seiner wahren Natur ist, für den ist es unerlässlich, sich mit den Weisheiten der großen Mystiker in Ost und West zu beschäftigen.

Der größte und einflussreichste Mystiker unserer westlichen Kultur war Meister Eckhart.
Er wurde 1260 in Hochheim geboren und starb 1328 in Avignon. Als Jugendlicher trat er in den Orden der Dominikaner ein, wo er später hohe Ämter bekleidete. – Nach langjähriger Tätigkeit im Dienst des Ordens wurde Eckhart in seinen letzten Lebensjahren wegen Häresie (Irrlehre, Abweichung von der Rechtgläubigkeit) denunziert und angeklagt.

Ich habe das Zitate von Jon O’Donohue aus seinem Buch Anam Cara – Seelenfreund als Hinführung zu dieser Thematik gewählt, weil Meister Eckhart diesem Irrglauben, dass das Göttliche, außerhalb von uns existiert, ein Ende bereitet hat. Das war der Grund, weshalb er von der institutionellen Kirche als Häretiker angeklagt wurde.

Da die Sprache der damaligen Zeit, in der Meister Eckhart gelehrt hat, sehr schwierig zu verstehen ist, habe ich ein Buch als Grundlage ausgewählt, welches die Lehre Meister Eckharts in sehr verständlicher Sprache vermittelt.
Der Autor heißt Cyprian Smith, Benediktiner im Ampleforth College in England. Das Buch existiert leider nur in englischer Sprache. Ich kenne aber kein vergleichbares Buch in deutscher Sprache, welches in ähnlich verständlicher Sprache die Lehren Meister Eckharts vermittelt.

Mit dem Wort Gott, das Eckhart in seiner Sprache häufig benutzt, haben viele Menschen ein Problem. Wir sind damit aufgewachsen, dass Gott als ein separates Wesen existiert, von dem wir getrennt sind. Das verbinden wir meistens auch weiterhin bewusst oder unbewusst mit dem Namen Gott.

Das Tao Te King von Laotse, eines der größten und bekanntesten Werke der östlichen Philosophie, beschreibt das Tao als die treffendste Beschreibung von Gott.
Das Tao ist kein Wesen, dass außerhalb von uns existiert. Es ist der Ursprung, die Quelle allen Lebens und Seins. Aus dieser Quelle strömt das Göttliche, die göttliche Energie, ohne die nichts existiert. Es ist die Quelle jeglichen Lebens und Seins.
Diese Quelle existiert im Urgrund unserer Seele. Eckhart bezeichnet diesen Urgrund als den Kern unserer Existenz, unseres Wesens. Er ist unserer wahres Selbst.

Das neue Paradigma basiert auf dieser Erkennens des wahren Selbst. Das alte Paradigma ist mit dem Ego-Bewusstsein identifiziert, aus dem man sich als ein von Gott und der Natur getrenntem Wesen betrachtet. Dieses Bewusstsein, vom Göttlichen getrennt zu sein, hat zu den Problemen geführt, die wir in der Welt haben und die in unserer gegenwärtigen Zeit mehr als je zuvor existieren: Zerstörung der Natur, der Umwelt, Kriege, Zwietracht usw. Dieses Bewusstsein wird zum Auslöschen der Natur und der Menschheit führen, wenn nicht ein evolutionärer Wandel des Bewusstseins im Sinne dieses Paradigmenwechsel stattfindet.

Es gibt eine Hoffnung, dass dies geschehen kann, denn immer mehr Menschen in unserer gegenwärtigen Zeit erwachen zu diesem wahren Selbst. Beigetragen haben dazu vor allem die Weisheiten von Mystikern aus allen Religionen der uns bekannten Geschichte der Menschheit. Sie waren nie bekannter und aktueller als in der gegenwärtigen Zeit. In der östlichen Philosophie ist es zum Beispiel das Zen und die Praxis von Zen-Meditation, die uns in Einklang mit unserem Selbst führt.

In unserer westlichen Welt hat vor allem Meister Eckhart uns den Weg zu unserem wahren Selbst, dem Göttlichen im Urgrund unserer Seele aufgezeigt. Seine Lehren sind der Weisheit des Zen sehr ähnlich.

Im Folgenden Zitate aus dem Buch „Spirituelles Leben wie von Meister Eckhart gelehrt.“

Gott kann nur in unserem Inneren erfahren werden.

Meister Eckhart verstand, dass spirituelles Leben nur dann eine Bedeutung hat, wenn es in unserem Inneren stattfindet.- Für ihn kann Gott nur als eine Wirklichkeit aus unserem Inneren erfahren werden.

Das Verlangen nach diesem Wissen, diesem Durst nach Gott ist unserer Natur nicht fremd…. Dieses Verlangen existiert bereits in unserem Herzen… Der einzige Grund, warum es uns nicht gelingt, dieses Wissen in uns wahrzunehmen ist, dass wir zu sehr beschäftigt sind mit dem Müll in unserem Kopf, mit unseren Sorgen und den vom Ego geprägten Ambitionen. Wenn man diese überwindet, wird unser wirkliches Verlangen, das tief in unserem Innern existiert, wie eine Flamme in uns aufleuchten und in uns einen Himmel erscheinen lassen, der unsere wahre Heimat ist.

Die wichtigste Voraussetzung, um Gott in dem Kern unseres Inneren zu erfahren, ist, dass man alles das loslässt, was nicht Gott ist. Dann kann ein Funke von Gewahrsein in uns erwachen, den Eckhart die Geburt Gottes in unserer Seele nennt.

Wenn damit ein Prozess des Erforschens bewirkt wird, kann dieser Funken von Wahrnehmung allmählich das ganze Bewusstsein beleuchten. Dies ist eine Aufgabe, die während unseres ganzen Lebens dauern kann.

Das Problem ist, dass wir unser Wissen zu sehr nur auf ein Weniges beschränken. Während des größten Teils unseres Lebens laufen wir blind, mechanisch, in einem Halbschlaf daher und nutzen nur ein Viertel unserer natürlichen Macht von Erkenntnis, die uns gegeben wurde. – In uns existiert ein Wissen von Dingen, die weit über dem liegen, was wir sehen, hören, riechen, berühren, fassen oder uns vorstellen können, ein Wissen, das bis zu Gott reicht.

Gott kann nicht durch unsere Sinne erfasst, begriffen werden und auch nicht durch logisches und abstraktes Denken. Dazu ist ein höheres Wissen erforderlich, das nicht durch unsere Sinne oder durch Ideen gekennzeichnet ist.

Aber dieses Wissen alleine genügt nicht. Es reicht nicht, dass man mit Ihm eine Kommunion oder eine Ähnlichkeit erfährt. Es strebt nach wirklicher Einheit, dem Auflösen von Ich und Du. Man ist nicht länger wie Gott, man ist Gott geworden. Wörtlich formuliert das Eckhart wie folgt:
Die Seele ist eins mit Gott…. Wo Gott ist, da ist auch die Seele… und wo die Seele ist, das ist auch Gott… Dieses Wissen ist diese brennende Sehnsucht nach der Einheit mit Gott, das alle Schleier und Unterschiedlichkeiten durchschneidet.“

In dieser Einheit zu leben, ist nicht einfach. Es bedarf viel Mut, bereit zu sein, sich in diese Leere zu begeben. Es verlangt, dass man die vielen Dinge, die einem vertraut sind, die eine vermeintliche Sicherheit vermitteln, loslässt. Nur wenige Menschen erkennen dies, sehen darin keinen Wert oder eine Notwendigkeit.

Das Ziel unserer Suche ist die letzte Wirklichkeit, die man nicht benennen kann, für die es kein Bild gibt, die weder eine Qualität hat noch von irgendwas unterschieden werden kann…. Wir verstehen es nur in einer Art von unwissendem Wissen. Doch Eckhart selbst benutzte Bilder, um diese bild-lose Wirklichkeit hervorzurufen. Er nannte sie Quelle, die Wurzel, der Urgrund, die schweigende Wüste.

Der Urgrund unserer Seele

Um mit dem Urgrund der Seele in Kontakt zu sein, ist es erforderlich, sich völlig von der alltäglichen Welt, von dem, was wir meinen zu sein und was wir unser Leben nennen, zu lösen… Man muss Zeit und Raum transzendieren, überschreiten. Wenn man mit dem Urgrund der Seele eins ist, kümmert man sich nicht mehr um Vergangenheit und Zukunft. Man lebt ausschließlich im gegenwärtigen Augenblick. Dieser Augenblick wird durchdrungen von göttlichem Licht. Und nur in diesem Augenblick erfährt man die Ewigkeit.

Dieser Urgrund der Seele ist unser wahres Selbst. Aber wir können es nicht erfahren, bevor wir uns von dem, was wir sonst unser Selbst nennen, völlig lösen.

Die meiste Zeit in unserem Leben verbringen wir mit Projektionen und falschen Identifikationen. Wir bilden uns ein, dass wir die Gedanken, die Gefühle, unsere Aktionen und unsere Rollen, die wir in dieser Welt spielen „sind“. Alles das muss man gehen lassen. Wir müssen lernen, nicht irgendetwas zu sein sondern einfach nur zu sein.

Der Urgrund unserer Seele hat keine Ambitionen, keine Ziele, nicht einmal das Ziel, zu erfahren, wer man ist. Er ist einfach frei, ruhig, offen und rezeptiv für die Wirklichkeit des gegenwärtigen Augenblicks.

Es ist dieser Urgrund, sagt Eckhart, der das wahrste und tiefste Bild von Gott im Menschen ist. Dieses Wort hat die größte Affinität mit Gott. Gott, in seiner wahrsten Bedeutung hat keinen Namen. Es ist nicht der Gott, von dem wir ein Bild haben und zu dem wir beten. So hat auch der Urgrund unserer Seele keinen Namen. Deswegen sagt Eckehart „Gott, ist namenlos, unbeschreiblich. Der Urgrund der Seele ist ebenso unbeschreiblich. Es ist das Heiligtum in uns, wo wir Gott begegnen und mit Ihm eins werden.“

Wie kommt man mit dem Urgrund in Kontakt?

Wenn wir meinen, wir brauchen nur die Augen zu schließen und für ein paar Stunden zu meditieren und meinen, dann gelangen wir zum Urgrund der Seele, dann liegen wir völlig falsch. Es gibt keinen sichereren Weg, dieses Ziel zu verfehlen. Wir können es nicht erreichen, wenn wir uns entscheiden, nun mit dem Urgrund der Seele in Kontakt zu kommen.

Wir kommen mit dem Urgrund in Kontakt, wenn wir es ohne jede Absicht tun, wenn wir ohne Erwartungen uns einfach entspannen und offen sind im gegenwärtigen Augenblick, für das, was spontan geschieht. Je tiefer wir das tun können, je mehr erfahren wir diesen Urgrund in unserer Seele. (Anmerkung: Das ist auch das Wesen der Zen-Meditation)

Die Reise in die Tiefen Gottes ist identisch mit der Reise in die Tiefen unseres Selbst… Eckhart betont mit großer Empathie, dass Gott nicht in der äußeren Welt gefunden oder erfasst werden kann, sondern nur in unserer inneren Welt. Wenn wir ihn in der äußeren Welt suchen, finden wir ihn nirgendwo. Wenn wir ihn in unserer inneren Welt suchen, ist er überall…. Das, was in unserem tiefsten Innern ist, das ist dieser Urgrund.

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ (Johannes 1:1).

Dieser Aussage des Evangelisten misst Eckhart ein tiefe Bedeutung zu. Er sagt, es ist das Wort, durch das wir in Einheit sind mit Gott. Durch das Wort wird die Tiefe Gottes der Welt vermittelt, durch das gleiche Wort sprechen wir und die Welt in die Tiefen Gottes…

Wenn wir es hören könnten, würde es den Kern unseres Seins erschüttern. Aber wir hören es nicht, wir sind unfähig, es zu hören, weil wir vergessen haben, was ein „Wort“ ist. Ein „Wort“ hat drei Eigenschaften:

  1. Es ist Kommunikation. Es sagt uns etwas.
  2. Es ist die Wahrheit. Es teilt uns mit, was wirklich ist.
  3. Es kommt aus den Tiefen des Sprechers, d.h. es kommt aus der Stille und kehrt wieder dorthin zurück. Es ist präzise die Stille, die Tiefe, die es wahr macht.

Die meisten Worte, die wir benutzen, sind oberflächlich. Das Meiste unserer täglichen Kommunikation wiederholt sich, ist mehr ein Gerede, das nichts wirklich Bedeutendes ausdrückt. Es hat nur ein Ziel: Eine Lücke zu füllen. Welche Lücke? Die Lücke der Stille.

Stille ist eines der meist gefürchteten Dinge in einer Welt von Leere, weil Stille uns in Kontakt mit unserem Innern bringt.

Doch kein Wort, wie eloquent es auch sein mag, kann diese wirkliche Tiefe, Wahrheit und Macht haben zu kommunizieren, bis es aus dieser Tiefe herrührt, es sei denn, es drückt etwas aus anstatt diese Stille auszulöschen.

Dies ist eine Wahrheit, die wir in unserem täglichen Leben bestätigt bekommen. Wenn zwei Menschen sich sehr gut kennen und sich tief verbunden fühlen, dann brauchen sie nicht unentwegt zu reden. Oft zählt das Unausgesprochene mehr als das Ausgesprochene. Es ist das, was aus unserer Tiefe kommt und das mehr aus der Stille wirkt anstatt eine Lücke zu sein die mit Gerede überwunden wird.

Man kann das mit Musik vergleichen, die Gedanken, Gefühle, und Resonanzen bewirkt. Sie ist daher vielmehr ein „Wort“ als alles das, was gesprochen wird oder was man in Büchern liest. Sie hat die gleiche Beziehung zur Stille. Es gibt Musik, die genauso lärmen kann, um die Stille zu überwinden. Und da ist Musik, die die Stille in uns berührt. Das ist die wahre Musik, weil sie aus unserer Tiefe kommt, aus dem, was wirklich echt ist.

Es sind die Geräusche der Natur, die größtenteils aus unserer modernen Welt verbannt sind, deren Charakter es ist, dass sie uns zur Stille führen anstatt sie zu füllen. Jeder, der den Geräuschen des Windes lauscht, wenn er die Blätter der Bäume bewegt oder dem Brechen der Wellen des Meeres am Strand zuhört, wird keine Schwierigkeit haben, dies zu verstehen.

Anmerkung:
Eckhart benutzt häufig den Begriff „Abgeschiedenheit“, um den Weg zur Stille und damit den Weg zum Urgrund unseres Seele zu erfahren. Der Begriff des Alleinseins, bei sich selbst einzukehren, beschreibt diese Art von Abgeschiedenheit. Auch der Eremit, der Einsiedler, lebt in dieser Abgeschiedenheit von der äußeren Welt. In dieser Abgeschiedenheit findet man diese Stille. Sie ist der Raum des Urgrundes unserer Seele, unseres wahren Selbst.

Spirituelles Leben

Was spirituelles Leben in seiner Tiefe wirklich bedeutet ist nicht, an Gott zu glauben, oder Ihn zu verehren, sondern in Gott zu leben und in Ihm aufzugehen. Wir folgen nicht nur Christus, wir leben in Christus, teilen seine Beziehung zum Vater, sind ebenso Söhne wie er Sohn ist.

Eckhart weigert sich, die Geburt Jesu Christi nur als ein historisches Ereignis zu betrachten. Er drückt das so aus:
Warum ist Gott Mensch geworden? Ich würde sagen, weil Gott in der Seele des Menschen geboren und die Seele in Gott geboren wurde. Gott hat die Welt erschaffen und alle engelhaften Wesen, so dass Gott in der Seele und die Seele in Gott geboren werden kann.“

Was aber ist Eckharts Konzept von Christus? Es ist, dass Gott und der Mensch eins sind. Und was ist sein Konzept von einem Menschen? Es ist, dass er fähig ist, eins mit Gott zu werden. Das heißt: Gott wurde Mensch, so dass der Mensch Gott werden konnte.

Das Geheimnis von Gottes Menschwerdung ist somit das Geheimnis der Vergöttlichung des Menschen. Das ferne Ereignis in Betlehem kann nur völlig verstanden werden, wenn es in uns gegenwärtig, in uns verwirklicht wird, uns mit Gott vereinigt: „Jetzt!“

Das ist Eckharts Antwort auf ein Problem, das viele Menschen von heute verwirrt, nämlich wie kann man die Bedeutung von Christus modernen Menschen und der modern Welt verständlich machen.

In dem Augenblick, in dem wir zu unserer wahren Natur erwachen, werden wir erstaunt und zugleich erschrocken sein, was wir bisher als unser „eigenes“ Leben betrachtet haben. Gedanken und Gefühle sind mehr oder weniger nichts anderes als ein robotergleiches Reagieren auf die uns einprogrammierten Konditionierungen. Eckhart spricht häufig von „frei sein“… Wenn wir aus dem Urgrund unserer Seele leben. dann haben wir diese Freiheit erreicht. Man ist befreit von all diesen Konditionierungen und falschen Bildern, die wir von uns selbst haben.

Zeitfreiheit

Eckhart hat in einer Predigt einmal prophezeit, dass es einmal keine Zeit mehr geben wird, was wie eine Apokalypse verstanden werden kann. Unsere Aufgabe wird es dann sein, uns ganz auf den gegenwärtigen Augenblick und seine Anforderungen zu konzentrieren und uns ganz von Zeit und Raum zu lösen. Das ist auch das Ziel der Inkarnation Gottes, denn Gott ist nicht Mensch geworden, um uns zu Sklaven der Geschichte zu machen sondern uns davon zu befreien….

Anmerkung: Es ist bemerkenswert, dass einer der bekanntesten spirituellen Lehrer unserer Zeit, den Namen Eckhart angenommen hat. Im Mittelpunkt dessen, was er vermittelt, findet sich diese Prophezeiung von Meister Eckhart wieder. Es ist Eckhart Tolle, der vor allem durch sein Buch „Das Jetzt – die Kraft der Gegenwart“ bekannt geworden ist. In den vielen Vorträgen, die auch bei Youtube zu hören und zu sehen sind (s. Link unten!), versucht er immer wieder deutlich zu machen, dass die Zeit eine Illusion ist, die nur durch unser Denken und die in unserem Gehirn gespeicherten Erinnerungen existiert. Ohne das Denken an die Vergangenheit und die Bilder, die man sich von der Zukunft macht, gibt es die Zeit nicht. In dem neuen Bewusstsein sind wir uns auch weiterhin in unserem Leben auf der Erde des Wechsels von Kommen und Gehen von Dingen und Ereignissen bewusst, Zeit ist aber dann keine Wirklichkeit mehr für uns, wir sind frei davon.

Fazit:

Wir bleiben schlicht und einfach deswegen von der reichen Welt der Seele ausgeschlossen, weil wir nicht bereit sind.
Unser Mangel an Bereitschaft wird oft durch Blindheit verursacht, durch Angst und mangelhaftes Selbstwertgefühl.

Jon O’Donohue

Dieses Zitat möchte ich ergänzen mit einem Zitat aus dem hier vorgestellten Buch:

In dieser Einheit zu leben, ist nicht einfach. Es bedarf viel Mut, bereit zu sein, sich in diese Leere zu begeben. Es verlangt, dass man die vielen Dinge, die einem vertraut sind, die Sicherheit vermitteln, loslässt. Nur wenige Menschen erkennen dies, sehen darin einen Wert oder eine Notwendigkeit.

Auch der Autor dieses Buches macht wie Jon O’Donnohue den Mangel an Bereitschaft dafür verantwortlich, dass die Mehrheit der Menschen auch heute noch nicht die Notwendigkeit erkennen will, dass diese radikale Änderung im Bewusstsein erforderlich ist, um Erde und Menschheit vor dem drohenden Untergang zu retten.

Das aufzugeben, an was man bisher geglaubt hat, was man als Wirklichkeit betrachtet hat, setzt voraus, das alles loszulassen, mit dem man bisher vertraut war, was man zu wissen glaubte. Das Ego jedoch braucht das Vertraute und Gewohnte. Ohne die vielen Identifikationen mit etwas, diesem Bild von einem Ich, welches man meint zu sein, kann das Ego nicht mehr existieren. In die Leere, in das Nichts, in das Nicht-Wissen zu gehen, bedeutet seinen Tod.

Es ist eine Art von Sterben, welches wirklich Mut erfordert. Es gibt eine oft zitierte spirituelle Weisheit, dass man sterben muss, bevor man stirbt, dann kann man nicht mehr sterben. Wenn wir den Körper verlassen, müssen wir alles uns Vertraute und alles, mit dem wir identifiziert waren, loslassen. Dann müssen wir in diese Leere gehen. Und deshalb gibt es die Angst vor dem Tod. Diese Angst vor der Leere ist die Urangst, aus der alle anderen Ängste entstehen. Wenn wir jetzt schon erkennen, dass unser wahres Selbst ewig ist, dann gibt es diese Angst nicht mehr.

Man muss also tatsächlich Mut haben, um für diesen Gang in die Leere bereit zu sein. Das ist der Grund, warum bei den meisten Menschen diese Bereitschaft (noch) nicht vorhanden ist. Die Zeichen der Zeit, dass der Menschheit der kollektive Tod droht, wenn kein durchgehender Wandel in unserem Bewusstsein stattfindet, werden von den meisten Menschen nicht erkannt. Politik und Medien wollen auch nicht, dass dies erkannt wird und verschleiern diese Gefahren.

Das kollektive Bewusstsein bildet sich aus dem Bewusstsein jedes einzelnen Menschen in der Menschheit. Folgerichtig trägt jeder Mensch quasi als ein Zelle der Menschheit auch Mitverantwortung für das kollektive Bewusstsein.

Wenn das erkannt wird, hat die Frage, ob diese Bereitschaft zu einem grundsätzlichen Bewusstseinswandel, dem Loslassen des Vertrauten und Bekannten und sich mutig in diese Leere zu begeben, wirklich notwendig ist, keine Grundlage mehr. Die Not ist bereits so groß, dass eine Wende unerlässlich ist.

Quelle der Zitate:

Cyprian Smith

The Way of the Paradox Spiritual Life as taught by Meister Eckhart

Darton-Longman+Todd Verlag
ISBN 10 0-232-52520-5

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